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Letzte Frage im August

Herr Kummer weiß Antwort

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Sehr geehrter Herr Kummer, hundert Polizisten finden etwas Marihuana im Stadthallenpark –[nbsp]jetzt werden dort die Hecken gestutzt. Wäre es für das[nbsp]Sicherheitsbedürfnis der Chemnitzer nicht sinnvoller, sämtliche[nbsp]Grünanlagen der Stadt abzuholzen?

Gemach, gemach, lieber Leserbriefschreiber, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, ein wirklich sicheres Chemnitz wünschen wir uns alle, aber wir müssen Geduld haben. Einiges wurde bereits erreicht, die Allee an der Reichenhainerstraße, unter deren schützendem Blätterdach Rudel von enthemmten Studenten ungestört ihre Notdurft verrichten und Prüfungsaufgaben verkaufen konnten, wurde zum Großteil abgeholzt. Die unterirdisch fließende Chemnitz, in deren Tunneln osteuropäische Diebesbanden ihre Befehlszentralen unterhielten, wurde aufgedeckelt. Die GGG riss in den vergangen Jahren zahlreiche leerstehende Gebäude, Nester der organisierten Kriminalität, ab und patriotische Bürgerstreifen sorgten zumindest auf dem Kassberg, in Ebersdorf und Kappel dafür, dass sich die Chemnitzer Frauen nach 18 Uhr wieder auf die Straße trauen können. Jetzt endlich geht es dem Herz der Finsternis, dem Stadthallenpark, an den schmutzigen Kragen. Bereits im Mai dieses Jahres meldete sich die heimische Polizei mit einem kräftigen Fanfarenstoß: „An alle Dealer, Diebe und Gewalttäter im Umfeld des Stadthallenpark Chemnitz. WIR HABEN EUCH IM VISIER“ kommunizierten die Ordnungshüter in den sozialen Netzwerken. Nun der Paukenschlag, bei der kürzlich erfolgten Großrazzia wurden 170 Personen in den Grünanlagen kontrolliert. Die Beamten stellten in neun Fällen betäubungsmittelähnliche Substanzen und einen Elektroschocker sicher. Nach dieser Aktion schickte die „Freie Presse“ ihren tapfersten Journalisten in den Park. Er beobachtete Fälle von Wildpinkelei, heimlichem Alkoholgenuss und einen Mann der „seiner Verdauung freien Lauf“ ließ. Er dokumentierte auch verbale Untaten, wie[nbsp] zum Beispiel „Du alte Pottsau“ und beschrieb, dass „ein Wort, das wie Haschisch klingt“ die Runde machte. Jetzt wird auch dem gutmütigsten Bürger klar, für das Verbrechernest Stadthallenpark muss eine radikale Lösung gefunden werden. Das Stutzen der blickdichten Hecken kann nur ein erster Schritt zur Kriminalitätsbekämpfung sein. Schauen wir nach Frankreich, hier entwickelte die Ministerin für Städtepolitik einen „Plan gegen die Herumgammelei“ und der damalige Innenpolitiker Nicolas Sakozy meinte bereits 2005, Teile der Kommunen müssen „mit dem Kärcher gesäubert werden“. Will man auch hier städtische Brennpunkte mit einem Hochdruckreiniger dauerhaft vom kriminellen Schmutz befreien, reicht ein Heckenschnitt natürlich nicht. Abholzen, betonieren, hell kacheln und mit Kameras bestücken, so lautet das Gebot der Stunde, um den Stadthallenpark und andere Grünanlagen wieder in ein sicheres Stück Chemnitz zu verwandeln. Ist dieses Problem gelöst, wartet mit den sogenannten „grauen Ganoven“ leider schon die nächste Sicherheits-Baustelle. Der demografische Wandel spiegelt sich auch in der Polizeistatistik wider. Mit der alternden Gesellschaft wächst die Zahl der betagten Straftäter. Fachleute sprechen von rüstigen „Ü-60-Gangstern“. Medikamentenmissbrauch, Altersheime als Brutstätten der Kriminalität und Rollatorengangs. Machen wir uns nichts vor, auch in Zukunft werden wir den Kärcher brauchen, denn auf Chemnitz rast ein Verbrechenstsunami zu.

Foto: Henrik Gerold Vogel [nbsp]/ pixelio.de

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