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Letzte Frage: Dezember 2010

Herr Kummer gibt Antwort

Veröffentlicht am:

Lieber Herr Kummer, unser Innenminister Thomas de Maizière warnt eindringlich vor erhöhter Terrorgefahr zum Jahresende. Gemutmaßt wird nun, dass gerade Weihnachtsmärkte ein Angriffsziel sein könnten. Nun wissen wir alle: Chemnitz hat den schönsten Weihnachtsmarkt in ganz Deutschland und dürfte so ein Topziel sein. Meine bange Frage: Bin ich noch sicher, wenn ich meinen Glühwein auch in diesem Jahr wieder irgendwo zwischen Brazil und Atomino schlürfen will?

Danke für diese wichtige Frage. Zunächst sei erst einmal festgehalten, dass die Hauptziele des internationalen Terrorismus der Flugverkehr und die Flughäfen sind. Chemnitz schaffte in weiser Voraussicht bereits in den 1970er Jahren seinen Flughafen an der Stollberger Straße ab. Auf diesem Feld droht uns also, im Gegensatz zu den sächsischen Metropolen Altenburg, Dresden und Leipzig, keine Gefahr.

Den Weihnachtsmarkt vorsichtshalber nicht stattfinden zu lassen würde jedoch die vorerzgebirgische Seele nachhaltig beschädigen. Chemnitz ohne Weihnachtsmarkt ist wie ein Erzgebirge ohne Berge. Selbst in den für das Christkind unwirtlichen Jahren des Nationalsozialismus oder des Arbeiter-und-Bauern-Staates fanden Weihnachtsmärkte statt. Ist es nicht ein ungemein beruhigendes Gefühl, sich an Glühwein und Bockwurst festhalten zu können, gerade in Zeiten unheimlicher Bedrohungen? Unsere Weihnachtsstimmung sollten wir uns jedenfalls keineswegs vermiesen lassen. Als Marktmotto in diesem Jahr würde ich vorschlagen: „Die Terroristen kommen und gehen, unser Weihnachtsmarkt bleibt bestehen“.

Eine unaufgeregte Wachsamkeit kann natürlich nie schaden. Wenn einem Männer mit langen Bärten, tickende Burkas oder Verkaufsstände mit Namen wie z.b. „Glühweindestille Mushtag Altaf Bin–Khadi“ oder „Schmalzbäckerei Dschihadist“ verdächtig vorkommen, sollte man sich diskret an das Weihnachtsmarktstudio des Ordnungsamtes, Abteilung Marktwesen, der Stadt Chemnitz wenden. Besorgte Bürger können natürlich auch direkt mit Faschingsprinz und Rechtsbürgermeister Miko Runkel Kontakt aufnehmen. Der hat allerdings im Moment an einer anderen, realen Terrorfront zu kämpfen. Durch allzu lang geübte, wachsweiche Toleranz ist die Drahtesel-Minderheit in unserer Stadt frech geworden. Militante Radfahrer terrorisieren, gewissermaßen als lebende Geschosse, die in der City flanierenden Chemnitzer. Ältere Mitbürger trauen sich kaum noch auf die Klosterstrasse, Mütter und kleine Kinder wurden von zweirädrigen Chaoten über den Rosenhof gejagt und Marktstände wurden umgefahren. Es herrschen kriegsähnliche Zustände. Ein vom Rathaus verhängtes, konsequentes Radfahrverbot für die Innenstadt, versucht seit einiger Zeit diesem Treiben Einhalt zu gebieten.

In solch einem schweren Kampf sollten wir alle Miko Runkel und seinen Ordnungskräften beistehen. Wir Chemnitzer lieben Räuchermänner und Pyramiden, Lebkuchen, Zuckerwatte und unseren privaten PKW. Radfahren war und ist kein Bestandteil unserer Leitkultur und wem das nicht passt, der kann ruhig nach Münster oder Amsterdam ziehen. Solchen Leuten weinen wir keine Träne nach.

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erschienen im 371 Stadtmagazin 12/10,
Foto: photocase/zettberlin

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