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Letzte Frage im April

Herr Kummer weiß Antwort

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Lieber Herr Kummer, ich spiele mit dem Gedanken eine Immobilie zu erwerben. Nicht, dass ich eine bräuchte, aber die Zinsen sind so niedrig. Was soll ich tun: Kaufen, warten oder es lassen?

Wohin mit dem vielen Geld? Wie lege ich mein Vermögen am besten an? Diese Fragen quälen derzeit viele Bürger. Ratlos sitzen die Chemnitzer mit dicken Beuteln voller Geld auf den Sofas und grübeln. Was tun?

Sparbücher gehören in die Ostzone, Bundesschatzbriefe sind die staubigen Überreste der 80er Jahre und Telekom-Aktien sind zusammen mit Manne Krug in der Versenkung verschwunden. Heute sprechen alle vom Betongold. Immobilien gelten als krisensichere Geldanlage. Das macht sie so begehrt. Laut einer aktuellen Umfrage halten 77 Prozent der Deutschen Häuser für eine sehr gute Investition. Die Anleger suchen Schutz vor den Auswirkungen der Euro-Krise und der vermeintlich drohenden Inflation. Zudem können sich Hauskäufer gerade zu sehr niedrigen Zinsen Geld leihen. Aber der Sachse ist zurückhaltend, zumindest beim Kauf von Immobilien. Nicht einmal ein Drittel der Freistaatler wohnt in den eigenen vier Wänden. Hier ist noch Luft nach oben. Doch Vorsicht ist inzwischen geboten: Seit Monaten steigen die Immobilienpreise wieder. Droht der Markt zu überhitzen? In Leipzig und Dresden haben die Preise schon stark angezogen. In unserer Heimatstadt ist dieses Problem momentan noch nicht so relevant, in Zukunft aber auch nicht auszuschließen.

Wenn Du, lieber Leserbriefschreiber, eigentlich gar keine Immobilie brauchst und kein Opfer einer am Horizont aufsteigenden Spekulationsblase werden willst, empfehle ich andere Geldanlagemodelle. Wie wäre es denn mit dem Sammeln von Überraschungseiern? Der Inhalt dieser Schokoladenhohlkörper kann zu einer echten Wertanlage werden. Der „Nachtwächterschlumpf“ z.B. hat auf Sammlerbörsen einen Wert von sagenhaften 12000 €. Wer gescheit ist, könnte jetzt im großen Stil Ü-Eier aufkaufen und schon in wenigen Jahren gewaltige Gewinne einstreichen. Die Holländer wiederum haben mit dem Sammeln von und Spekulieren mit Tulpenzwiebeln sehr gute Erfahrungen gemacht. Eigenartigerweise ist es in den letzten Jahrhunderten recht still um diese tolle Anlageform geworden. Um 1636 begann die holländische Tulpenmania. Die Zwiebeln der exotischen Pflanze erreichten Spitzenpreise und prominente Zeitgenossen wie Malerfürst Rembrandt investierten kräftig in diesen sicheren und lukrativen Markt. Vielleicht ist jetzt genau die richtige Zeit, wieder mit Zwiebeln zu spekulieren. Spannend sind auch Comics als Geldanlage. Für die Superman-Erstausgabe kassierte ein Dachdecker in den USA jüngst stolze 175.000 US-Dollar. Der Mann hatte das Heft in der Isolierung eines alten Hauses gefunden. Wäre der Zustand des Exemplars besser gewesen, Superman hätte den Handwerker sogar zum Millionär machen können. 1938 hatte das Heft gerade einmal zehn Cent gekostet.

Wer keinen Spaß an der Pflege von Bilderheftchen hat, kann auch andere Kinderträume ausleben: Es gibt Plüschtiere mit beeindruckender Wertsteigerung. Eine Sammlung historischer Steiff-Teddys kam 2010 im Londoner Auktionshaus Christie's unter den Hammer. Die Sammlung brachte 1,23 Millionen Euro. Allein ein Harlekin-Teddy aus dem Jahr 1925 wechselte für mehr als 53.000 Euro den Besitzer. Und noch eine weitere top Anlagemöglichkeit bietet sich an: Früher gehörte es fast schon zum guten Ton, dass Jungen und Mädchen eine eigene Briefmarkensammlung hatten. Damit konnten sie zum einen eine Sammelleidenschaft befriedigen, zum anderen eine Geldanlage schaffen. Bekanntlich neigt sich die Ära von Internet, E-mails, SMS und Chats dem Ende zu. Selbst die Bundesregierung setzt in Zeiten von NSA und Whistleblowern wieder auf Schreibmaschine, Postkarte und versiegelten Brief. Der schlaue Bürger könnte heute mit dem Sammeln von Briefmarken geschickt in die Zukunft investieren. Warum also wie ein Hering mit dem Strom schwimmen und sein Geld in ödes Betongold verwandeln, wenn es doch so schöne Alternativen gibt?

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Foto: Kurt F. Domnik [nbsp]/ pixelio.de

Erschienen im Heft 04/15

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