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Letzte Frage: März 2011

Herr Kummer gibt Antwort

Veröffentlicht am:

Lieber Herr Kummer, ich habe weniger eine Wissensfrage als eine Anregung zum Diskurs: Freiherr zu Guttenberg hat Teile seiner Doktorarbeit einfach abgeschrieben. Deutschland ist empört, aber hat der adlige Politstar dabei nicht überaus einfallsreich eine Kunstform genutzt, die als „Creative Sampling“ gerade den Kunstmarkt aufmischt? Ist, so meine These, Guttenberg am Ende gar selbst ein Gesamtkunstwerk aus Macht, Muse und Medien? Ich bin gespannt auf ihre Sicht.

Ich gestehe, ich habe ein Weilchen überlegt, ob ich auf so eine respektlose, nassforsche[nbsp] These überhaupt reagieren sollte. Unseren Verteidigungsminister in einen Topf zu werfen mit Künstlertypen wie Helene Hegemann, Milli Vanilli, Bushido oder Falko Henning ist nicht statthaft. Diese halbseidenen Plagiatoren arbeiteten mit den zur Zeit so angesagten Techniken des Mashups und Collage Writing. Die Triebfeder des Handelns solcher Leute ist kurzatmiges Streben nach Geld und Ruhm.Ein echter Freiherr denkt in anderen Dimensionen.

Die Bundesrepublik ist keine Monarchie, hat weder König noch Kaiser, selbst der kleine König Kurt ist uns Sachsen abhanden gekommen. Die Regierung war glanzlos und öde, die Bürger traurig und matt, bis endlich eine wahre Lichtgestalt die politische Bühne betrat. Ein echtes Blaublut, ein edles, wunderschönes Mannsbild, Dr. Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Diese Erscheinung ist kein hastig zusammengebasteltes Gesamtkunstwerk aus Macht, Muse und Medien, sondern ein Extrakt aus jahrhundertealten besten Adelstugenden. Solche Männer drängen nicht aus Egoismus in politische Ämter, sondern sie stehen zur Verfügung, wenn die Nation Führung und Halt benötigt. Deutschland krankt momentan an globalen Krisenfolgen und Kriegsführung in Afghanistan. Da wird ein Doktor gerufen, der die Leiden kurieren kann.

Aber wer sich einbildet, ein Freiherr schreibt neben seiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit, Fuchsjagd und Armenspeisung jede Zeile seiner Doktorarbeit selbst, ist entweder naiv oder sogar böswillig. Von der englischen Queen erwartet doch auch niemand ernsthaft, dass sie ihre Gäste selbst bekocht oder den Müll eigenhändig in die Tonne trägt. Freiherr zu Guttenberg war so gnädig und hat einige Textpassagen seiner Dissertation höchstselbst verfasst, den Rest durften Vertreter niederer Stände beitragen. Am Ende bekam die Arbeit eine ausgezeichnete Note und Deutschland hatte einen Doktor als Wirtschafts- und später Verteidigungsminister. Die Bürger waren glücklich, den edlen Mann bei seiner Arbeit beobachten zu dürfen, ob in feinem Zwirn auf dem Times Square in New York oder mit J. B. Kerner bei der Taliban-Safari am Hindukusch, stets tadellos frisiert und ohne jeden Makel. Bella Figura in jeder Lebenslage. Wir können uns glücklich schätzen mit diesem Glanz in unserer Regierung.

Und nun diese unerträgliche Neid- und Schmutzkampagne. Unverantwortliche Kreise wollen mit allen Mitteln den weiteren, vom einfachen Volk herbei gewünschten, Aufstieg des Freiherrn sabotieren. Männer wie er waren in der deutschen Geschichte immer „im Felde unbesiegt“ aber stets von Dolchstößen in den Rücken bedroht. Wenn sich Graf Guttenberg aus dem öffentlichen Leben zurückziehen sollte, bleibt uns nur noch der Graf von Unheilig. Aber kann dieser Mann ein Volk führen und unsere Heimat verteidigen?

Erschienen im 371 Stadtmagazin Heft 03/11
Foto: zuguttenberg.de

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