⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

Letzte Frage September 2010

Herr Kummer gibt Antwort

Veröffentlicht am:

Sehr geehrter Herr Kummer, Band-Shirts sind heutzutage Merchandise-Produkte, die in den Marketingstrategien von Musikgruppen und -solokünstlern fest verwurzelt sind. Doch welche Band oder welcher Musiker brachte denn das erste offi zielle Band-Shirt unter seine Fans? War der Vorreiter - wie so oft - eine Metal-Combo? Bedurfte es eines Genies wie Mozart? Oder liegt die Antwort irgendwo im Underground dazwischen? Ich hoffe, Sie können mir bei dieser Frage weiterhelfen, und bedanke mich für Ihre Antwort bereits im Voraus.

Das erste Band-Shirt der Musikgeschichte wurde 1961 vom englischen Schneider Peter Nogoth aus Barnstable erfunden. Er stattete die örtliche Feuerwehrkapelle „ Barnstable Fire Devils“ mit 70 T-Shirts aus, auf denen ein krähender Hahn gedruckt war, das Logo der Musikformation. Durch den Verkauf der Textilien sollte die Anschaffung einer neuen Wasserpumpe ermöglicht werden. Größere Ziele verfolgte zweifellos Brian Epstein, der rastlose und geschäftstüchtige Manager der Beatles. Er griff Nogoths Idee auf und warf ab 1963 jede Menge Fab Four T-Shirts auf den dürstenden Musikmarkt. Die Fans griffen begeistert zu. Andere Musikgruppen registrierten natürlich schnell diese neue Einnahmequelle und schufen ihre eigenen Shirt-Kreationen. Die erst seit den 70er Jahren in der Musikwelt irrlichternden Metal-Combos können hier also beim besten Willen nicht als Vorreiter gelten.

Die Erfindung des Merchandising-Devotionalienhandels können vermutlich die frühen Christen für sich beanspruchen. Bereits im 4. Jahrhundert gab es ernsthafte Bedenken, die zahlreichen Pilger würden den berühmten Ölberg bei Jerusalem abtragen, weil eine handvoll heilige Erde als beliebtes Mitbringsel galt. Die fi ndige Lokalbevölkerung verkaufte Jesusbildchen, Heilige-Erde-Medaillons und Fläschchen mit heiligem Wasser. Es ist überliefert, dass einige Pilger so viel Geld im heiligen Land ließen, dass sie völlig verarmt am Fuße des Ölberges verhungerten.

Als ein frühes Popstar-Hemd könnte vielleicht auch das Jesus-Grabtuch gelten, das im Turiner Dom ausgestellt ist. Seit Jahrhunderten begeistern sich viele Fans an dem, auf dem Leinenstoff mit viel Fantasie erkennbaren, Abbild des Jesus von Nazaret. Das Band-Shirt, wie wir es heute kennen, wäre natürlich nicht möglich ohne die Erfindung des T-Shirts. Dieses berühmte Textil wurde um 1900 von der britischen Marine entwickelt, angeblich um die prüde englische Königin Victoria bei einer Inspektionsreise nicht durch den Anblick nackter Matrosenbrüste in den Maschinenräumen zu schocken. Die ersten, die in Deutschland T-Shirts in der Öffentlichkeit trugen, waren die Rudersportler. Ab den 20er Jahren trugen sie diese als Trainingskleidung unter der schönen Bezeichnung „Ruderleibchen“. Nach dem zweiten Weltkrieg avancierte das Hemd dann zum immer beliebteren Alltagskleidungsstück.

Amerikanische Schauspieler wie James Dean schufen den Vorbildcharakter des rebellischen Teenagers im T-Shirt und als zu Beginn der 60er Jahre das industrielle Bedrucken der Hemden möglich wurde, warder Schritt in die Musikkultur nur logisch. Ob es auch heute noch korrekt ist die in der DDR übliche Bezeichnung „Nikki“ für T-Shirt zu verwenden, kann an dieser Stelle leider nicht geklärt werden.

Ähnliche Artikel im 371 Stadtmagazin: Letzte Frage August 2010

erschienen im 371 stadtmagazin 09/10,
Foto: photocase.de/cydonna

Zurück