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Letzte Frage: Mai 2012

Herr Kummer gibt Antwort

Veröffentlicht am:

Lieber Herr Kummer, sie haben doch sicher schon mal von der Gruppe Kraftklub gehört. Finden Sie es etwa auch in Ordnung, dass jeder Bürger für Ordnungswidrigkeiten kleinster Natur kräftig zur Kasse gebeten wird, während diese Buben offensichtlich Chaos stiften dürfen (siehe das sogenannte Guerillakonzert am Karfreitag) und dafür keinerlei Sanktionen spüren sollen? Wer legt denn so was überhaupt fest?

Kraftwerk? Ja, von dieser Musikformation habe ich schon gehört. Unvergessen die Hits „Autobahn“ oder „Das Modell“.
Am Karfreitag war ich zunächst etwas verwirrt. Erst hieß es, nahe dem Karl-Marx-Kopf findet ein Gorillaz Konzert statt. Diese britische Band besteht bekanntlich aus vier Comicfiguren und ich überlegte, wie das Konzert wohl ablaufen könnte. Immerhin kann man in Disney-Land ja auch den Ducks und MickeyMaus die Hand schütteln, wie aber absolvieren Trickfilmfiguren einen Liveauftritt?
Dann wiederum hörte ich, die berühmte Elektronikformation Kraftwerk spielt eines ihrer raren Konzerte, ausgerechnet in der Chemnitzer Innenstadt. Kostenlos! Was haben aber die beiden Bands miteinander zu tun? Besteht die Gemeinsamkeit darin, dass bei den Roboterfreunden Kraftwerk[nbsp] und den Trickfilmfreaks Gorillaz gleichermaßen künstliche Wesen die Bühne bevölkern? Als mir dann gesagt wurde, Kraftwerk spielen ein Gorillaz Konzert, war mir alles klar, natürlich, das bedeutet, die Band spielt Titel der Gorillaz nach. Das sie sich für diesen Auftritt launisch in Kraftklub umbenannten, ist bei Cover- bzw. Tributebands nicht unüblich, denken wir an Depeche Road, The ReBeatles oder Abbaalife.
Als Buben würde ich die Herren aber wirklich nicht bezeichnen, schließlich existiert die Formation bereits seit 1968. Wie auch immer, 20.00 Uhr standen Kraftwerk bzw. Kraftklub auf dem Dach der Diskotek Flowerpower und spielten ein über die sozialen Netzwerke kurzfristig angekündigtes Konzert. Vor dem Gebäude fand sich eine beachtliche Menschenmenge ein, die Stimmung war entspannt und heiter und nach fünf gespielten Titeln war die Darbietung schon vorüber. Von Chaos war nichts zu spüren, zufrieden und gesittet traten die Besucher den Heimweg an. Typisch für den Way of Life der Musiker ist aber, dass die schlimmen Orgien und Zerstörungen hinter den Kulissen stattfinden. Es wird schon Gründe geben, wenn die Betreiber des Flowerpowers kurze Zeit nach dem Konzert ihr Geschäft schließen und Renovierungsarbeiten bis zum Herbst ankündigen.

Ja, das Konzert war nicht angemeldet, zwei Polizeiautos mussten die Straße absperren und die Stadtreinigung entsorgte Knüllpapier und neun zerbrochene Bierflaschen. Die Band Kraftwerk konnte sowieso nicht belangt werden, da sie sich gleich nach dem Auftritt auf den Weg machte, um im New Yorker Museum of Modern Art mehrere ausverkaufte Konzerte zu absolvieren. So ähnlich sahen es wohl auch Rathauschefin Ludwig und Rechtsbürgermeister Runkel. Sie beschlossen, Gnade walten zu lassen und auf Sanktionen zu verzichten. Einzig ein weiterer Ordnungshüter unserer Stadt, General-Superintendent Conzendorf scherte seltsam aus, verwies auf ein mysteriöses, mir völlig unbekanntes, Karfreitags Tanz- und Vergnügungsverbot aus dem Jahre 1919 und fordert weiterhin Bestrafung.

Andererseits, und das ist schon etwas irritierend, rief er über die lokale Presse den Bürgern unserer Stadt zu: „Übertretet mutig die Ordnung, das spart Geld !“

Foto: judigrafie / photocase.com

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