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Charme statt Grau

Neue Kunstfabrik entsteht

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Wenn Peter Weyh durch die Räume seiner Fabrik führt, schwingt schon ein wenig Stolz in seinen Ausführungen mit. Doch es sind nicht mächtige und betriebsame Maschinen, die er zeigt, sind keine glänzenden, edlen Produkte. Es sind zunächst einmal fünftausend Quadratmeter Freiraum, die er sich da gegönnt hat. Vor kurzem erwarb der Franke in Chemnitz an der Zwickauer Straße 145 einen Fabrikkomplex aus der Zeit kurz vor der Jahrhundertwende.[nbsp]

Einst war das Gelände eine Tüllfabrik, später VEB Schleifmaschinenfabrik und nach der Wende irgendwie Platz für die, die ihn brauchten. Da gab es mal Proberäume und auch Büros. Seit ein paar Jahren steht alles leer. Das Areal ist groß, leicht kann man sich verlaufen. Über vier Etagen geht es durch weitläufige Maschinenhallen, kleinteilige Verwaltungstrakte, über Manufaktursäle hin zu Kellergewölben und einem großen Hof – abseits von lärmempfindlichen Anwohnern. Peter Weyh sieht hier vor allem eines: Raum für Kunst. Den will er künftig vermieten als Ateliers, Proberäume, Veranstaltungssäle, Werkstätten. Platz ist schließlich genug und mit einem Euro Kaltmiete pro Quadratmeter erhalten seine Mieter diesen, um sich auszuleben.

Reich werden könne und wolle er mit dem Projekt nicht, sagt Peter Weyh, aber einen Traum habe er sich damit schon erfüllt. Der gelernte Hotelkaufmann verkaufte zu diesem Zweck sein Haus in Selb und machte sich auf den Weg nach Chemnitz, wo er die Fabrik erst nach der Versteigerung von innen sah und sich auf Erkundung begab. Strom, Wasser und Heizung sollen nun recht schnell ins Objekt kommen, denn im Dachgeschoss will der Verwalter selbst ab Februar einziehen. Wenn das nicht klappt, sagt er, wäre er zwar Immobilienbesitzer aber auch obdachlos. Neben den Anschlüssen sollte es bis dahin natürlich auch erste Mietinteressenten geben. In der Raumaufteilung und Platzgestaltung ist Peter Weyh für fast alles offen. Nur totsanieren wolle er nicht. Als abschreckendes Beispiel zeigt er die erste Etage, da gib es ein Abteil mit ehemaligen Büroräumen: graue Auslegware, Glas- und Rigipswände dazu Halogenstrahler in Aluprofilen. Wem's gefällt, der könne es haben. Aber den Rest der Fabirk wolle er im Charakter erhalten.

Abgeblätterte Farbe mit Klarlack fixieren, grüne Kacheln freilegen, Kräne und Sicherungskästen der Werkhallen im Originalzustand belassen. Viel Raum mit viel Charme wäre da. Mit genügend Interessenten könnte hier für Chemnitz ein weiterer Knotenpunkt kreativen Lebens entstehen, wie er schon in der Augustusburger Straße 102 entstanden ist oder gerade in der Karl-Liebknecht-Schule entstehen soll. Angesichts der kurzen Zeit, die es brauchte diese Objekte zu füllen, dürften noch genügend Kreative in der Stadt ein solches Angebot suchen.

Kontakt für Interessenten: peterweyh@hotmail.com

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 12/12

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