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Spiel mir das Spiel vom Tod

Das hat der Tod mit Computerspielen zu tun

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Über alle Alters- und Geschlechtergrenzen hinweg werden heute virtuelle Farmen betrieben, Zombies bekämpft oder Edelsteine umsortiert. Besonders geeignet für dieses Zocken nebenbei sind sogenannte Casual Games, Gelegenheitspiele. Mit diesen beschäftigte sich Miriam Schreiter-Deike in ihrer Dissertation. Genauer gesagt damit, wie der Tod in diese kommt.

Die Doktorarbeit ist zum Glück nicht das nächste Kapitel in der Endlosdebatte über Gewalt in Computerspielen. Vielmehr fragt Miriam Schreiter-Deike, welche Rolle die gesellschaftliche Verhandlung von Sterblichkeit in Spielen einnimmt – nicht zuletzt bei deren Vermarktung. Casual Games erscheinen nahezu im Minutentakt mit beinahe identischen Spielprinzipien. Deshalb versuchen die Entwicklerstudios mit starken Themen wie dem Tod Aufmerksamkeit zu erzeugen. Gemeint ist dabei weniger der Akt des Tötens, sondern die Begegnung mit der Vergänglichkeit in Form von Gruften, Skeletten und Geistern.

Als konkretes Objekt ihrer Untersuchung wählte Miriam Schreiter-Deike “Cursed Fates: Der kopflose Reiter”. Das Wimmelspiel lehnt sich an Tim Burtons Adaption der Legende von Sleepy Hollow an, bei der ein enthaupteter Soldat auf der Suche nach seinem Schädel für Angst und Schrecken in einem amerikanischen Dorf sorgt. Um die Morde aufzuklären, müssen auf nebligen Friedhöfen und in dunklen Kammern Gegenstände gefunden und kombiniert werden. Genau das hat Miriam Schreiter-Deike intensiv getan. Sie ließ die Handlung und die Ästhetik von “Cursed Fates” in mehreren Durchläufen auf sich wirken, um im nächsten Schritt die eigene Erfahrung analytisch zu betrachten.

Aufgefallen ist ihr dabei, dass eine wirkliche Beschäftigung mit dem Tod im Grunde ausbleibt. Immer wieder werden die gleichen Klischees und Bilder verwendet, um Casual Games über die digitale Ladentheke zu bringen. Dabei handelt es sich aber meist um eine leere Erfahrung, der Tod bleibt reiner Anlass zum Spielen. Während ihrer Arbeit stellte Miriam Schreiter-Deike fest, wie komplex das Thema ist: „Je mehr man sich mit Tod beschäftigt, desto weniger versteht man eigentlich, was das ist oder ob man das wirklich untersuchen kann.” Die Lust an einer Auseinandersetzung mit Computerspielen hat sie, trotz erfolgreich verteidigter Doktorarbeit, nicht verloren.

Miriam Schreiter-Deikes Doktorarbeit “Wie kommt der Tod ins Spiel? Von Leichen und Geistern in Casual Games” lässt sich auf monarch.qucosa.de lesen. Zudem erschien sie im Januar 2019 im Verlag Werner Hülsbusch in Buchform.

Text: Christian Selent Foto: TU Chemnitz / Lili Hofmann

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