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Russisch und derb

Gruppa-Karl-Marx-Stadt rockt

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Irgendwo zwischen tanzbarem Ska, zottigem Chanson und russischer Tradition ist die Gruppa-Karl-Marx-Stadt zu Hause. Mit Kontrabass, Posaune, Trompete, Horn und ausschließlich russischen Texten sind die jungen Musiker eine kleine Sensation auf den lokalen Bühnen.

Im Alter von 15 Jahren zog Alexey Potiy, Sänger und Kontrabassist der Gruppa, gemeinsam mit seinen Eltern aus Omsk in Sibirien nach Chemnitz. Die wirtschaftliche Umstände und die klamme Haushaltskasse zogen die Familie diesseits des Urals. Mit im Gepäck hatte Alexey die Liebe zu vielen Spielarten der russischen Musik. Fragt man ihn selbst, wo er die Gruppa Karl-Marx-Stadt musikalisch verorten würde, bekommt man ein buntes Potpourri aus Einflüsse vorgesetzt: „Es ist eine wilde Mischung aus Balkan, russischer Folkmusik, Ska-Punk, etwas Odessa-Chanson und Klezmer“ so Potiy der ausschließlich auf russisch singt.

Mit dem klassischen französischen Chanson oder der deutschen Liedermacherei hat die osteuropäische Variante nicht viel gemein, ausser dem melancholischen Grundtenor. Die Texte der russischen Blatnye Pesni, was frei übersetzt Kriminellenlieder heißt, erzählen romantische Geschichten über Diebstahl, Kriminalität, das Leben im Gefängnis und die daraus resultierende Sehnsucht nach Freiheit. Musikalische Einflüsse kommen dabei vorallem aus der Musik der Roma und dem Klezmer, der jiddischen Volksmusik. Vor einem knappen Jahr formierte sich die Band um Alexey Potiy und den Posaunisten Julian Dietzsch mit dem gemeinsamen Ziel live zu spielen.

Mehr wollen Alexey, Trompeter Thomas Blasko und Drummer Stephan Weiser eigentlich gar nicht. Hauptsache auf einer Bühne stehen. Momentan sind sie noch hauptsächlich mit Coversongs der berühmt-berüchtigten Skaband Leningrad unterwegs, schreiben aber fleißig an eigenen Liedern. Im Dezember 2012 konnten sie beim jährlich abgehaltenen Atom-Award sowohl das Publikum als auch die Jury auf ihre Seite ziehen und gewannen gleich beide Preise. Die zottigen Texte von Alexey verstehen dabei die wenigsten Gäste. Nur mit seiner Familie hatte er schon die ein oder andere Auseinandersetzung: „Ich habe wegen der Inhalte schon Ärger mit meiner Mutter bekommen. Sie hat ein Video von uns auf Facebook gesehen und gesagt, wir sollen es sofort wieder löschen“ erzählt Potiy und lacht.

Text: Florian Harlass Foto: privat

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Erschienen im 371 Stadtmagazin 01/14

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