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Geschmack & Gewissen

Fleischladen eröffnet am Brühl

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Ich bin Flexitarier. Ich esse sehr selten Fleisch. Für vegan lebende Menschen bin ich ein Barbar, ein Mörder, ein verachtenswertes Wesen, für Vegetarier ein inkonsequenter Knilch. Aber ich sehe mich nicht so. Um mit Jules Winnfield zu sprechen: Ich mag den Geschmack eines guten Burgers.

Aber seit Jahrzehnten bereite ich konsequent nur gutes Fleisch zu. Bioqualität oder vom Bauer meines Vertrauens. Genau jetzt frage ich mich aber, ob mein geringer Fleischkonsum damit zusammenhängt, dass dieses Fleisch nur begrenzt angeboten wird und der Preis recht hoch ist? Die Frage stelle ich mir, weil am ersten September-Wochenende nun am Brühl der „Fleischladen“ eröffnet, der mich pausenlos mit gutem Fleisch versorgen kann. Und dem ein Restaurant angeschlossen ist, dessen Qualität mich beeindrucken könnte, weil zu Laden und Restaurant auch ein Foodtruck gehört, nach dessen Burgern und Bratwürsten ich süchtig bin. Werde ich womöglich bald zum Flexivegetarier, also jemand, der nur einmal die Woche vegetarisch lebt? Der Geist ist willig, doch das Fleisch zu stark?

Michelle Nötzel und Eric Heim (Foto) können mich beruhigen. Ihr Laden wird nicht komplett aus Fleisch sein. „Wir vertreten null diese Fleischfress-Thematik, ganz im Gegenteil, wir essen selbst viel und gern vegetarisch“ erklärt Michelle. „Aber wenn wir Fleisch essen, wollen wir eben gutes Fleisch haben und wissen, woher es kommt. Diese Möglichkeit wollen wir weitergeben.“ Der Fleischladen wird auch keine klassische Fleischerei sein, sondern ein Feinkostladen mit Restaurant. Im Laden wird es neben Wurst und Fleisch auch Käse, hausgemachte Soßen, Brühen, Aufstriche, Marmeladen und Pestos geben, aber auch Wein, Honig und Öle - alles direkt vom Erzeuger. „Diese Menschen werden früher oder später den Weg in den Laden finden, ihre Produkte selbst vorstellen und ihre Geschichte erzählen.“

Das Restaurant, das mit dem Foodtruck-Angebot nichts zu tun hat und sich an gehobenen Standards orientiert, ist mit nur 22 Sitzplätzen klein und fein. Bei Menüabenden werden alle Tische zu einer langen Tafel gestellt. Eine feste Speisekarte soll es nicht geben, vielmehr richtet sich das Angebot nach dem, was die Saison hergibt und der Bauer gerade frisch geerntet hat. Ein bodenständiges Mittagsangebot für den Business-Brühlianer steht unter der Woche an der Tafel. „Wir eröffnen den Fleischladen als Herzensangelegenheit“, sagt Michelle abschließend und ich werde mir zu Herzen nehmen, dass ich die Möglichkeit unbegrenzter Fleischeslust ja nicht ausschöpfen muss. Dafür mag ich den Geschmack einer guten Kartoffel viel zu sehr.

Der Fleischladen, Di bis Sa ab 11 Uhr, So [&] Mo auf Anfrage, Hermannstr. 8

Text: Matt Eagle Foto: privat



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