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Noch mehr Krach

KRACH sucht zum zweiten Mal Kreative

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Kreative können sich erneut für mietfreie Räume bewerben, doch was wurde aus denen, die schon welche nutzen?

Einfach loslegen. Wenn es einen Rat gibt, denn junge Kreative, die gerade ihre Existenz in Chemnitz aufbauen, anderen mitgeben wollen, dann ist es dieser. Einer, der seine Idee schon umgesetzt hat, ist Samuel Reinig von „Holy Heart Design“. Er bedruckt nun T-Shirts in der eigenen Werkstatt. Oder Pascal Anselmi, der mit seinem „Zentrum für Darstellende Künste“ ein experimentelles Theaterlabor in der Stadt etablieren möchte.

Betucht genug, um den Start ins eigene Geschäfts aus dem Handgelenk zu schütteln, ist keiner von ihnen. Und das streben sie auch nicht an – sie wollen ihre Kreativität ausleben und ebendiese in Chemnitz einbringen. Und die Stadt hilft ihnen dabei – in Form von „Krach“. Dahinter verbirgt sich das „Förderprogramm Kreativraum Chemnitz“. Eine Initiative der Chemnitzer Kreativwirtschaft, mehrerer Kulturakteure, der Chemnitzer Wirtschaftsförderung, Vermieter und vieler mehr. Im vorigen Jahr wurde das Modell erstmals erprobt. Kreative konnten ihre Ideen einreichen, sich auf Räume bewerben, die städtische und private Vermieter ihnen für drei Jahre kaltmietfrei überlassen würden. Den Gewinnern zusätzlich ein Startgeld über 2500 Euro und Rückendeckung und Expertise vom Krach-Team. Etwa 50 Ideen trudelten ein. 11 von ihnen wurden mit Räumen bedacht. Ein Teil der Projekte läuft mittlerweile, manche stehen kurz vorm Einzug in die neuen Räume, andere sind in Entstehen.

Und schon geht es los in die nächste Runde. Diesmal werden sechs Räume vergeben: drei Flächen im Künstlerhaus K40 in der Schönherr-Fabrik, zwei im ehemaligen Wirkbau an der Annaberger Straße und eine im Gewerbehof Stadtwirtschaft an der Jakobstraße. Wer seine Idee in einem dieser Räume verwirklichen möchte, der kann sich ab dem 4. März auf Online unter krach-chemnitz.eu bewerben, zehn Fragen beantworten und so sein Konzept vorstellen. Gesucht werden Ideen aus sämtlichen Sparten der Kreativbranche. Wer die Räume bekommt, entscheidet eine international besetzte Experten-Jury.

Wie Frank Schönfeld, Krach Projektleiter und Mitarbeiter der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungs GmbH, kurz CWE, erklärt, habe man am System Verbesserungen vorgenommen. So wolle man in der neuen Ausschreibungsrunde darauf achten, dass die Räume besser zu den Projekten passen und ausführlicher über den Zustand der Räume informieren. So seien, laut Schönfeld, beispielsweise die Räume der ehemaligen „Glocke“ an der Karl-Liebknecht-Straße in einem baulich zu desolaten Zustand gewesen, um dort das „RWL Creative Coffee Hub“ eröffnen zu können. Nun läuft die Suche nach neuen Räumen. Es gab jedoch auch positive Überraschungen. Carolin Kügler vom Chemnitzer Holzkombinat, möchte ebendieses mit einem Laden auf dem Brühl erweitern. Sie gewann dafür Räume, die von der Unger-Immobiliengruppe vergeben wurde. Dort musste noch einiges getan werden – sie musste dafür jedoch nicht wie erwartet selbst zum Werkzeug greifen, sondern der Vermieter wird aktiv. „Für uns ist das genial, dass die den Umbau übernehmen und das für uns so keine weiteren Kosten übernehmen“, sagt Kügler. Wermutstropfen: dadurch zog sich der Prozess in die Länge, der Mietvertrag wurde erst vor kurzem unterzeichnet, aktuell wird an den Räumen noch gebaut. Der Einzug ist im Mai geplant. Auch Samuel Reinig von „Holy Hearts Design“ wurde überrascht. In der ersten Ausschreibungsrunde konnten die Bewerber bei den Wunschräumen einen Favoriten und zwei Alternativen angeben (nun kann man sich nur noch auf einen Raum bewerben). Die Krach-Initiatoren rieten ihm von seinem Favoriten auf dem Sonnenberg ab und erklärten ihm, dass Projekträume auf der Leipziger Straße für seine Siebdruck-Werkstatt mit Ausstellungsfläche besser geeignet seien. Reinig ließ sich darauf ein – und ist zufrieden. Die beiden gefliesten Räume einer ehemaligen Bäckereifiliale seien schon „ziemlich runter“, was perfekt sei, für sein künstlerisches Schaffen. „Wir können hier machen was wir wollen“, so Reinig, die Wohnungsgenossenschaft WIC ließe ihm dafür freie Hand.
Andere Projekte befinden sich noch in früheren Phasen. Der Gewerbehof auf der Jakobstraße, in den Pascal Anselmi mit seinem Zentrum für Darstellende Künste ziehen möchte, wird beispielsweise gerade noch saniert. Er rechnet damit, im Herbst mit den ersten Stückentwicklungen zu beginnen.

Dass noch nicht alle Projekte umgesetzt wurden, findet Frank Schönfeld nicht schlimm. Wie er erklärt, habe man den Gewinnern bewusst kein Zeitlimit gesetzt. Sie sollen Zeit haben, um sich auszuprobieren. Das Krach-Team wird sie außerdem nicht nur beim Start unterstützen, sondern auch darüber hinaus mit Feedback und Rat aushelfen.

Übrigens gibt es auch im Preisgeld Verbesserungen in der neuen Krach-Runde: diesmal werden nicht nur Räume und Startgeld für die Umsetzung in ebendiesen vergeben, sondern auch Ideen sollen honoriert werden – für beides werden jeweils 2.500 Euro vergeben. Außerdem sollen auch internationale Kreative angelockt werden – jedoch nicht ausschließlich. „Der Fokus liegt bei einer Ansiedlung von kreativen Ideen in Chemnitz. Wenn diese aus Europa kommen, ist das cool – genauso aber auch, wenn sie aus dem Heckert-Gebiet kommen“, erklärt Frank Schönfeld.

Text: Sarah Hofmann Foto: Michael Chlebusch

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