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Klub macht Kohle locker

Mehr Kohle für Kultur

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Die Chemnitzer Wirtschaft erkennt, dass auch sie es in Hand, im Hirn und im Geldbeutel hat, die Stadt attraktiver und bunter zu machen.

„Die Ereignisse“ wie die Ausschreitungen Rechtsextremer nach dem Stadtfest im vorigen Jahr genannt werden, waren für viele Chemnitzer Schreckmoment, und Weckruf gleichermaßen. Auch für Frank Müller. Als Vorstand des Branchenverbandes „Kreatives Chemnitz“, (Kultur- und Kreativwirtschaft Chemnitz und Umgebung e.V.) sah er schon die jahrelange Imagearbeit seines Vereins in die Binsen gehen. Der setzt sich dafür ein, die Stadt auch überregional attraktiv für Kulturschaffende zu gestalten – und dann machten „die Ereignisse“ Chemnitz schlagartig weltbekannt, sogar die New York Times berichtete. „Jedoch mit Attributen, die sich keiner in dieser Stadt wünschen kann“, sagt Frank Müller. Also galt es schnell zu handeln. Zusammen mit etwa 30 anderen Wirtschaftsvertretern kam er wenige Tage nach der ersten großen Demonstration Rechtsextremer zusammen, um zu diskutieren, was man tun könne. Es entstand die Initiative „Chemnitz ist weder grau noch braun“, innerhalb weniger Tage wurde eine Viertelmillion Euro zusammengetrommelt. Hauptsächlich, um eine Imagekampagne zu finanzieren, etwa Annoncen in Zeitungen, aber auch beispielsweise ein großes Banner am Marx-Monument, vor dem sich der braune Mob tummelte. Wie Frank Müller erklärt, habe man ein Zeichen setzen wollen, quasi die andere Seite des Schreckens demonstrieren. „Ein Teil der Gelder sollte aber auch an Projekte gehen, die die Spaltung, die in den Demonstrationen sichtbar wurden, überwinden wollten“. Die Initiative startete einen Aufruf nach demokratiefördernden Projekten – mit denen man den Ereignissen begegnen wollte. Knapp 30 Einsendungen kamen zur Antwort, elf von ihnen wurden am Valentinstag mit Geld, aber auch Unterstützung bedacht. Auch die Bürgerschaft durfte abstimmen. Die Wirtschaftsvertreter selbst konnten aus diesem Projekt einiges lernen. Dass auch sie durchaus schnell und schlagkräftig kooperieren können, dass Netzwerken funktioniert.

Gerade, als es in der Stadt wieder etwas ruhiger wurde, beschloss Gunnar Bertram, nicht mehr nur auf aktuelle Ereignisse zu reagieren, sondern selbst zu agieren und voranzutreiben. Auch im Zusammenhang der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025, für die es noch einiges zu tun gibt. Der Vorstandsvorsitzende der Chemnitzer Volksbank machte sich auf und setzte sich mit Michael Kreuzkamp, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Chemnitzer Sparkasse, zusammen. Beide Institutionen tun sich jeweils für sich schon lange mit Förderprojekten hervor, nun versuchten sie es gemeinsam.

„Wenn es darauf ankommt, verbünden sich im Zweifelsfall auch Konkurrenten“

Die Grundidee zum „Klub 2025“, ein Zusammenschluss von Wirtschaftsvertretern, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft und mehreren Unternehmen ward geboren. Gerade jetzt biete sich der Zivilgesellschaft die Chance, das Potenzial von Kultur auszuschöpfen, um in die Diskussion über Brüche in unserer Gesellschaft einzutreten, schreibt Gunnar Bertram zum Klub 2025. Auch Frank Müller bleibt engagiert, diesmal als Vertreter seiner Agentur „Haus E“. Er ist es auch, der Kommunikationsaufgaben des neuen Klubs übernimmt. Von der Grundidee, wie auch von deren Zustandekommen, zeigt er sich begeistert. „Wenn es darauf ankommt, verbünden sich im Zweifelsfall auch Konkurrenten“, so Müller. Gemeinsam wolle man nun Kulturprojekte fördern und dabei Wechselwirkungen zwischen Kultur und Wirtschaft nutzen.

Auch im eigenen Interesse. Denn, wie Frank Müller erklärt, solle man auch an die Jugendlichen der Stadt denken, die sich überlegen, ob sie in Chemnitz bleiben wollen, oder ob andere Städte nicht attraktiver sind. „Man sollte dafür sorgen, dass es ihnen an nichts fehlt“, so Müller. Ebenso sieht es mit Angeboten aus, die auch Fachkräften das Stadtleben attraktiv machen. Während man sich zum Erscheinungstermin des aktuellen „371“ noch auf die genauen Bedingungen, Richtlinien und Fördermodalitäten einigt, ist den Initiatoren des Klub 2025 schon zu Beginn eines klar: „Wenn man auf Zuwanderung aus anderen Regionen angewiesen ist, dann braucht es eine Mehrheit der Stadt, die offen und tolerant ist. Sonst braucht man Einladungen gar nicht erst auszusprechen“, so Müller. Daher wolle man per Förderung ebendiese Offenheit unterstützen und wie sich gezeigt habe, sei gerade Kultur ein gutes Mittel zur Begegnung, für Interaktion.

Nägel mit Köpfen sollen dann am 15. März gemacht werden. Ab dann können nämlich Projekte beantragt werden. Welche das sind und was Antragsteller dafür tun müssen, wird ebenfalls an diesem Tag im Internet unter www.klub2025.eu/Projekte veröffentlicht. Bis dahin können die Wirtschaftsinstitutionen, Unternehmer und Gewerbetreibenden die noch nicht beteiligt sind, in sich gehen und als Teil des Klub 2025 ebenfalls Kultur in Chemnitz und die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 unterstützen.

Text: Sarah Hofmann

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