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Neue Boulderhalle eröffnet Ende April

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Eigentlich sollte diese Geschichte davon handeln, dass die Chemnitzer Boulderhalle zu klein geworden ist für all die Kletterfreaks der Stadt.[nbsp] Doch dann nahm die Geschichte eine unerwartete Wendung. Und zwar Richtung Australien.

Schon 2013, drei Jahre nach der Eröffnung, war Tom Petzold klar, dass seine Boulderlounge zu klein geraten ist. „Wir hatten bei der Eröffnung den Wunsch, täglich 10 – 15 Gäste zu begrüßen. Aktuell haben wir durchschnittlich 180“, verdeutlicht Petzold die Dimension. Seitdem waren er und sein Kompagnon André Zwingenberger auf der Suche nach einem neuen Quartier, das nun im Spinnereimaschienbau-Areal direkt neben der Open-Air-Gastro Spinnerei gefunden wurde. Eine große Halle, lichtdurchflutet und gut 10-mal größer als die alte Boulderlounge.

Den Ausbau der Halle gestalten die Boulderlounge-Betreiber selbst. Mittlerweile ist ihre Firma Blocz zum internationalen Player im Boulderhallen-Ausbau geworden. Angefangen hat das mit sogenannten Volumen, kleine, verschiedenformige Elemente, die einfach in die Kletterrouten geschraubt werden und so mehr Möglichkeiten für die Boulderer bieten. „Die haben wir selbst konstruiert und hergestellt. Wenig später kamen Griffe dazu, die wir ebenfalls über unseren Webshop vertrieben haben.“ Das Geschäft lief gut und bald wagten sie den Schritt, selbst unter die Wandbauer, also die, die Boulderhallen ausbauen, zu gehen. Mittlerweile arbeiten bei Bloczs 40 bis 45 Leute, „ich weiß das gar nicht so genau, es werden jedenfalls immer mehr“, gibt Petzold zu.

Aus diesem Grund wird die neue Halle geteilt: Auf der einen Seite der Boulderbereich, auf der anderen findet die Produktion neuer Boulderwände, Volumen und Griffe statt. 800.000 Euro investieren sie allein in den Boulderbereich, in den Blocz-Bereich sogar mehr. Nicht unwesentlich trägt eine Photovoltaik-Anlage zum Kostenbudget bei, doch die ist Petzold ganz besonders wichtig. „Wir wollen unseren Strom komplett selbst erzeugen, lediglich Spitzenlastzeiten werden mit zusätzlichem Ökostrom abgedeckt. Die Heizung läuft über die Holzabfälle, die beim Wandbau anfallen. Wir kommen aus dem Outdoorbereich und finden es eben nicht so gut, mit Kohlestrom zu arbeiten. Das war schon mal ein Aspekt. Der andere ist der wirtschaftliche Faktor.“ Tom Petzold erzählt, dass eine Klimaanlage in einer so großen Halle die Nebenkosten explodieren lassen würde. So eine Anlage sei aber wichtig, da die Luftqualität in vielen Boulderhallen ein Problem ist. Viel Staub, viele schwitzende Menschen – das sorgt für die typisch muffige Atem-Atmosphäre. In der neuen Boulderlounge soll das anders sein: eine leistungsstarke Lüftungs- und Klimaanlage soll beim Boulder-Publikum und den Wandbauern für gute Luft sorgen. Und die ist wirtschaftlich am besten über jene Photovoltaik-Anlage zu betreiben.

Die neue Boulderlounge soll nicht nur in diesem Punkt beispielhaft sein. Bewusst gestalten Petzold und Zwingenberger die Halle als Showroom, in dem jetzt und zukünftig den Blocz-Kunden die Leistungsfähigkeit der Chemnitzer Boulderbauer dargestellt wird. Die Beiden haben noch viel vor: „Ich finde die Branche spannend. Wenn du eine gute Idee hast und dahinter stehst, kannst du relativ viel erreichen. In anderen Branchen, wie z.B. bei Fitnesstudios, ist die Konkurrenz viel härter, gerade weil dort viele Studioketten agieren.“ Mittlerweile gibt es aber auch im Boulderbereich diese Tendenz. Auch Tom Petzold und André Zwingenberger wollen da mitmischen und planen die Ausweitung ihrer Bloczs-Idee in Deutschland, Europa, ja der ganzen Welt. Kein Quatsch, immerhin sind die beiden seit 2016 auch in Australien aktiv. Eher aus Zufall, wie Tom Petzold berichtet.

Ein Pärchen aus Australien wollte die Blocz-Volumen, die sie in Deutschland beim Bouldern entdeckt hatten, in Down Under vertreiben. Beim Kennenlern-Gespräch stellte sich heraus, dass die beiden selbst ein Halle in Canberra aufmachen wollen und dafür einen passenden Wandbauer suchen. In Australien selbst gab es zu diesem Zeitpunkt nur einen Hersteller. Tom und André nahmen ihren Mut zusammen und sagten zu, später stiegen sie dann als Partner ein. Mittlerweile haben sie weitere drei Hallen in Australien gebaut, der Neu- bzw. Ausbau von ebenfalls drei Hallen ist für 2018 geplant.

Der Sprung ans andere Ende der Welt könnte sich für die zwei Chemnitzer noch als besonders profitabel erweisen. „Australien ist beim Indoor-Bouldern noch fünf Jahre zurück. Erst vor zwei Jahren hat dort die erste Boulderhalle eröffnet. Da geht natürlich grad sehr viel.“ Produziert wird auch für den australischen Markt nach wie vor im Chemnitzer Spinnereimaschinenbau.

Der Standort ist für Petzold wichtig. Für die Produktion ist genug Platz und für die neue Boulderhalle ist er u.a. wegen der Anbindung zur Uni und zum Technologie-Campus mit seinen zahlreichen Start-Up-Unternehmen ideal. „Ich schätze, dass etwa ein Drittel unserer Kundschaft Studierende sind. Ich mag das, weil es auch viel zur positiven Atmosphäre in einer Boulderhalle beiträgt.“ Bouldern sei ein sehr kommunikativer Sport. Man unterhält sich über die Routen, hilft sich gegenseitig, gibt Tipps. Für viele sei das ein gewünschter Kontrast zum Pumpen im Fitnessstudio.

Und was macht ihn so sicher, dass Bouldern nicht nur ein Trend ist, der auch wieder verschwinden wird? „Indoor-Klettern und Bouldern sind keine neuen Trends“, erklärt Tom Petzold, „Die ersten Kletterhallen wurden schon Ende der 1980er in Deutschland eröffnet, so um 2010 ist das Bouldern als eigenständige Form aufgekommen. Das hat sich stetig entwickelt, ohne einen großen Hype von Medien oder Werbung. Für mich sind Klettern und Bouldern keine typischen Trendsportarten. Deshalb glaube ich, dass das nachhaltiger ist. “

Die Eröffnung der neuen Boulderlounge ist für den 28.April 2018 geplant.
www.boulderlounge-chemnitz.de / www.blocz.de

Text [&] Foto: Lars Neuenfeld


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