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Alles gut(e) Tietz?

Sparmaßnahmen zum Geburtstag

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Das Tietz feiert Geburtstag. Doch ganz sorgenfrei kann man nicht in die Zukunft sehen.

Einhundert Jahre wird das Tietz im Zentrum der Stadt im Oktober alt. Und obwohl der bildungsbürgerliche Nachwuchschemnitzer das Gefühl hat, dort steht schon immer das Kulturhaus mit dem versteinerten Wald in der Mitte, so ist dieser Teil der Tietz-Geschichte ja erst die jüngste und noch kürzeste Episode in der wechselvollen Historie des Hauses (siehe Kasten). Darf man also zum 100sten nach dem Motto „Ende gut alles gut“ zum gepflegten Feiern übergehen? Nicht ganz, denn schon wieder stehen dem Tietz schwere Zeiten bevor.
Derzeit liegt für das Tietz ein umfangreiches Konsolidierungsprogramm vor, denn dem Kulturkaufhaus geht trotz voller Belegung das Geld aus. Am 16. Oktober soll daher im Stadtrat über Einsparungen in den öffentlichen Einrichtungen abgestimmt werden. Sieben frei werdende Stellen sollen nicht neu besetzt, Öffnungszeiten leicht gekürzt, VHS-Kurse besser beworben und Bibliotheksgebühren erhöht werden. Die Zweigbibliothek Einsiedel wird sogar ganz geschlossen, sie hatte nur 300 Nutzer, die künftig vom Bücherbus beliefert werden. Ebenso soll der Infotresen im Foyer wegfallen. Gleichzeitig gibt die Stadt ab 2015 rund eine Million Euro mehr Zuschüsse. Dass die gebraucht werden, liegt aber nicht an der schlechten Planung des Projekts vor zehn Jahren. „In den Anfangsjahren“, erklärt Tietz-Sprecher Andreas Bochmann, „wurden die Einzelbudgets der Einrichtungen zusammengelegt und waren mehr als genug.“ Da kam es teilweise zu Rückzahlungen in die Stadtkasse in Höhe der nun zusätzlich benötigten Ausgaben. Das Hauptproblem, weiß Bochmann, waren die steigenden Kosten für Energie, Tariflöhne und Dienstleistungen wie Wachschutz und Reinigung bei gleichzeitigen Sparzwängen im EKKO I – in deren Umsetzung das Tietz nun mittendrin ist. In der absurden Folge der Entwicklungen zahlt sich die Stadt künftig quasi selbst das EKKO. Rein fiskalisch, so Andreas Bochmann, helfe die Beschlussvorlage das Bestehen des Tietz nach 2015 zu sichern. Allerdings eben dauerhaft unter den beschriebenen Leistungseinschränkungen. Inwieweit sich das Gesicht des Hauses für die nächsten 100 Jahre durch den gesetzten Trend ändert, bleibt abzuwarten.Große Geburtstagsfeier am 26.10. ab 15 Uhr

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Lange Geschichte kurz zusammen gefasst
Damals, also 1913, wurde das Gebäude als luxuriöses Warenhaus H. [&] C. Tietz und Teil einer der weltweit größten Kaufhausketten eröffnet. Bei den Chemnitzern hieß das Warenhaus schnell einfach nur „Das Tietz“. Pogrom und 2. Weltkrieg machten aus dem Vorzeigeobjekt eine ausgebombte Betonhülle. Doch sollte das Tietz in der DDR als Konsum und teure HO-Filiale wiederauferstehen. Nach der Wende fand es als Kaufhof Verwendung, bevor der in den heutigen Glasbau zog. Erst seit 2004 wurde das Tietz nach Sanierung und Umbau zu dem was es heute ist: das Kulturkaufhaus mit Stadtbibliothek, Volkshochschule, dem Museum für Naturkunde der Neuen Sächsischen Galerie und den kleinen Geschäften im Erdgeschoss.

Text: Michael Chlebusch Foto: Werner Wendisch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 10/13

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