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Frühstück mit einem Extremisten

TU Student Jost Kobusch besteigt die höchsten Berge der Welt

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Erst lässt er sich am Mount Everest von einer Lawine überrollen und dann erklimmt er als erster Mensch den 7.296 Meter hohen Nagpai Gosum II – allein und ohne Extra-Sauerstoff. Demnächst treibt ihn seine Leidenschaft auf den höchsten Gipfel Alaskas: den Denali. Ich treffe Extrembergsteiger und TU-Student Jost Kobusch zum Frühstück. [nbsp]

Das richtige Bergsteigerfrühstück wäre für Jost eigentlich Rührei mit Avocado. Heute gibt er sich mit belegten Brötchen zufrieden. Während ich an meinem Kaffee nippe, erzählt Jost aufgeregt von seinem Werden und Sein als Bergsteiger und dem Kapitel Chemnitz. Weil er sich für alles begeistert, was ihm neue Perspektiven auf das Bergsteigen ermöglicht, studiert er in Chemnitz Sports Engineering. Außerdem bietet die TU das Spitzensportlerprogramm an, was ihm das Studium neben dem Bergsteigen erleichtert. Für seine nächste Expedition hat er beispielsweise eigene Bekleidung entwickelt – denn die muss extreme Bedingungen wie minus 60 Grad aushalten. Irgendwann im Büro hocken und als Ingenieur arbeiten ist nicht so sein Ding. Ihn reizt der Aufbruch ins Unbekannte und dabei seine Grenzen zu entdecken. [nbsp]

Bei so manchen wäre die Grenze schon überschritten, wenn der Bielefelder erzählt, dass er während der geplanten drei Wochen auf dem Denali seine Unterwäsche nicht wechseln kann. „Aber keine Sorge, bei solchen Temperaturen können sich keine Gerüche entwickeln“, lacht Kobusch. Generell lacht er herzlich viel – und das für jemanden, der schon in so einige brenzlige Situationen beim Erklimmen von Bergen gekommen ist. Beispielsweise als sich nachts sein Zelt aus der Befestigung gelöst hat und auf eine Gletscherspalte zurutschte. Ziemlich gefährlich. Der 26-Jährige meint aber, dass man in solchen Momenten gar nicht nachdenkt: „Da zieht nicht mal das Leben am Auge vorbei oder sowas Romantisches“. [nbsp]

Wenn er nicht gerade sein Leben aufs Spiel setzt, hält er sich in Chemnitz gerne in kleinen Cafés auf. „Davon könnte es mehr in Chemnitz geben“, sagt er. Auch wenn das nach einer entspannten Abwechslung klingt, trainiert Jost täglich und ist Stammgast im Kletterzentrum oder in der Boulderlounge. Im Sommer fährt er zum Klettern an die Greifensteine oder zum Rochlitzer Berg.

Wenn dieser Text veröffentlicht wird, ist Jost bereits zum Bergsteigen nach Frankreich aufgebrochen. Dort bereitet er sich auf die Denali-Expedition vor, welche von einem Kamerateam begleitet wird. Darunter die Chemnitzer Kamerafrau Josefin Kuschela. Seine letzte Tour war zwar erst im vergangenen Sommer, aber der Extremsportler hat sich vorgenommen, den höchsten Gipfel jedes Kontinents zu besteigen – daher seine Ungeduld. Denn erst das Bergsteigen gäbe ihm einen Sinn im Leben, eine Richtung und Stabilität.

Text [&] Foto: Katharina Hübner

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