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Chemnitz Celluloid:

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Chemnitz als Sächsisches Manchester? Chemnitz als Sächsisches Seattle? Chemnitz und seine Vergleiche. Aber Chemnitz als sächsisches Hollywood? Das ist nun doch endgültig übertrieben, oder? Natürlich. Aber eigentlich auch nicht, denn von der Chemnitzer Filmwerkstatt gab es in den letzten Jahren einiges zu sehen. Also Zeit und Grund genug in den nächsten Ausgaben des 371 einige der Personen hinter den Filmen einmal genauer zu beleuchten. Maz ab:

Teil 2: Jan Soldat

Getriebene kennen wenig Ruhe. Fiebrig sind sie meist auf dem Sprung von einer Station zur nächsten und das Wort „Abschalten“ spielt in ihrem Sprachgebrauch so gut wie keine Rolle. Auf sich bezogen, bejaht Jan Soldat diesen Charakterzug. So ist es bezeichnend, dass er im Oktober seine Zelte in Chemnitz abbrach und nach Potsdam übersiedelte, um dort ein Regiestudium an der Filmhochschule zu beginnen. Ein konsequenter Schritt für den 24-jährigen und vielleicht auch eine Form des Ankommens beziehungsweise Weitertreibens einer Passion. Vor zwei Jahren bei einem Spaziergang durch die Chemnitzer Innenstadt nahm sie ihren Anfang. „Zu jener Zeit war ich arbeitslos und hatte eigentlich kein Ziel oder keinen wirklichen Auftrag. Ein abgebrochenes Mathematik- und Maschinenbaustudium lag hinter mir und plötzlich sah ich dort jemanden mit einer Kamera herumlaufen. Das interessierte mich einfach und so sprach ich ihn an.“ Wie sich herausstellte war jene Person im Auftrag des SAEK - ein medienbezogenes Ausbildungs- und Fortbildungsprojekt - unterwegs. Nach einem Crashkurs in Kameraführung, Ton und Schnitt drehte er gemeinsam mit seinem Freund Frank Schubert und der Ausrüstung des SAEK seine ersten Kurzfilme. Zwar fand er auf diesem Weg seinen ersten Zugang zum Filmen, doch wirklich aufgehoben fühlte er sich dort nicht: „Ach, ich glaube so richtig verstanden sie nicht, um was es mir ging.“ Das änderte sich für Jan erst als er in Kontakt mit der Chemnitzer Filmwerkstatt trat. "Vor allem war ich von der generellen Offenheit, die dort herrscht, überrascht. Hier konnte jeder vorbeikommen und man hatte immer ein offenes Ohr und Tipps für die Realisierung von teilweise unausgegorenen Ideen parat.“ Weitere Filme, wie „Kommissar Kresch und der Fuchs vom Posthof“, „Runter“ oder „Kain“ folgten. Mittlerweile sind es über 13 und meist alles andere als seichte Kost. In ihnen wird gekotzt, geblutet und gemordet. Woher kommt dieser Hang zu Körperflüssigkeiten und Gewalt? „Alles was ich bis jetzt gemacht habe, verstehe ich als Versuchsanordnungen. Für mich sind es semiprofessionelle Filme, die nach einer Bildsprache suchen. Ein Beispiel hierfür ist der Körper. Am Körper erkennt man, was mit einer Person los ist. Erbrechen kann man auch als ein Moment psychischer Überforderung sehen. Es ist durchaus eine Zumutung. Aber vieles entsteht bei mir auch sehr spontan und erst im Nachhinein interpretiere ich, was mich eigentlich auf solche Szenen gebracht hat.“ So bleibt er wohl ein Getriebener. Doch scheint er mit dem Medium Film eine Möglichkeit gefunden zu haben, seine Unruhe kanalisieren und sichtbar machen zu können. Für den Zuschauer ergeben sich daraus neue, ungewohnte Sichtweisen zwischen grotesker Komik und alptraumhaften Wendungen, die vor allem eins sind: niemals langweilig.[nbsp]

Nachtschicht Zelluloid am 27.12. auf der Kleinen Bühne des Schauspielhauses: Kurzfilme von Jan Soldat. Im Anschluss ist ein Gespräch zwischen einem Dramaturgen des Schauspielhauses und Jan Soldat geplant. weitere Infos: www.nachtschicht-chemnitz.de

Text: Chezz, [nbsp]Foto: Anja Läufer

Erschienen im 371 Stadtmagazin 12/08

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