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Beste Buchhandlungen

Zwei ausgezeichnete Buchhandlungen in Chemnitz

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Buchhandlungen sind mehr als Umschlagplätze, in denen Konsumgüter gegen Geld über die Theke gehen. Sie sind Horte von Geschichten und Treffpunkte für Buchliebhaber. Und Buchhändler sind ihre Verteidiger, sie sind Herolde des Kulturgutes Buch. Zumindest im Idealfall. Und eben diese gibt es auch in Chemnitz – das weiß nun ganz Deutschland.

Denn die beste deutsche Buchhandlung des Jahres 2018 befindet sich auf dem Kaßberg. Das wurde nun vom Bundeskultusministerium besiegelt und mit 25.000 Euro ausgezeichnet. Die Buchhandlung „Lessing und Kompanie“ von Susanne Meysick und Klaus Kowalke und ihrem Verein, wurde schon in den vergangenen Jahren zweimal als „hervorragende Buchhandlung“ prämiert, nun gewannen sie erstmals die Ausschreibung ganz. Doch was unterscheidet ihren Laden von anderen? „Wir sind eine Buchhandlung, die nicht nur Menschen bedient, sondern auch Vielfalt zeigt. Außerdem engagierten wir uns im Stadtteil“, sagt Susanne Meysick. Ihr Partner Klaus Kowalke bringt außerdem die zahlreichen Lesungen und Veranstaltungen ins Feld, die von der Buchhandlung ausgehen, teils auch dort stattfinden.

Die meisten finden in der kleinen Galerie im hinteren Teil des Ladens statt, wenn allerdings mehr als 30 Gäste erwartet werden, verlagert die Buchhandlung die Veranstaltungen in größere Räume. Die aus Georgien stammende Autorin Nino Haratischwili, sie es mit ihrem neuen Roman „Die Katze und der General“ auf die Shortlist des diesjährigen deutschen Buchpreises schaffte, wird beispielsweise am 12. Januar im Metropol lesen.
Was beide nicht erwähnen, ist das Flair ihres Ladens, die klassische Musik die im Hintergrund tröpfelt und Schöngeistigkeit verbreitet, die bereitstehenden Teekannen, die Etagere mit Keksen. Und natürlich die Zeit, die die Buchhändler für jeden Gast aufbringen.

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Auch Wencke Helmboldt hält diese Aspekte für selbstverständlich. Natürlich lümmeln Kunden auf den beiden weißen Ledersofas im Laden. Kaffee, Tee, Buchberatung, Seelentrost – auch in der Universitasbuchhandlung am TU Campus geht es nicht nur um die reine Kaufabwicklung.„Wir haben hier ein großes Sortiment und schon beim Einkaufen denke ich an den ein oder anderen, dem das gefallen könnte“, erzählt Wenke Helmboldt, die schon seit 1991 am Campus die Stellung hält und sich tapfer gegen die zunehmende Digitalisierung behauptet. Das die Studenten zum Semesterbeginn taschenweise Lernstoff aus ihrem Laden tragen, diese Zeiten sind vorbei. Sie setzt eher auf ein familiäres Flair, kennt viele wiederkehrende Kunden persönlich. Den Erstsemestern auf Campuserkundungstour stellt sie ihren Laden stets mit einer Brandrede für das geschriebene und gedruckte Wort vor, lockt jeden Dienstag zur Mittagszeit mit einer Siestalesung Interessierte mit Unterhaltung und Snacks in die Buchhandlung. Für ihr Engagement verlieh ihr das Kultusministerium in diesem Jahr das mit 7000 Euro dotierte Prädikat „Hervorragende Buchhandlung“. Ein Ansporn, weiter zu machen, Menschen für Literatur zu begeistern, Bücher präsent zu machen, der sie mit Susanne Meysick, Klaus Kowalke und vielen weiteren leidenschaftlichen Buchhändlern eint.

Beste Buchtipps für Weihnachten

Susanne Meysick und Klaus Kowalke empfehlen:

Vielleser: Die beschriebene Buchhandlung hat es nur von 1933 bis 1940 gegeben, doch dort hat sich die Creme de la Creme der damaligen Literaturszene getroffen von Musik über Feuchtwanger, Döblin, Seghers und noch viele mehr. (Inge Thöns/Herbert Blank - Die erste Exilbuchhandlung in Paris.376 Seiten, Wallstein 2018, 39 Euro)

Kaumleser: Ein Klassiker als Graphic Novel – und ganz wunderbar gemacht für alle ab 12 Jahren. Die Dialoge sind so umgesetzt, dass sie fast filmisch wirken. (Harper Lee/ Fred Fordham - Wer die Nachtigall stört..., 288 Seiten, Rowohlt 2018, 20 Euro)

Herzwärme: Ein feministisches Buch – im positivsten Sinne, es handelt von Anette von Droste Hüllshof, einem Enfant Terrible ihrer Zeit. (Karen Duve – Fräulein Nettes kurzer Sommer. 592 Seiten, Galiani-Berlin 2018, 25 Euro)

Weltenflucht: Susann Meysick schwärmt vor allem von den Illustrationen von Kat Menschik, die bspw. für ihre Bilder zu Geschichte von Haruki Murakami bekannt wurde. (Schota Rustaveli – der Recke im Pardelfell.208 Seiten, Galiani-Berlin, 25 Euro)

Kinder: Ein Zungenbrecherbuch von Franz Fühmann mit ganz wunderbaren Bildern – ein Lieblingsbuch für große und kleine Kinder, es handelt von der Schneeseekleerehfeh. Darin kommt ein Wort mit 16 „E“ vor. (Franz Fühmann - Am Schneesee. 24 Seiten, Hinstorff 2018, 14,99 Euro)

Wenke Helmboldt empfiehlt:

Vielleser: Wiesenstein ist ein Roman über den Autor und Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann, ein Fest für Literaturfreunde. (Hans Pleschinski – Wiesenstein. 552 Seiten, C. H. Beck 2018, 24 Euro)

Kaumleser: Weil es kurze Geschichten sind und weil es darin schön ist. Außerdem haben hiesige Autoren daran geschrieben. (Lasiocampa Quercus (Hrsg.) - Was für Spinner: Bizarre Kurzgeschichten. 127 Seiten, Eichenspinner Verlag 2018, 11,11 Euro)

Herzwärme: Es ist eine klassische Frauengeschichte in der die Protagonistin in der Mitte ihres Lebens eine Kehrtwendung einlegt. Man ist voll dabei und es liest sich gut weg. (Anne Tyler – Launen der Zeit, 304 Seiten, Kein [&] Aber 2018, 22 Euro)

Weltenflucht: Die Lindwürmer Zamoniens begehen alljährlich ein Fest namens „Hamoulimepp“, es ähnelt dem Weihnachten der Menschen frappierend – ein Wiedersehen Hildegunst von Mythenmetz. (Walter Moers – Weihnachten auf der Lindwurmfeste. 112 Seiten. Penguin Verlag 2018, 15 Euro)

Kinder: Es ist eine süße Geschichte für die ganze Familie. Es geht um Wichtel, Feen und den Weihnachtsmann, da kann man in der Adventszeit jeden Tag etwas vorlesen. (Matt Haig – Ich und der Weihnachtsmann. 288 Seiten, dtv 2018, 17 Euro)

Text: Sarah Hofmann Foto: Michael Chlebusch

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