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A wie Arthur

25 Jahre Arthur

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Immer auch ein bisschen schräg: Die Arthur-Mannschaft kostümiert anlässlich einer Ferien-Mitspielgeschichte für Kinder.

1990, Wendezeit, die letzten Monate der DDR. Ein verrückte Zeit für verrückte Ideen. Zukunft schien greifbar und so griffen sich einige, was gerade niemand so recht gehörte.

Auf dem Chemnitzer Kaßberg erstreckte sich zwischen West-, Henrietten-, Kaßberg- und Hohe Straße ein abgeschottetes Gelände. In den alten Villen und Verwaltungsgebäuden sitzt neben der sowjetischen Militärkommandantur noch immer das Ministerium für Staatssicherheit. In jenen Tagen beschließt der Runde Tisch, eine außerparlamentarische Einrichtung aus Bürgerbewegungen und Verwaltungsvertretern, dass auf diesem Gelände etwas Sinnvolles entstehen soll. Stasi raus, Kultur und gesellschaftliche Teilhabe rein.

So entstehen das Arthur, das Umweltzentrum, die Lila Villa und die Neue Sächsische Galerie. Auch in dem Haus, das heute mit dem lächelnden A an der Wand Besucher empfängt, fanden früher Stasiverhöre statt. „Wir hatten auch eine Waffenkammer im Haus, allerdings ohne Waffen“, erinnert sich Kerstin Graff lachend, „das war ein vergitterter Raum, den wir als Künstlerumkleide nutzten. Eine Theatergruppe hat sich dort mal versehentlich eingeschlossen. Wir hatten dann einen Eimer voll Schlüssel und haben solange probiert, bis wir die Truppe wieder befreien konnten.“ Graff war vom April 1991 an dabei und begleitete in den Folgejahren den oft irrwitzigen Gang des Arthur vom schrägen Kulturzentrum hin zur soziokulturellen Institution. Die Existenz des Hauses stand dabei mehrfach auf der Kippe. „Irgendwann wurde wohl jemand bewusst, dass sich all diese Häuser mittlerweile auf Filetgrundstücken befanden. Uns bot man damals zwei Räume im Heckertgebiet zum Ausgleich an.“ erzählt Graff und ist noch heute gerührt, welch enormen Unterstützung die Arthur-Macher damals erfuhren. „Die Leute haben richtig Rabbatz gemacht, es gab Benefizkonzerte und bergeweise Post an den Oberbürgermeister. Am Ende entschied eine hauchdünne Mehrheit im Stadtrat dafür, dass der Verein das bisher in kommunaler Trägerschaft befindliche Haus per Erbpacht übernehmen kann.“

Kerstin Graff gehört mittlerweile wie alle aus den Anfangstagen nicht mehr zum Team. In den letzten Jahren hat eine neue Generation Kulturbeflissener das Zepter übernommen. Diese Leute sind kaum älter als das Arthur selbst. Mit ihnen zog ein neuer Wind durch die alten Räume, neues Publikum entdeckte das Haus mit seinem verwunschen-schönen Garten drumherum. Nicht zuletzt die Eröffnung des aaltra, der Kneipe im Erdgeschoss, trug wesentlich zur Verjüngung des Publikums bei. Heute ist das Haus an der Hohen Straße einer der kulturellen Melting-Pots der Stadt. Dabei ist das Arthur seinem ursprünglichen Anspruch treu geblieben: Konzerte, Kleinkunst, Lesungen und Theater, große fantasievolle Feste, kreative Angebote für Kinder und Jugendliche, Mitmach-Kurse und vieles mehr – all das ist über die Jahre gleich geblieben. Und doch erfindet sich das Arthur immer wieder neu. Mit Sicherheit auch in den nächsten 25 Jahren.

Text: Lars Neuenfeld / Foto: Michael Chlebusch

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