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Ich bin raus. Über Extremismusausstieg

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Für viele Chemnitzer war der August 2018, als tausende Rechtsextreme und Sympathisanten durch die Straßen der Stadt marschierten, als es zu Angriffen auf ein jüdisches und arabische Restaurants kam, ein Weckruf. Ist das noch unsere Stadt, fragten sie sich. Nicht wenige entschlossen sich damals, selbst aktiv zu werden. So auch Friedrich Kemmerling. Bei einem Netzwerktreffen des Bündnis Chemnitz Nazifrei traf der Student auf Gleichgesinnte. „Unsere Idee, Aussteigervorträge zu machen, kam von einer jungen Frau, die noch Rostock Lichtenhagen miterlebt hatte. Sie sagte, damals hätten Aussteigervorträge im Nachgang einen großen Eindruck hinterlassen“, erklärt Mitinitiator Steve Conrad. Seines Wissens nach habe dies vor allem an der Tatsache gelegen, dass eben mal nicht nur Linke über Rechte gesprochen haben, sondern Insider der Szene selbst zu Wort kamen. Die Idee kam wie viele andere an die Pinnwand.

Wolfram Ette, der ebenfalls im Publikum saß, fand die Idee gut. So gut, dass er sich vorstellen konnte, sie zu realisieren. Als Projektpartner wurde das FIB, das Freie Institut für Bildung ins Boot geholt. Die Organisation sollte sich schwieriger gestalten als erwartet. „Bei den Aussteigerprogrammen anzufragen hat uns nichts gebracht, da diese die Namen ihrer Klienten nicht preisgeben“, erklärt Kemmerling. Man griff also auf zwei ehemalige Rechtsextreme zurück, die Erfahrungen damit haben, vor Publikum über ihre Vergangenheit zu sprechen.
Es entstand das Format „Ich bin raus. Über Extremismusausstieg“, eine Reihe von vier Vorträgen, die am 9. April in der Neuen Sächsischen Galerie startet. Die Reihe beginnt mit einem Referat des Ex-Nazis Christian Weißgerber, am 9. Mai sprechen Initiatoren vom Aussteigerprogramm Sachsen im Kraftwerk, am 28. Mai kommt der ehemalige Rechtsextremist Felix Benneckenstein im Vortragssaal der Stadtbibliothek zu Wort. Geschlossen wird die Reihe am 25. Juni mit einer wissenschaftlichen Einordnung des Sozialpsychologen Claas Pollmanns.

„Wir haben Orte gewählt, die niedrigschwellig und unbefangen von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft und verschiedenen Schichten der Gesellschaft betreten werden können“, so Wolfram Ette. Daher sei die Wahl auf die Neue Sächsische Galerie, das Kraftwerk und den Veranstaltungssaal der Stadtbibliothek gefallen. Auch aus logistischen Gründen. Denn bei den beiden Vorträgen von Aussteigern legen die Organisatoren besonders Wert auf Sicherheit. Mit Vorfällen rechnen wollen sie aber nicht. Sie hoffen auf fruchtbare Referate mit angeregten Diskussionen im Nachgang.


Text: Sarah Hofmann Foto: Michael Chlebusch

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