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Beate trifft auf Überbleibsel

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Das Naturkundemuseum im Tietz wirbt gerade für eine neue Sonderausstellung. Im Mittelpunkt steht der wohl älteste Fisch der Welt. Er heißt nicht „Schwimmende Nase“, müsste aber so heißen, denn sein komplettes Skelett besteht aus Knorpel. Eine Pappmaché-Nachbildung von ihm hängt im Lichthof und versucht gefährlich zu wirken.

Ein anderer Fisch, an dem die meisten wahrscheinlich achtlos vorbeieilen, hängt an der Wand auf der linken Seite, bevor man das Tietz gen Süden verlässt. Es ist ein Fisch, aufemailliert auf 80 Edelstahlplatten, und deutlich gefährlicher als sein Pappkamerad, denn offensichtlich hat er eine ganze Stadt verschluckt. Bislang kenne ich nur Jona aus der Bibel, der, einen Auftrag Gottes verweigernd, ins Meer geworfen und, von Gott eingefädelt, von einem Fisch verschlungen und erst nach drei Tagen wieder ausgespuckt wird. Die Tage im Fischbauch haben Jona gut getan, denn nun tut er, worum Gott ihn bat. Der Künstler dieses großen Objektes an der Wand will uns vielleicht damit sagen, dass es da eine Stadt gegeben hat, die einen Auftrag ablehnte, und sich jetzt, umhüllt vom Fisch, in der Phase der Besinnung befindet, um diese sture Haltung aufzugeben. Um welche Stadt, um welchen Auftrag es sich handelt und für wen oder was stellvertretend der Fisch steht, das geht aus dem Bild nicht hervor. Manchmal helfen wohlwollende Künstler dem ratlosen Betrachter mit einem Bildtitel und einer Jahreszahl, so auch in diesem Fall. Ein gewisser Helmut Humann schuf das Kunstwerk 1968 und nannte es „Chemnitz als Festung im 17. Jh.“. Die Arbeit entstand für den ehemaligen Fußgängertunnel an der Zentralhaltestelle und hängt jetzt im Kulturkaufhaus. Der Titel hilft mir nicht. Was bewog Herrn Humann ausgerechnet 1968 dazu, das Thema „Chemnitz als Festung im 17. Jh.“ aufzugreifen? Und kein Wort vom Fisch. Humann gehörte auch zum Künstlerkollektiv aus Aue, das die Rückwand „Proletarier aller Länder vereinigt euch“ hinter dem Karl-Marx-Kopf gestaltete. Aber auch das ist nicht nützlich. Mach ich mir halt meinen eigenen Reim drauf und verstehe die Emaillearbeit allegorisch, als Aufforderung an alle Jonasse in den Städten der Welt: Zieht euch ab und zu zurück in einen symbolischen Fischbauch-Raum, wenn es nötig ist. Lasst euch Zeit, um nachzudenken, dann könnt ihr vielleicht so alt werden wie die „Schwimmende Nase“!

Text: Beate Düber, Foto: Maik Irmscher


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