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Der Sonnenberg-Literat

Herr Salomon liebt Bücher

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Toni Salomon, Mitbegründer des Lesecafé Kaffeesatz auf dem Sonnenberg, hat es schon wieder getan und Anfang Dezember auf der Fürstenstraße ein Antiquariat eröffnet.

Der eigene Buchladen, und auch noch mit dem wunderbaren Namen „Hr. Salomons“, das klingt wie eine aus der Welt gefallene Idee von jemandem, der zu viel gelesen hat. Ist das einfach Liebhaberei? Oder geht sowas noch? Und Herr Salomon stellte erfreut fest: Ja, die Menschen kaufen noch Bücher! Der Laden ist gewissermaßen nur die Spitze des Eisbergs. Schon seit zwei Jahren betreibt der promovierte Historiker nebenbei einen Onlinehandel mit Büchern. Dabei, sagt er, verkaufe er vorwiegend Wissen, das nicht googlebar ist (das gibt's tatsächlich). Vor allem auf seltene Fachbücher hat er sich spezialisiert.

Der Plan sei aber immer gewesen auch so einen richtigen eigenen Laden zu haben. Eine Art extraordinäre Visitenkarte. Eine gute Visitenkarte ist das geworden. Wenn er dieses Geschäft betritt, wird dem Buchkenner sofort klar: Hier versteht einer was von der Materie. Die hundertste Auflage der Bücher aus dem in der DDR verbreiteten Buchclub 65, der so manches Antiquariat dominiert, sucht man hier vergebens. Zum Pauschalpreis gibt es ausgewählte Hardcover (3 Euro), Taschenbücher (2 Euro), Tonträger (2 Euro) und Spiele (3 und 5 Euro). Darunter sehr viel Sach- und Fachliteratur aber auch lesenswerte Belletristik wie die Werkausgabe von Thomas Bernhard, die gar nicht so leicht zu finden ist – schon gar nicht zu diesem Preis. Und der sei bei allem Idealismus auch bei Büchern, worum es geht. Mein Konkurrent ist das Internet, sagt Toni Salomon. Wenn er da zehn Euro für ein Buch verlangt, das es bei Amazon neu für zwölf gibt, kauft es keiner.

Aber mal ehrlich, hier bei Herr Salomons ist es auch viel gemütlicher als zu Hause bei Amazon. Da gibt es wunderbare alte Sessel zum Schmökern, heimeliges Stehlampenlicht und bald soll auch eine Kaffeemaschine dazukommen für die Gäste. Und sowieso sei noch viel zu viel Luft im Raum, da müssen weitere Regale rein für die Kisten aus dem Lager, erklärt der Besitzer. Geöffnet ist derzeit allerdings nur dienstags und freitags von 14 bis 18 Uhr. Den Rest der Woche ist Toni Salomon entweder mit seiner Habilitation zum Thema historische Bausünden beschäftigt, oder damit, auf Buchsuche zu gehen, was, wie er meint, oft einer Schatzsuche gleicht. Seine Quellen möchte er nicht verraten, aber eine Erkenntnis aus seiner Antiquariatsarbeit gibt er gern weiter: Man darf sich in das Buch nicht verlieben. Anders als für einen Bibliothekar ist sein Umgang mit Büchern eben immer noch ein Geschäft.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch

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