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Weiße Beete, gelbe Möhren

Fresszellen für gutes Essen

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Eine glückliche BIO-Familie in der Fresszelle.

Es ist eine Art Flatrate für Körper und Gewissen, die sich der Bauernhof Bunte Kuh bei Frankenberg da ausgedacht hat. In der solidarischen Landwirtschaft des Hofes liefert selbiger nicht nur gesunde und leckere Ernteprodukte aus dem eigenen Anbau, sondern das alles auch noch mit viel Bedacht und höchsten Ansprüchen an Produkt und Umweltverträglichkeit.

Das Prinzip ist so einfach wie genial: In Chemnitz findet der Hof seine Abnehmer derzeit in zwei sogenannten Fresszellen. Eine gibt es im Kompott am Kaßberg, eine im Hinterhof hinter der Greenpeace-Dependance an der Augustusburger Straße – dazu kommt eine auf dem Hof selbst. Für einen festen monatlichen Betrag liefert der Bauer jeden Freitag an die Verteilstellen Ernteanteile mit allem, was die Landwirtschaft hergibt. Das heißt: frische Kost direkt vom Lieferanten zu einem erschwinglichen Preis. „Das Projekt läuft seit Anfang des Jahres", erzählt Jan Reißmann, der mit seiner Frau selbst einen halben Ernteanteil abnimmt. In einem Raum im Hinterhof – den Schlüssel gibt es mit dem richtigen Code aus dem Safe – zeigt er die frische Lieferung der Woche. Salate, Freilandtomaten, Kartoffeln, Rote und Weiße Beete, Möhren gelb und rot und auch Gemüse, bei dem nicht ganz klar ist, was das eigentlich ist.

Die Vielfalt ist groß. „Zur Zeit ist Hochsaison", erklärt er, „da weiß man gar nicht, wie man alles essen soll". Es ist Spätsommer, aber so ein richtiger Hof – der gerade die Demeter-Zertifizierung anstrebt, also die Speerspitze des BIO – funktioniert eben der Natur entsprechend. Das heißt im Winter gibt es nur Lagergemüse. „Wir lernen gerade die Haltbarmachung", sagt Jan, "Dörren, Einkochen, wir haben verlernt, im Winter etwas aus dem Glas zu essen. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht, aber wir wollen es wieder versuchen." Das gehört auch zum solidarischen Prinzip: Die monatlichen Kosten von 150 Euro pro Ernteanteil (reicht etwa für zwei Erwachsene und zwei Kinder) laufen auch im Winter und bei schlechter Ernte. Dafür erhalten die Mitglieder ein gewisses Mitspracherecht und erfahren in monatlichen Treffen und Vorträgen etwas über den Hof und die Landwirtschaft. „Ich wusste gar nicht, wie kaputt die Böden auch in Deutschland sind“, sagt Abnehmer Jan Reißmann.

Mit der Permakultur – einer gemischten Anbauform – brachte Bauer Kai-Uwe Hoyer den Boden aber auch ohne Düngemittel zum Ergrünen. Bestellt wird der ausschließlich mit Pferden statt Traktoren und das erstaunlich effizient. Inzwischen gibt es auch Schweine auf dem Hof, die da frei herumlaufen und deren Fleisch wie jetzt schon Eier und Schaffleisch auch bald an die Fresszellen geht. Wachstumspotential für Mitesser sei noch einiges vorhanden, meint Jan Reißmann, aber das Prinzip bedarf auch eines gewissen beiderseitigen Vertrauens. Wer mitmachen will , vielleicht sogar seine eigene Fresszelle gründen möchte, darf sich gern im Greenpeacebüro bei ihm melden.

www.greenpeace-chemnitz.de
www.diebuntekuh.info

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 09/12

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