⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

Demokratie und Johannisbeeren

Ein Garten mit Mehrwert

Veröffentlicht am:

[nbsp]BU: Kräuter sammeln für Tinkturen: Meike, Gabi und Franziska

Auf dem Kaßberg wächst seit vier Jahren ein bunter Garten. Doch zwischen Beeten und Sträuchern wächst auch ein Zusammengehörigkeitgefühl.

In einem Hinterhof auf dem Kaßberg findet sich ganz unvermutet ein Idyll. Da reihen sich Beete aneinander, verbunden durch einen gewundenen Pfad. Mit blühenden Kräutern und Gemüse und rot funkelnden Johannisbeeren, die leider jemandem gehören, sonst würde wohl jeder, der vorbei geht, eine Handvoll in den Mund stecken.

Angelegt wurden diese Beete von den Mitgliedern des Bunte Erde e.V. Der Verein gründete sich vor gut vier Jahren eigens, um diesen Interkulturellen Garten aufzubauen. Dazu pachtete man ein Hinterhofgrundstück zwischen Franz-Mehring- und Horst-Menzel-Straße für wenigstens zehn Jahre von der Stadt. Ziel der Bunten Erde, erklärt Anja Hüttner vom Verein, war es, hier einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen treffen und austauschen können. Das Angebot kam an. Etwa 30 Mitglieder zählt der Verein zurzeit, die eigene und gemeinschaftliche Parzellen mit allem bepflanzen, was der grüne Daumen hergibt. Sogar eine Warteliste gibt es für Beete, die frei werden oder noch entstehen. Dabei ist es gar nicht so einfach, den Anspruch ein Interkultureller Garten zu sein, zu erfüllen, erklärt Anja. So seien die deutschen Mitglieder noch in der Mehrzahl, aber auch Chilenen sind dabei, es treffen Heilkräuter aus Kasachstan auf Gemüse aus Ungarn und ein portugiesischer Landschaftsgärtner entwarf den Grundriss des Gartens. Nach Portugal reist[nbsp] auch eine Gruppe der deutsch-portugiesischen Sommerakademie, die sich hier etwa einmal monatlich trifft um Kräutertinkturen zu brauen oder Vorträgen zu lauschen. Im vergangenen Jahr war der portugiesische Teil der Akademie schon in Chemnitz, demokratische Ansätze und bürgerliches Engagement wurden diskutiert, für die so ein Gartenprojekt auch stehen kann. Doch der Ort hat bei alledem keinen politischen Auftrag, sagt Anja, er soll einfach ein Anlaufpunkt sein, ein niedrigschwelliges Angebot, in dem Menschen in Kontakt kommen: denn übers Gärtnern lässt sich leicht ein Thema finden, um das Eis zu brechen. Außerdem, erklärt Anja, fehle vielen Städtern einfach ein Ort zum Gärtnern.

Damit das auch bei Kindern und Jugendlichen, die nicht ständig in Omas Garten räubern ankommt, veranstaltet die Bunte Erde in diesem Jahr erstmals ein Feriencamp. Hier sollen sie lernen, was mit Pflanzen zwischen Essen und Seife kochen alles möglich ist oder wie man mit Farbe aus der Natur Taschen bedruckt. Wir hatten erst Angst, dass es nicht voll wird, sagt Anja, aber dann sei der Kurs plötzlich ausgebucht gewesen.

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 07/14

Zurück