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Großes Kino

Heißer Film-Sommer in Chemnitz

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Jahrelang schauten die Chemnitz in die Röhre. Während anderswo Kino unter freiem Himmel als Standardprogramm für laue Sommerabende galt, schien in Chemnitz kein Weg dorthin zu gehen. Der Grund: Kein Ort in der Stadt war geeignet, um die Differenzen von Kinogenuss und Lärmbelästigung zu beseitigen. Doch nun, welch Wunder, gibt es im Juli gleich drei Open Air Kinos in Chemnitz. Und das auch noch zur gleichen Zeit.

Grund für diese Häufung ist wohl die Tatsache, dass niemand ernsthaft damit gerechnet hat, dass die Veranstalter der „Filmnächte auf dem Theaterplatz“ die strengen Lärmschutzauflagen des Chemnitzer Umweltamtes erfüllen können. Daran waren zumindest bisher alle Vorhaben gescheitert, länger als eine Woche den schönsten Platz der Stadt als Kinobühne zu nutzen. Doch die Dresdner Veranstalter waren waren wohl einen Tick hartnäckiger als ihre Chemnitzer Kollegen und wollten sich nicht mit dem üblichen „Geht ne“-Echo aus dem hiesigen Rathaus abfinden. Die Elbufer-Macher kreierten ein in Deutschland einzigartiges Tonkonzept. Für 100.000 Euro werden ca. 250 Lautsprecher inmitten der Zuschauerreihen platziert. „Somit ist eine perfekte Tonqualität für die Kino-Fans gewährleistet, die Bewohner auf der Straße der Nationen werden jedoch nicht gestört“, erklärt Markus Richter, der für den guten Sound zuständig ist. Ab dem 8. Juli flimmern nun 45 Tage lang Klassiker, aktuelle Kassenschlager und fast vergessene Raritäten über die Leinwand vor dem Opernhaus. Egal ob Action- oder Opernfilm, Kinder- oder Kultfilm - für alle Altersgruppen und Geschmäcker ist hier was dabei.

Henrik Bonesky, Betreiber des Uferstrands an der Annaberger Straße, hatte 2010 versucht, sein Beach- und Kostenfrei-Kino-Konzept auf dem Theaterplatz anzubieten. Dass nun ein anderes Unternehmen die Genehmigung dafür bekommt, die ihm verweigert wurde, stößt dem Chemnitzer verständlicherweise unangenehm auf. Doch er zeigt sich kämpferisch. „Von Chemnitzern für Chemnitzer“ ist sein Motto und so bietet er vom 8. bis zum 17. Juli ein Für-Jeden-Etwas-Programm. Dazu zählt der Trash-Klassikern „Manta, Manta“ genauso wie die DEFA-Schlagerperle „Nicht schummeln, Liebling“. Darüber hinaus ist es Bonesky sogar gelungen, aktuelle Blockbuster ins Spielprogramm zu integrieren. Das dabei „Der Auftragslover“, eine romantische Komödie mit Vanessa Paradies, am 12. Juli kostenfrei an seinem Uferstand flimmert, einen Tag später auf dem Theaterplatz gegen Eintrittsgeld zu sehen ist, ist nur eine Kapriole dieses verrückten Chemnitzer Kinosommers.

Kleinere Brötchen bäckt man hingegen in der Schönherrfabrik. Inmitten renovierter Industriearchitektur laufen ab dem 10. Juli Kultfilme wie „Inglourious Basterds“ oder „Blues Brothers“, aber auch anspruchsvolle Kinokunst wie „Drei Patienten“ aus der Chemnitzer Filmwerkstatt. An insgesamt neun Juli-Abenden ist Kino angesagt, Partys und das Kinder-Musical „Sandmann“ runden das kleine aber durchaus feine Programm ab.

Der Kinogänger hat nun die Wahl. Schön ist es irgendwie überall. Das klassisch-schicke Ambiente am Theaterplatz, der Industriecharme in der Schönherrfabrik oder das Beachfeeling an der Chemnitz – die Entscheidung wird den meisten Chemnitzern schwer fallen. Bleibt die Hoffnung, dass im Juli die heimische Röhre häufiger einfach mal ausbleibt und die Menschen den Weg ins Kino finden. Denn dafür werden schließlich Filme gemacht.

Foto: jba / photocase.com

Erschienen im 371 Stadtmagazin 07/11

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