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Chemnitz will Kulturhauptstadt werden

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Die Stadt Chemnitz bewirbt sich für den Titel „Kulturhauptstadt 2025“, um den Bekanntheitsgrad der Stadt zu steigern, Tourismus zu fördern und Menschen in ganz Europa zu zeigen, dass sie einiges zu bieten hat.

2025 könnte ein wichtiges Jahr für eine deutsche Stadt werden. Denn dann wird wieder die „Europäische Kulturhauptstadt“ gekürt, ein Titel, der ebendieser Stadt danach ein Jahr erhalten bleibt und hoffentlich für Ruhm, Ehre und jede Menge Tourismus sorgt. Und natürlich für finanzielle Mittel, denn jede Kulturhauptstadt Europas erhält 1,5 Mio. Euro Fördergeld. Thomas Lehmann ist Fraktionsvorsitzender des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Chemnitzer Stadtrat und erklärt den groben Ablauf bei einer Bewerbung: „Erstmal muss die Stadt es selber wollen. 2018 ruft die Bundesregierung dann offiziell zur Bewerbung auf, diese müssen die Städte dann bis 2019 abgegeben haben. Ungefähr im Frühjahr 2020 trifft eine Expertenkommission eine Vorauswahl.“ In dieser Kommission sitzen zwei deutsche und acht internationale Mitglieder, die dann ein paar wenige Städte auswählen und diesen Verbesserungsvorschläge machen. Daraufhin haben diese Städte neun Monate Zeit zur Umsetzung der Vorschläge und damit zur Nachbesserung ihrer Bewerbungen. Im Anschluss daran besucht die Kommission die jeweiligen Städte, um sich ein Bild zu machen. Ende 2020 oder Anfang 2021 fällt die Kommission dann die Entscheidung, wer den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ erhält. Auch die Bürger sollen sich am ganzen Prozess beteiligen, betont Lehmann: „Derzeit stehen wir ganz am Anfang. Es gibt die Idee, aber noch keinen Stadtratsbeschluss dazu. Jetzt müssen wir mit den Bürgerinnen und Bürgern von Chemnitz sprechen. Denn nur, wenn die Stadtgesellschaft das auch will, macht eine Bewerbung Sinn. Nachdem Strukturen eingerichtet sind, die den Bewerbungsprozess führen, müssen Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung geschaffen werden. Die Ideen können dann in die eigentliche Bewerbung einfließen.“

Die Kosten für die Bewerbung schätzt Lehmann auf ungefähr zwei Millionen Euro und er ist optimistisch: „Selbst wenn wir am Ende den Titel nicht gewinnen, sind wir nicht gescheitert und das Geld nicht verschwendet. Der Weg ist hier zumindest zum Teil das Ziel. Wenn Chemnitz dadurch bekannter wird, mehr Touristen anlockt und wir einige Projekte, die unsere Stadt noch lebenswerter und bunter machen, umsetzen können, ist schon viel erreicht.“[nbsp]

Vom Titel selbst, sollte Chemnitz gewinnen, erhofft Lehmann sich mehr Aufmerksamkeit für seine Heimatstadt, die seiner Meinung nach häufig unterschätzt wird – was auch am Marketing liegt. Doch es geht nicht nur um das eine Jahr, in dem der Titel geführt wird, sondern um langfristige Ziele: eine bessere Vernetzung der kulturellen Angebote und eine weitere Verdichtung und Belebung des Stadtzentrums beispielsweise. Und Lehmann erhofft sich am Theaterplatz ein neu gestaltetes Kultur- und Theaterviertel - ähnlich der Museumsinsel in Berlin.[nbsp]

Ein Viertel mit einem neuen Schauspielhaus, mit „gläsernen“ Probebühnen, mit einem Anbau an den Kunstsammlungen, die gemeinsam einen Grundstock bilden können für die Ansiedlung von Gastronomie, Galerien und anderen freien Kunst- und Kulturprojekten. „Des Weiteren erhoffe ich mir Kreativstudiengänge an der Chemnitzer Universität, mehr Firmen der Kreativwirtschaft und mehr Künstler und Galerien in der Stadt. Und ich erhoffe mir auch mehr Kunst und Kultur im öffentlichen Raum und ganz viele kulturbegeisterte Menschen von nah und fern, die unsere Stadt beleben“, so Lehmann. Die Oberbürgermeisterin und die Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen, Linken und der CDU im Stadtrat haben sich bereits für das[nbsp] Projekt ausgesprochen, Anfang 2017 wird es dann eine endgültige Entscheidung des Stadtrats geben. Sollte diese positiv ausfallen, sieht Lehmann die Chancen gut: „Das Kulturhauptstadtprogramm der EU zielt gerade auf Städte wie Chemnitz ab. Es geht um das Heben verborgener Schätze. Chemnitz ist eine Kulturstadt, aber unser qualitativ und quantitativ hohes Angebot kennen viel zu wenige Menschen in Sachsen, Deutschland und Europa. Eine Stadt wie Dresden ist an sich schon eine Kulturhauptstadt, für diese ist das Programm nicht gemacht. Es hat Gründe, warum nicht Warschau sondern Wroclaw, warum nicht Wien, sondern Graz, warum nicht Budapest, sondern Pécs, warum nicht Barcelona, sondern San Sebastian zu Kulturhauptstädten wurden.“ Und bereits jetzt sieht Lehmann Chemnitz zumindest als Kulturstadt: „Chemnitz hat ein kommunales Fünf-Sparten-Theater, was seinesgleichen in Deutschland sucht. Wir haben 22 museale Einrichtungen vom A wie Archäologiemuseum bis Z wie Zweckverband Sächsisches Industriemuseum. Wir haben das Kulturkaufhaus Tietz. Die Stadt hat große Töchter und Söhne, wie Karl Schmidt-Rottluff, Guido Seeber, Marianne Brandt, Michael Morgner oder Clauss Dietel. Die Chemnitzer gehen häufiger ins Theater als die Leipziger und nutzen ihre super Stadtbibliothek besser als die Dresdner.“ In Verbindung mit der freien Kulturszene und ein paar Änderungen in den nächsten Jahren könnte das die Chance für Chemnitz sein, zu zeigen, was es zu bieten hat.

Text: Maria Stephan, Foto: Maik Irmscher[nbsp]

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