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Randsportarten in Chemnitz

Teil 9: Einsatz von Kopf bis Fuß

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Ja, wir wissen schon. Eine Sportart, die schon zu bei Olympischen Spielen der Antike ausgeübt wurde, kann doch keine Randsportart sein. Aber wie sonst will man eine Sportart bezeichnen, die in Chemnitz gerade mal von einem Verein angeboten und von 35 Menschen in überwiegend familiärer Atmosphäre betrieben wird? Ringen ist in Chemnitz eine Randsportart.

Das war allerdings nicht immer so, erzählt Thomas Hehl vom Ringerclub Chemnitz. Zu DDR-Zeiten habe es mehrere Betriebssportgemeinschaften gegeben, die Ringen erfolgreich betrieben hätten. Mit dem Fall der Mauer seien dann die meisten zusammengebrochen, Ringen wurde fortan an noch im Rahmen des Chemnitzer Sportclubs (CSC) angeboten. Aus einer Sektion des CSC ging im August 1995 der Chemnitzer Ringerclub hervor.

Seit Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 ist Ringen eine olympische Disziplin, seit 2004 auch für Frauen. Unterschieden wird in Freistil, bei dem der gesamte Körper als Angriffsfläche dient, und Griechisch-Römisch, bei dem nur oberhalb der Gürtellinie angegriffen werden darf. Thomas Hehl, der sportliche Leiter des Vereins, betreibt die Kampf- und Kraftsportart seit gut zwanzig Jahren. Am Ringen reizt ihn besonders die Ganzkörperbeanspruchung: „Du bist vom Fuß bis zum Kopf komplett gefordert.“ Außerdem sei es eine Disziplin, die ganzjährig wetterunabhängig betrieben werden könne und nicht von jedem ausgeübt werde. Dass Ringen auch eine Sportart ist, bei der man sich Verletzungen wie beispielsweise Brüche zuziehen kann, will er nicht leugnen: „Es ist ein Kampfsport, darüber muss man sich im Klaren sein.“ Bei guter Erwärmung und Vorbereitung lasse sich das Verletzungsrisiko aber erheblich minimieren.

Warum Ringen in einer Stadt wie Chemnitz – die für viele Sportarten Olympiastützpunkt ist – so gut wie keine Rolle spielt, vermag der 30-Jährige nicht so recht zu erklären. Zum einen sei Ringen in den Medien nicht so präsent. Zum anderen habe man aber auch als Verein nicht genug auf sich aufmerksam gemacht. Dabei kann der Ringerclub einige Erfolge aufweisen. Im Nachwuchsbereich haben man gerade zehn Bezirksmeistertitel gewonnen, erzählt Hehl. Seit dieser Saison nehmen die Chemnitzer Ringer zudem auch wieder im Männerbereich an Wettkämpfen teil, wenn auch in einer Spielergemeinschaft mit Auerbach.

Insgesamt verzeichnet der Verein im Moment auch wieder steigende Mitgliederzahlen, vierzig Chemnitzer haben sich dem Ringen verschrieben, darunter einige Familienväter und ihre Kinder: „In den letzten Jahren ist das Ringen bei uns recht familiär geworden.“ Mitmachen, so Thomas Hehl, könne prinzipiell jeder ab der ersten Klasse. Der jüngste Ringer im Verein ist acht Jahre alt, zudem besuchen auch drei Mädchen regelmäßig das Training. Das findet jeden Mittwoch 17.30 Uhr und jeden Freitag 17 Uhr statt – und steht allen Interessierten offen.

Text [&] Foto: Benjamin Lummer

Erschienen im 371 Stadtmagazin 12/10

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