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Ein Hochhaus wird Theater

Balkonballett im Rosenhof

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Der Balkon ist schon eine seltsame Angelegenheit. Einerseits ist er Verlängerung des privaten Wohnraums nach Außen. Anderseits verliert sich dadurch jene Geschlossenheit der Wohnung.[nbsp]Das Private wird sichtbar. Eigentlich wie geschaffen als Bühne. Im Falle des Balkonballetts: Ein ganzes Hochhaus auf dem Rosenhof.

„Ein Experiment kann nicht scheitern“, antwortet Gabi Reinhardt auf die Frage, ob sie in den letzten Wochen schon einmal Zweifel an der Durchführbarkeit ihres Projektes beschlichen hätten. Seit März arbeitet die freischaffende Theaterpädagogin und Performerin (Foto:rechts) gemeinsam mit Claudia Garbe - Choreographie und Dramaturgie - und Ingolf Watzlaw - Bühne und Dramaturgie - an der Realisierung des „Balkonballetts“.

Die ersten Gedanken dazu hatte sie im April 2012: „Es war auf einem Spaziergang über den Rosenhof, als mir das Hochhaus am Rosenhof 18 und seine unglaublich vielen, übereinander angeordneten Balkons auffielen. Wie kleine Bühnen, die - halb privater, halb öffentlicher Raum - nur darauf warteten bespielt zu werden.“ Ihr schwebte ein Stück für Leute vor, die nicht sowieso schon einmal im Monat ins Theater gehen: „Ich wollte zeigen, dass Theater mehr sein kann, als das, was am städtischen Theater gezeigt wird. Es gab 60 Balkons. Das Motto hieß: `Alles kann, nichts muss´.“

Bereits in Gabi Reinhardts Ansatz schlägt sich dieser Gedanke nieder. Über Informationsveranstaltungen, Interviews, Workshops, Theaterbesuche und Grillabende versuchte sie das Interesse der Bewohner des Hochhauses zu wecken und sie gewissermaßen mit ins Boot und letztendlich auf die Bühne zu holen. Gabi Reinhardt und ihr künstlerisches Team wollten in Kommunikation mit den Bewohnern des Hochhauses und ihren Bedürfnissen treten.

„Es sind die Leute vor Ort, die uns ihre Geschichten geben. Das ganze Stück wurde gemeinsam mit den Hausbewohnern entwickelt. Sie agieren hinter den Kulissen. Sie agieren davor. Das Hochhaus ist die Bühne und die Bewohner sind die Darsteller. Gewissermaßen spielen sie sich selbst in ästhetisierter Form“, verdeutlicht Gabi Reinhardt ihre Arbeitsweise.

Herausgekommen ist eine Materialsammlung die sowohl traurige, schöne, lustige, aber auch schräge, absurde Momente bereit hält. Es gibt Schauspiel, Tanz, eine Hausband, Video, Performance, einen Bürgerinnenchor, … . Und es ist immer noch am wachsen.

Wenn am 6. September um 19.42 Uhr die einmalige, kostenlose „Show“ beginnt, wird sich zeigen, welche Resonanz dieses in Deutschland einmalige Projekt finden wird. Für Gabi Reinhardt ist es jedenfalls bereits jetzt ein Erfolg: „Es ist einfach schön, wie viele Leute sich für das `Balkonballett´ begeistern ließen und mitmachen. Es ist ein Versuch der Poetisierung des Stadtraumes, der Versuch Sichtweisen zu ändern und nachhaltig Fragen aufzuwerfen.“ Von solchen Experimenten kann es bekanntermaßen nie genug geben.

Infos: www.balkonballett.de
Wer das „Balkonballett“ finanziell unterstützen möchte, schaue bitte auf folgende Seite: www.startnext.de/balkonballett2013


Text: chezz Foto: Philipp Fröhlich

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Erschienen im Heft 09/13

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