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Preiswürdiges Kulturgut

Clubförderung wird real

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Es ist eine Revolution. Eine kleine, ja, aber immerhin. Ab sofort fördert der Staat nicht mehr nur die sogenannte Hochkultur in Form von Theater, Museen und Orchestern – erstmals öffnet man die Fördertöpfe auch für Clubs.

Als Förderinstrument hat sich die Bundesregierung gemeinsam mit der Initiative Musik gGmbH, der der ehemalige VIVA-Chef Dieter Gorny vorsteht, auf die Verleihung eines Spielstättenprogrammpreises Rock, Pop und Jazz geeinigt. Mitte Juni wurde die Verleihung dieses Preis ganz offiziell per Gesetz geregelt. Dieses Prinzip ist bereits aus den Programmkinoförderung bekannt und bewährt. Schon seit einigen Jahren können kleine Kinos ihren Spielplan vom letzten Jahr einsenden, eine Jury bewertet dann nach verschiedenen Prämissen die Preiswürdigkeit. Am Ende stehen meist mehrere Hundert Kinos in ganz Deutschland, die sich über eine anerkennende Urkunde und eine Überweisung zwischen 2500 und 20.000 Euro freuen können. Genau so soll nun auch die Clublandschaft belebt werden.

Zur Auslobung des Preises betonte der Staatsminister Bernd Neumann: „Der Preis zielt auf die kleinen und mittleren Clubs und Programmveranstalter, die mit Mut zum Risiko ein kulturell herausragendes Programm anbieten, das jenseits des Etablierten auf ein hohes musikalisches Niveau setzt. Genau diese Risikofreude brauchen wir, wenn sich die Musikszene weiterentwickeln soll und wir unsere vielfältige Clublandschaft erhalten wollen.“ Eine Million Euro hat der Kulturausschusses des Bundestages bewilligt, pro Jahr. Zwischen 10.000 und 40.000 Euro können die einzelnen Clubs daraus abfassen, je nach Art und Umfang des Programms. Förderschwerpunkt sind Livekonzerte, wobei auch DJ-Sets mit eigenem, kreativen Output der Djs mitgezählt werden. Noch bis zum 15. Juli läuft die Bewerbungsfrist. Bis dahin wollen auch einige Chemnitzer Clubs ihr 2012er-Programm zu Geld machen. Ingo Scheller vom Weltecho will sich auf jeden Fall bewerben und betont, dass es höchste Zeit wurde, eine solche Förderung aufzulegen. Auch Jan Kummer vom Atomino freut sich über die Einsicht der Kulturoffiziellen, sieht aber auch Probleme allein durch die Vielzahl der Clubs in Deutschland. „Ich kenne keinen Club, der von sich sagt, er mache ein altmodisches, niveauloses Programm, zahlt schlechte Gagen, verachtet Newcomer, experimentelle und einheimische Künstler. So ähnelt diese Bewerbung einem Lotteriespiel, allerdings mit höheren Gewinnchancen.“ Bewerben will sich der Atomino e.V. natürlich trotzdem. Das der Zeitraum zwischen Gesetzesverabschiedung (12. Juni) und Bewerbungsfrist recht kurz ist und sich der neue Geldsegen noch nicht vollends herumgesprochen hat, bestätigt Jörg Walter vom aaltra. Er erfuhr erst durch die 371-Nachfrage davon, will sich nun in die Förderrichtlinien einlesen und dann über eine Bewerbung entscheiden.

Aber so ist das mit Revolutionen. Sie müssen sich eben auch erstmal herumsprechen, bevor sie richtig losgehen können. Ein Anfang ist gemacht. Bei den Kinos gibt es solche Förderungen übrigens nicht nur von Bundesebene aus. Auch die Länder und oft genug auch die Kommunen unterstützen die kleine Kunstkinos durch Preise oder Projektförderungen. Aber natürlich nie in dem exorbitanten Maße, wie Theater, Museen und Orchester gefördert werden. Zur großen Revolution ist es also im Clubbereich noch immer ein weiter Weg.

Text: Lars Neuenfeld Foto: photocase.de


Erschienen im Heft 07/13

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