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Entscheidung in Chemnitz

3 Patienten - eines neues Bild von Chemnitz

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Das in Chemnitz verdammt schöne Kurzfilme produziert werden, war schon oft Thema im 371. Der Filmemacher Klaus-Gregor Eichhorn jedoch löst sich nun vom minimalistischen Zeitschema und legt mit „3 Patienten“ seinen ersten langen Spielfilm vor. Hauptakteure des Films sind ein Arzt und Eichhorns Heimatstadt.

Bricht man „3 Patienten“ auf eine kurze Grundaussage herunter, dann ist es ein Film über Entscheidungen. Wieviel entscheidet der Mensch selbst, für sich und andere, und wieviel ist vorgegeben? Kann man sich von eigenen Entscheidungen zurückziehen und Regelwerke oder Konventionen den Lauf der Dinge überlassen? Diese Frage hat der Notarzt in Klaus-Gregor Eichhorns Film für sich entschieden. Er macht Dienst nach Vorschrift – und rettet damit Leben. Aber eigentlich ist ihm das egal. Abgestumpft und routiniert geht er seinem „Handwerk“ nach.

Erst eine junge Rettungsassistentin hinterfragt seine Lethargie. Spannend ist dabei vor allem, wie Eichhorn die innere Leere seines Protagonisten bebildert. In betörend schönen Einstellungen filmt Eichhorn das leere, durch Abriss und Zerstörung durchlöcherte Chemnitz. Die Stadt wird zur Metapher und es schließt sich gar der Kreis vom entscheidungsmüden Arzt zum unentschlossenen Chemnitz. Das Eichhorn diese Erzählweise wählt, kommt nicht von ungefähr. Der Filmemacher ist im Hauptberuf Medizinstudent und bald selber Arzt. Zum anderen ist er überzeugter Chemnitzer und verteidigt seine Heimatstadt immer wieder auch zu prominenten Anlässen. Deshalb weist sein Film über die bloße Arztgeschichte hinaus und gerät zum einmaligen Zeitdokument. So wie in „3 Patienten“ war Chemnitz noch nie zu sehen. Spröde und doch verdammt schön.

erschienen im 371 Stadtmagazin 12/10

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