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Heureka im Hörsaal

Der Sprachensucher aus Papua

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Christian Döhler studierte in Chemnitz Politik- und Sprachwissenschaft. Seit einiger Zeit liegt sein Lebensmittelpunkt jedoch in Canberra / Australien. Von hier aus startet er regelmäßig zu Expeditionen nach Papua Neu Guinea. Dort erforscht er von Aussterben bedrohte Sprachen.

Lange sah es nicht unbedingt danach aus, dass er sein Studium zu Ende bringen würde. „Mein Studium in Chemnitz hat mir meine eigentlichen Interessen aufgezeigt. Die lagen eher in der Sprachwissenschaft und in theoretischen Fragen zu Sprachstruktur und Sprachtypologie. Ich habe mehrmals überlegt, die Politikwissenschaft über Bord zu werfen und noch mal von vorn zu beginnen“, erinnert sich Christian Döhler.

Er brach nicht ab und nach seiner Zwischenprüfung wollte er wissen, ob seine berufliche Zukunft wirklich in der Sprachwissenschaft liegen könnte. „2006 bin ich für ein Jahr nach Melbourne gegangen und habe dort ein Aufbaustudium gemacht. Das war ein einjähriges Programm mit vielen spannenden Kursen, wie Sprachdokumentation, australische Sprachen und historisch-vergleichende Linguistik.“ Mit Australien ist Christian Döhler seit einem Schüleraustausch im Jahre 1998 und einen Work [&]Travel Jahr 2001 eng verbunden.

Später bewarb sich für ein Stipendium an der ANU in Canberra und begann 2010 dort seine Doktorandenstelle. Sein Forschungsfeld sind bisher unerforschte Sprachen im Süden Papua Neu Guineas. Laut Christian Döhler, gibt es von diesen Sprachen lediglich das Material von Missionaren. Die Sprachdokumentation dient sowohl der wissenschaftlichen Konservierung, also auch der politischen Aufwertung von Minderheitssprachen. Gewissermaßen schließt sich so der Kreis zu seinem früheren Politikstudium. Doch wie sieht so ein Forscherleben aus? „Ich komme gerade von meiner ersten Sondierungsreise aus PNG wieder. Ich war 8 Wochen in einem kleinen Dorf namens Rouku im Morehead District. Ich habe dort freundliche Menschen getroffen, die mich in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben. Ich habe ihnen erklärt, was Sprachdokumentation bedeutet und sie haben damit begonnen, mir ihre Sprache beizubringen. Im Moment gehe ich meine Aufnahmen und Daten durch um mich für die nächste Forschungsreise vorzubereiten“, erzählt Christian.

Das Ziel seiner Doktorarbeit ist es, eine Grammatik der Kómnjo Sprache zu erstellen. Kómnjo wird von circa 200 Menschen gesprochen, denen Christian versprochen hat, ein Wörterbuch und Schulmaterialen zu erstellen. Von Dezember 2010 bis Mai 2011 wird er als Gaststipendiat am Leipziger Max Plank Institut für evolutionäre Anthropologie arbeiten, bevor er wieder nach Australien aufbricht. Irgendwie hat er sein Herz an diesen faszinierenden Kontinent verloren, obwohl er betont, dass er sich nicht vorstellen kann, für immer dort zu leben.

erschienen im 371 Stadtmagazin Campus,
Text: Chezz Foto: Privat

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