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Letzte Frage im März

Herr Kummer weiß Antwort

Veröffentlicht am:

Lieber Herr Kummer, zum 200. Geburtstag von Karl Marx möchte die Stadt Chemnitz eine Ausstellung konzipieren, zu der Bürger und Bürgerinnen ihre persönlichen Marx-Devotionalien bereitstellen dürfen. Werden Sie sich beteiligen?

Vielen Dank für diese Frage. Auch ich habe im städtischen Amtsblatt von den Ausstellungsplänen gelesen.
Nein, damit möchte ich nichts zu tun haben. Ich werde selbstverständlich nichts einreichen. Was ist denn da für eine seltsame Idee ausgebrütet worden? Chemnitzer Bürger sind nach Auskunft der heimischen Behörden aufgerufen, „alte Marxismus-Leninismus-Lehrbücher, Medaillen von Sportwettkämpfen, Urkunden, sogenannte Wandzeitungen und sonstige Andenken an die Person Karl Marx“ einzureichen. Im Rahmen einer großen Ausstellung zur Chemnitzer Museumsnacht sollen die Scheußlichkeiten dann ausgestellt werden. Jetzt frage ich mich natürlich, was sind das für Leute, bei denen die alten Marxismus-Leninismus Lehrbücher und Urkunden bis heute im Regal stehen? Gibt es tatsächlich Menschen, die die agitatorischen Betriebs- und Hausgemeinschaftswandzeitungen aufgehoben haben, vielleicht sogar in Ölpapier verpackt unter der Dielung?

Vielleicht stimmt ja das Gerücht, dass es im Zeißigwald und unter dem Kassberg geheime Stollensysteme gibt, in denen DDR-Devotionalien und Waffen der Nationalen Volksarmee eingelagert sind. Finstere Senioren und fehlgeleitete Jugendliche treffen sich in düsteren Spelunken und planen die zeitnahe Abschaffung des Kapitalismus. Eine kommunistische Geheimgesellschaft plant angeblich im Jahr des 200. Geburtstages von Karl Marx mindestens in Chemnitz, vielleicht sogar in ganz Sachsen, wieder an die Macht zu kommen. Dann werden die alten Fahnen aus den Verstecken geholt, NVA- und[nbsp] Kampfgruppenuniformen abgestaubt und die FDJ-Hemden aufgebügelt. Jetzt fehlt nur noch ein Zeichen bzw. der Funke, der das Pulverfass entzündet. Die Verschwörer glauben fest an eine uralte Sage, die erzählt, dass der alte Philosoph in einem unterirdischen Studierzimmer direkt unter dem Karl Marx Monument schläft. Alle 100 Jahre wacht er auf, um zu schauen, ob die Zeit gekommen ist, die DDR wieder aufzubauen. Einige der Leser kennen sicher dieses Gedicht: [nbsp]
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[nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp][nbsp] mit ihm zu gegebener Zeit

Viele der Geheimbündler sind überzeugt davon, dass der 200. Geburtstag von Karl Marx und die dazugehörige Ausstellung der lang erwartete Zeitpunkt der Wiederauferstehung des Philosophen und einer DDR Renaissance sind. Wenn das geschieht, und der Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden wieder errichtet wird, empfehle ich eine diskrete Verabschiedung in die innere Emigration. Ich zum Beispiel erwäge dann, ein unauffälliges, bescheidenes Leben als Wandzeitungsredakteur eines, nun wieder volkseigenen, Industriebetriebes zu führen.



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