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Letzte Frage im April

Herr Kummer weiss Antwort

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Lieber Herr Kummer, der Brexit ist wohl erstmal aufgeschoben. Derweil fordern rechtsextreme Politiker wie Martin Kohlmann den Säxit, also den Austritt Sachsens aus der BRD. Wäre das vielleicht eine Lösung für das Sachsenproblem? Oder sollte die BRD besser Polen eine Kaufofferte bzgl. des Freistaats machen?

Das Maß der Dinge im Kampf um eine Loslösung von der Bundesrepublik findet sich selbstverständlich in Bayern. Hier kämpft die Bayernpartei seit 1946 unbeirrt für „Eigenstaatlichkeit“ und „bayerische Unabhängigkeit“. Nach ihrer Gründung entwickelte sie sich - für kurze Zeit - zur gefährlichsten landespolitischen Konkurrenz der CSU. Der Niedergang, hin zu einer winzigen Heimatpartei, begann aber rasch nach dem kurzen Aufschwung. Der CSU gelang es, Wähler und Mitglieder der Partei auf ihre Seite zu ziehen, auch weil sie in gemäßigter Form Teile der von der Bayernpartei vertretenen Ideen und Slogans übernahm. Das Denglisch war in der Nachkriegszeit noch nicht erfunden, sonst hätte man damals vielleicht vom Bayxit gesprochen.

Zum ersten Mal hörte die mäßig interessierte Öffentlichkeit vom „Säxit“ im Jahr 2015 in Dresden während einer Kundgebung auf dem Theaterplatz. Tatjana Festerling, damals noch Pegida-Frontfrau und OB-Kandidatin, forderte unter tosendem Beifall Sachsens Unabhängigkeit von Deutschland und der EU per Volksabstimmung herbeizuführen. Als Begründung nannte sie das aus ihrer Sicht gesetzwidrige Verhalten der BRD in der Asylfrage. Bei verschiedenen Gelegenheiten, meist wenn sich die patriotischen Ureinwohner Sachsens wieder einmal von den Medien und der Berliner Republik missverstanden und geknechtet fühlen, flackert der Wunsch seither immer wieder auf. Lustigerweise sind es die aus dem ultralinken Spektrum stammenden ärgsten politischen Gegner der Rechtspopulisten, die ebenfalls einen „Säxit“ fordern, wenn auch aus anderen Gründen. Hier sind es die peinlichen und fremdenfeindlichen Sachsen, die aus einem weltoffenen, modernen Land herausgeworfen gehören. Es wird der naive und nutzlose Wunsch ausgesprochen, das Böse einfach abstoßen zu können, die Doofen rauszuschmeißen, gerade so, als gehörten sie nicht dazu, als wären sie plötzlich gelandete Aliens.

Politisch schwer einzuordnen waren die Stimmen, die in den Nachwendejahren eine Rückkehr zur sächsischen Eigenstaatlichkeit befürworteten, wobei die Idee eines neuen Königreichs zeitweise eine gewisse Strahlkraft entwickelte. Im 17.Jahrhundert gab es ja schon mal das Königreich Sachsen-Polen. Bei unseren östlichen Nachbarn ist der Zeitraum, als es sich Dresdner Herrscher auf dem polnischen Thron bequem machten, als Sachsenzeit (czasy saskie) bekannt. Hier zeigt sich schon die größte Hürde für einen Verkauf des Freistaats an Polen. Aus historischen Gründen würden die Sachsen darauf bestehen den gemeinsamen König zu stellen und Dresden müsste selbstverständlich polnisch-sächsische Hauptstadt werden. Unter diesen Umständen werden die Polen eine Kaufofferte sicher zurückweisen.

Das Elend mit dem Brexit zeigt uns ohnehin, wie schwierig es ist, aus einem wirtschaftlichen und politischen Verbund auszusteigen. Ich habe den Eindruck, im Zuge dieses qualvollen Prozesses werden bestehende Probleme eher verstärkt als gelöst. Wenn wir gerade bei Großbritannien sind, rund um die Insel gibt es verlassene Bohrinseln und Flakstellungen, die immer mal wieder als Standorte für Piratensender und autonome Ministaaten genutzt wurden. Hier können doch Festerling und Co. einen schönen sächsischen Zwergstaat aufbauen, garantiert ohne Asylanten und mit sicheren Grenzen.

Foto: by_Makrodepecher_pixelio.de

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