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Letze Frage im Oktober

Herr Kummer bekommt Antwort

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Herr Kummer weilt im Urlaub. Kurz vor seiner Abreise schickte er noch eine Frage an die Redaktion, die wir gern beantwortet haben.

Schauspieler und TV erfahrene Immobilienhändler regierten und regieren die größte Volkswirtschaft der Welt. Könnte ein Discjockey Oberbürgermeister von Chemnitz werden?

Lieber Herr Kummer, dass Sie diese Frage an die Redaktion richten, heizt natürlich sofort Spekulationen zu Ihren eigenen Ambitionen an. Als politikinteressierter Bürger dürfte Sie das Vakuum, das durch die Ankündigung der amtierenden Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, im nächsten Jahr nicht wieder zur Wahl anzutreten, entstanden ist, nicht kalt lassen. Bestimmt verfolgen Sie auch aus der Ferne die sich in Ihrem Heimatort überschlagenden Ereignisse. Nur einen Tag nach Ludwigs Verzichtserklärung warf der aktuelle Finanzbürgermeister Sven Schulze seinen Hut in den Ring. Schulze verzichtet bemerkenswerterweise bei seiner Kandidatur bisher auf die Bemerkung, dass er als SPD-Mitglied wohl für die traditionsreiche und seit 27 Jahren in Chemnitz das Stadtoberhaupt stellende Arbeiterpartei antritt. Auf seiner Kampagnen-Website verschweigt er seine Parteimitgliedschaft, und das, obwohl er zum Landesvorstand der SPD gehört. Aber im Moment scheint das SPD-Logo tatsächlich wie ein tonnenschwerer Betonklotz alles ins Einstellige zu ziehen.

Als Zweiter hat nun Jens-Uwe Jahn, manch ganz altem Chemnitzer als DJ Geyer bekannt, seine Bewerbung für das hohe Amt kundgetan. Politik und Entertainment sind eng verschwistert. Zahlreiche Beispiele, von Ronald Reagen bis Wolodymyr Selenskyj, belegen das. Ein DJ in Regierungsverantwortung wäre zwar ein Novum, wohl aber folgerichtig. Djs und Djanes verstehen sich als treue Diener und Dienerinnen des Volkes. Es ist ihr innerster Wunsch, die Crowd aka das Volk glücklich zu machen. Dabei müssen sie nicht mit dem Volk reden, ein guter DJ spürt, was sein Publikum will. Sie sind bemerkenswert multitaskingfähig, wenn man bedenkt, wie kinderleicht sie ein Ohr am aktuellen Sound haben, im zweiten, dem Kopfhörer-Ohr, schon die Zukunftsmusik checken, gleichzeitig mit der einen Hand an irgendwelchen Reglern fummeln und mit der zweiten légère ein Glas Sekt-Red Bull zum Mund führen. Demut, Flexibilität, Lösungorientierung, Zukunftsoffenheit, Management- und Repräsentationsfähigkeiten – all das kann man hier ablesen. Und noch etwas macht sie begehrenswert: Sie erfüllen gern Wünsche – beste Voraussetzungen also für einen demokratisch legitimierten Posten.

Aber nicht jeder Musikdatei-Entertainer ist gleichermaßen geeignet. Genretreue Djs und Djanes gelten als zu eindimensional und wenig flexibel. Vereinfacht könnte man sagen: Je breiter die ausführbare Musikpalette, desto höher die Qualifikation. DJ Geyer hat hier schon viel drauf, schließlich ist er schon seit den frühen 1980ern „an den Decks“. Allerdings fehlt uns die Gewissheit, dass bei Herrn Jahn das neue Jahrtausend tatsächlich schon angefangen hat.

Lieber Herr Kummer, alle in Chemnitz wissen, dass auch Sie seit über 30 Jahren zu den angesehensten, bestgebuchtesten und beliebtesten Djs gehören. Ihre Tonträgersammlung würde aneinander gelegt zweimal um den Äquator wickelbar sein. Für den anständigen Bürger besteht dabei von vornherein die Gewissheit, dass Ihre Plattennadel niemals einen Millimeter nach rechts rücken wird. All das macht Sie per se zu einem aussichtsreichen Kandidaten. Aber bedenken Sie: Oberbürgermeister kennen kein Privatleben, keinen ruhigen Schlaf und vor allem keinen Urlaub. Wollen Sie das wirklich? Wenn ja, dann drücken wir Ihnen die Daumen und verbleiben in der Hoffnung, dass Sie nicht nur zur nächsten Ausgabe, sondern möglichweise auch von der Amtsstube aus diese Rubrik weiterführen.

Foto: by_Timo Klostermeier_pixelio.de

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