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Letze Frage im September

Herr Kummer weiss Antwort

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Sehr geehrter Herr Kummer, wann ist es endlich cool mit dem Cityroller zur Arbeit zu fahren?

Wie bewegt man sich am coolsten? Richtig lässig ist es natürlich, in diesen heißen Sommern einfach ins Büro zu schwimmen. Jeden Tag legt zum Beispiel der Münchner Benjamin David den Weg zur Arbeit in der Isar schwimmend zurück, und das auch im Winter, wenn der Fluss gerade einmal vier Grad misst. Dieser Mann verstaut seine Wertsachen, die Brotbüchse und Wechselklamotten, in einer stylischen, wasserfesten Aktentasche, hechtet in das Gewässer und lässt sich auf Arbeit treiben. In der Schweiz ist das mancherorts schon völlig normal, allein in Basel begeben sich täglich tausende Werktätige so auf ihren Arbeitsweg.

Zum Arbeitsort zu schwimmen ist cool, der Mensch trotzt dem feindlichen Element, er muss sich anstrengen, er kämpft gegen Strudel, Strömungen und arglistige Welse. Rollerfahren dagegen ist ein Rückschritt in der Entwicklung, Rollerfahren ist infantil und peinlich, eines Erwachsenen unwürdig. Cityroller sind Bubble Tea, Barfußschuhe und karierte, knielange Hosen. Cool oder nicht, verschiedene Anbieter von Roller-Ausleihe-Diensten haben sich in Deutschland längst in Stellung gebracht. Sie versuchen ihr Produkt energisch in den Markt zu drücken. Unschöne technologische Zwangsbeglückung, und wir sollen davon begeistert werden, denn nicht nur die Cityroller-Nutzung an sich mit entsprechenden Gebühren ist ein lukratives Geschäft, sondern vor allem die Erfassung der Bewegungsdaten.

Nun gut, ich gebe zu, das Flußschwimmen ist in Chemnitz nur in Zeiten der Jahrhunderthochwasser möglich. Zur individuellen Fortbewegungsproblematik gab es hier schon die verschiedensten Angebote. In der Vergangenheit trotzte Chemnitz erfolgreich verschiedensten Irrwegen, hier gab es keine Bierbikes und kaum Liegefahrräder oder Hooverboards. Den letzten bekannten Versuch, eine peinliche Transportart als trendy zu propagieren, gab es im Stadtteil Sonnenberg. Hier wollte man zivilisierte Menschen in Fahrradrikschas locken und sie kostenfrei durch die Stadt kutschieren. Die armen Fahrer waren dünne Akademiker und ausgezehrte Künstler und hätten interessierte Bürger sicher auch auf Arbeit gefahren, aber wer will so etwas? Will man wie ein Kolonialoffizier durch die Stadt chauffiert werden?

Ob sich der Kultfaktor des Segways erhöht hat, das in Chemnitz nur ultra selten zu sehen ist nach dem tragikomischen, tödlichen Unfall des Firmeninhabers Jimi Heselden, vermag ich nicht zu beurteilen. Der Millionär fuhr mit seinem albernen Scooter über eine Klippe und stürzte in einen Fluß. Eine Art Cityroller für das Wasser gibt es übrigens neuerdings auch. Das Hobie Standup Paddleboard! Schlagersängerin Helene Fischer wurde mit so einem grotesken Teil abgelichtet, ein Surfbrett mit Lenkstange und zwei Pedalen. Zeitgemäßer, würdevoller und sicher auch cooler ist es, ganz einfach zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu benutzen. In Extremfällen, bei körperlichen Gebrechen oder wenn das Wetter brutale Kapriolen schlägt, kann man auch mit Bus oder Bahn fahren. Alles ist besser als diese sicher in Kinderarbeit hergestellten Cityroller. China muss endlich lernen auch ohne dieses unsinnige Exportgut auszukommen!

Foto: by_Hans Snoek_pixelio.de

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