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Der schönste Platz des Sommers

Die Filmnächte werden bunter

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Am 4. Juli wird der Chemnitzer Theaterplatz zwischen Kunstsammlungen und St. Petri zwei Monate zum riesigen Kinosaal. Satte 130 Quadratmeter Leinwand lassen dann allabendlich die Oper hinter den großen Bildern aus dem fantastischen Universum des Kinos verschwinden. Dafür, dass diese Bilder auch pünktlich und scharf auf dem Schirm erscheinen, sorgt der Chemnitzer Filmvorführer Alex Lörinczy.

Genau genommen fingen die Filmnächte auf dem Theaterplatz für Alex Lörinczy schon in den 1940ern an. In dieser Zeit nämlich lernte sein Großvater den Beruf des Filmvorführers. Das Buch über Projektion, das der Opa besaß, hat der Enkel in seiner Kindheit und Jugend fasziniert gelesen. Nach dem Zivildienst nahm er 2001 folgerichtig einen Job bei Cinestar im Roten Turm an. Mit Learning by doing wurde er dort zum Filmvorführer, denn einen Ausbildungsberuf dazu gab es zu dieser Zeit schon längst nicht mehr. Was es allerdings noch gab, das waren echte Filme – also die auf Rollen. Wer einmal auf so einem Gerät sein Handwerk gelernt hat, sagt Alex, der kann es auch auf die neuen anwenden. Im letzten Jahr gab es auf dem Theaterplatz noch Mischbetrieb zwischen Filmrolle und Festplatte, doch zugunsten der Qualität ist diesmal alles digital. Produktionsleiter Markus Richter, der für den kompletten Aufbau am Gelände zuständig ist, freut sich auf den neuen 4K-Projektor, der bei den diesjährigen Filmnächten aufgebaut wird. Fast die doppelte Lichtleistung und viel größere Bildschärfe wird der Projektor bieten. Sicher, echter Film sei romantisch, ergänzt Vorführer Lörinczy, denn man weiß nie, was kommt und muss wirklich pedantisch sein, dass die Show 1A läuft. Aber digitales Kino sei für die Zuschauer einfach ein ganz neues Erlebnis.

Und das Erlebnis, das steht sowieso und zweifellos im Vordergrund. Sonst müsste man auch kein Open-Air-Event starten, da könnten alle zu Hause Fernsehen. Aber zur Filmnacht gibt es die schöne Kulisse, die Sterne und die laue Sommernacht. Und selbst bei schlechtem Wetter, weiß Alex, ist Open-Air-Kino noch etwas ganz besonderes. Es gäbe ja sogar Leute, die es bei Regen genießen, mit dem wasserdichten Cape vor der riesigen Leinwand zu sitzen oder in der überdachten Lounge ihren Cocktail zu schlürfen. Er persönlich freut sich auf die Filme, Django Unchained etwa, der zur Eröffnung läuft, aber auch auf das Bühnenprogramm. Nicht weil er da als Vorführer frei bekommt, sondern weil es hier auch für ihn als Musiker – im richtigen Leben ist der 34-jährige nämlich Sänger und Gitarrist bei Iguana - etwas zu sehen und vor allem zu hören gibt. Beispielsweise bei den Piano Recitals, klassischen Klavierkonzerten. Dazu kommen auch Theaterstücke wie eine Adaption des Ost-Klassikers „Spuk unterm Riesenrad“ oder Comedy mit Olaf Schubert und Band. Alles in allem ist das Programm in diesem Jahr bunter geworden, und auch ein bisschen exklusiver. Mit „Paulette“ flimmert beispielsweise eine Premiere über die Leinwand und mit „00 Schneider im Wendekreis der Eidechse“ erlebt Chemnitz eine außergewöhnliche Preview, zu der auch Helge Schneider erwartet wird.
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Daneben gibt es Blockbuster und Kunstkino, Komödienhits und preisgekrönte Dramen, Klassiker von DEFA bis Chaplin und, erstmals, eine Chemnitzer Kurzfilmnacht. Kurzfilme gehören zwar von Anfang an zum Filmnächte-Programm, bisher griff man aber auf Beiträge vom Dresdner Filmfest zurück. Da aber auch in Chemnitz und Umgebung wunderbare Filme produziert werden, haben die Filmnächtemacher zusammen mit der Chemnitzer Filmwerkstatt ein herrliches Programm mit witzigen, schrägen und spannenden Shorties von hier zusammengestellt. Filmnächtechef Jörg Polenz bringt es auf den Punkt: Man wolle sich programmatisch nicht nur der Schwesterveranstaltung – den Filmnächten am Elbufer in Dresden – annähern, sondern auch ein Programm bieten, das die Chemnitzer von ihren eigenen Filmnächten überzeugt. Für Alex Lörinczy stimmt das mit Sicherheit. Er ist seit Beginn, also zum inzwischen dritten Mal dabei. Und auch wenn er bei seinem Job keinen Film von Anfang bis Ende oder im lauschigen Kinosessel genießen kann, hat er als Vorführer wohl einen der schönsten Arbeitsplätze des Sommers erwischt.

www.filmnaechte.de

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 07/13

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