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Letzte Frage im Juni

Herr Kummer weiß Antwort

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Lieber Herr Kummer, wann wird alles wieder wie früher sein?

Ach, die gute alte Zeit. Wann kommt sie wieder? In manchen Bereichen ist es bereits wie früher. Nehmen wir die Kunstschaffenden, denen wurde in den letzten Monaten der naive Glaube, gesellschaftlich relevant zu sein, gründlich ausgetrieben. Die Politik in Stadt und Land zeigte diesen unberechenbaren Hallodris wo der finanzielle Hammer hängt. Mit mageren Bezügen in der Hartz-Bürokratie gefangen, dürften die feinen Herrschaften jetzt nochmal ihre Berufswahl überdenken.

Jetzt ist Schluss mit Lustig! Es war ein langer Weg vom fast vogelfreien Status des Wanderkünstlers in die geschützten, beheizten Räume der Kirchenchefs und Fürstenhöfe und schließlich in die stolze Eigenständigkeit. Was die momentane Situation betrifft, ziehen sich viele Künstler plötzlich wieder zurück auf einen Bittsteller-Status, der längst überwunden schien. Die Akquise von Trinkgeldern über Online-Plattformen, gnädigen Stipendien und schlecht bezahlten städtischen Plakat-Aktionen, sind Beispiele für die momentane Krisenbewältigung für Kreative. Das ist natürlich nicht zukunftsträchtig und passt nicht zu einer modernen Gesellschaft, aber es ist immerhin wie früher.

Auch die gute alte Heimarbeit, heutzutage Home-Office genannt, feiert fröhliche Renaissance. Endlich wird, wie damals in sächsischen Wohnstuben, wieder geschnitzt, geklöppelt und gewebt. Die Menschen basteln wieder. Wunderschöne Mundschutze werden genäht, auf Balkonen wird musiziert und abends vorm Kachelofen raunt man sich die gruseligsten Verschwörungstheorien ins Ohr. Manche träumen von früheren Zeiten, als die Menschen zwar nur 40 Jahre alt wurden, dafür aber keine Impfungen erdulden mussten, andere versuchen ansteckende Krankheiten durch Bitt-Prozessionen in alter christlicher Tradition zu bekämpfen. Auch in Chemnitz kann man Bürger beim rituellen, wöchentlichen Im-Kreis-Laufen beobachten. Wie in alten Zeiten werden dabei finstere Mächte angeklagt und düstere Verwünschungen gemurmelt.

Nicht so depressiv und mit sympathischerem Grundton ausgestattet sind die „Fridays for Future“ Veranstaltungen. Mitunter fühlt man sich auch hier an frühere Zeiten erinnert. Bereits im Sommer 1212 zogen Kinder und Jugendliche mit Trommeln und Fahnen los, um die Welt zu verbessern. Damals ging es um die vermeintliche Befreiung des heiligen Landes, speziell um Jerusalem. Dem französischen Hirtenjungen Stefan, der behauptete, ihm habe Jesus einen Auftrag erteilt, folgten tausende Minderjährige. Nun gibt es Greta Thunberg mit ihrem Aufruf zum Schulstreik für eine Verbesserung der Umwelt. Sie ist der Star eines neuen Kinderkreuzzuges. Früher, und heute wieder, wollen Kinder ein lautstarkes Vorbild für die Rettung der Welt sein, der sich die Erwachsenen verweigern.

Spätestens im Herbst wird der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in alter Alchimisten-Tradition aus Fröschen, Spinnen und Kinderblut einen Wundersud brauen. Damit wird zunächst in den USA und später in der ganzen Welt der böse Corona-Fluch besiegt, spätestens dann wird endlich alles wie früher sein.

Foto: Helene Souza [nbsp]/ pixelio.de

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