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Gegossenes Licht

Anke Neumann erhellt mit Kunst

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Ein oft unterschätztes Mittel zur Raumgestaltung ist das Licht. Da werden ja gern mal ein paar Halogenstrahler in die Decke gesägt oder eine bunte LED-Strippe um den Fernseher gewickelt. Die Designerin Anke Neumann entwirft ihre Leuchtmittel lieber als Kunstwerke.

Seit etwa zwei Jahren lebt und arbeitet die gebürtige Karl-Marx-Städterin wieder in Chemnitz. In ihrer Werkstatt auf dem Sonnenberg entstehen aus Papier und Leuchtfasern regelrechte Skulpturen, in denen sich das Licht wie strahlende Adern durch das Material ziehen.

Ganz einfach ist das aber nicht. Die studierte Flächen- und Textildesignerin musste beim Papierfachmann in mehrmonatigen Praktika zunächst erst einmal den Umgang mit dem Grundstoff lernen. Denn der wird aus den verschiedenen Fasern bei ihr handgegossen. Dazu nimmt sie Flachs-, Bananen-, Maulbeerbaumfasern oder auch mal ein Baumwolltuch, das ein Kunde als Andenken an seine Mutter beleuchten wollte. Die Fasern werden im sogenannten Holländer zwischen einer Walze und Messern zerrieben und mit so viel Wasser verdünnt, dass kaum noch vorstellbar ist, wie das Ganze jemals wieder zu einem Festen Stoff werden kann. Soweit, so herkömmlich bei der Papierherstellung. Dabei achtet Anke Neumann jedoch auf die richtige Faserlänge, denn im Folgenden sollen jene Fiberglaselemente ins Papier gebracht werden, die aus Handwerk wunderschönes Design machen. Auf großen Sieben entstehen dabei Papiere unterschiedlicher Formen und Strukturen. Glatt, gewellt oder zu Cocons gewunden erweisen sie sich als erstaunlich robust.

Jede Form erfordert dabei andere Herangehensweisen. Mal werden Art und Länge der Papierfasern geändert, mal wird das Papier flach getrocknet, mal als nasses Tuch weiterverarbeitet. Die entstehenden Objekte sind so vielfältig wie ihre Verwendung. Das Lichtpapier hängt inzwischen in Wohnzimmern als Tapete an der Wand, als Beleuchtung in Treppenhäusern, in Galerien oder Büros. Zuletzt gestaltete Anke Neumann den 57 Meter langen Flur eines Hotels in Amsterdam. Dabei arbeitet sie zwar eng mit Lichtplanern und Kunden zusammen, hat aber stets auch Spielraum. Wichtig sei ihr, nicht das Gefühl zu haben, nur Dienstleister zu sein. Auch wenn das in stunden- und tagelanger Arbeit entstehende Lichtpapier nicht nur optisch, sondern auch preislich keine Ikea-Ware ist, bietet sich Lichtfreunden immer wieder Gelegenheit zu bestaunen, was in Sachen Leuchtmittel möglich ist. Ab dem 20. November zeigt die Hochschule für Angewandte Kunst Schneeberg auf dem Schloss Lichtenwalde in der Ausstellung "X" Lichtobjekte aus Anke Neumanns Werkstatt, die in den kommenden Wochen teils eigens für diesen Anlass angefertigt werden.

www.lichtpapier.de

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

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