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Reparieren statt Wegwerfen

Besuch im Reparatur-Café

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BU: Gartenstuhl auf Schubkarrenkarosserie: Sascha in der Quartierswerkstatt auf dem Sonnenberg.

Reparieren und Selbstbauen macht nicht nur Sinn und Spaß, es bringt auf dem Sonnenberg sogar Menschen zusammen.

Es gibt da so eine Geschichte, die mein Vater mir erzählte. Als er ein Kind war, fuhr er mit seinem Fahrrad immer wieder gegen die Mauer des Pfarrgartens. Er wollte ein neues, aber der alte Drahtesel sollte seinen Geist partout nicht aufgeben. Heute ist das umgekehrt. Auch wenn es sich schwer beweisen lässt, sind sich viele Verbraucher und Verbraucherschützer sicher, dass Hersteller von Konsumgütern aller Art die sogenannte geplante Obsoleszenz betreiben. Also etwa einen Fernseher so bauen, dass hitzeempfindliche Kondensatoren direkt neben Hitzequellen gelötet werden. Wegen der hohen Reparaturkosten landen solche Geräte dann nach drei bis vier Jahren auf dem Müll.

Dass das nicht unbedingt nötig ist, soll das Reparatur Café auf dem Sonnenberg beweisen. Jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr lädt Der StadtHalten Chemnitz e.V. dazu ein. Hier sollen Menschen, mit technischen und handwerklichen Fähigkeiten auf solche mit defekten Haushaltsgeräten oder geplatzten Fahrradschläuchen treffen. Im Vordergrund, erzählt Sascha Wagner vom Verein, stehe dabei nicht nur natürliche Ressourcen und Geldbeutel zu schonen, sondern vor allem auch der nachbarschaftliche Austausch. Radio da lassen und nächste Woche abholen ist nicht. Die Experten sollen den Laien zeigen, wie man einen Schraubenzieher benutzt und darüber mit ihnen ins Gespräch kommen. „Dadurch wissen wir auch wieder, wer der eigene Nachbar ist“, sagt Sascha. Später soll es im Reparatur Café auch Workshops geben, in denen nützliches Wissen vom Knopf annähen bis Leiterplatten löten weitergegeben wird.

Wenn dann doch einmal etwas weggeworfen werden muss, hat Sascha Wagner gleich Material für ein weiteres Projekt des Vereins. Beim Upcycling wird aus Schrott etwas Neues gemacht. Das Projekt sucht gerade Teilnehmer – Schüler ab 12 Jahren – die sich in einer Arbeitsgruppe regelmäßig treffen wollen, um im kreativen Team handwerkliche Fähigkeiten zu entdecken. Dort könnte beispielsweise aus Müll Möbel entstehen, wie es Sascha gerade an einem Gartenstuhl auf Basis einer alten Schubkarre versucht:[nbsp] „Bei dem Thema war auch für mich selbst interessant, was man aus Weggeworfenen Sachen noch machen kann.“ Außerdem verfolgt das Upcycling einen integrativen Ansatz, Migranten sollen mit ihrem Fachwissen als Tutoren in Kontakt mit Einheimischen kommen. Wer Interesse am „zweiten Leben“ von Produkten hat, kann sich beim StadtHalten melden oder unter der Projektseite www.upcyclingnow.de vorbeischauen.

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 07/14

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