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Am Connewitzer Kreuz in Leipzig steht ein Kiosk-Häuschen, in dem und um das herum immerzu der süßliche, leicht penetrante Geruch von Cannabis liegt. Das war auch nicht anders, nachdem die Stadt Leipzig am 7. November 2007 eine Warnung vor bleiverseuchtem Cannabis und Marihuana herausgegeben hatte. In den Wochen davor seien 19 bekannte Fälle mit Bleivergiftung aus Leipzig und dem Leipziger Umland akutmedizinisch behandelt worden, hieß es in der Mitteilung. Ob in Chemnitz kontaminiertes Gras im Umlauf war oder ist, kann nur vermutet werden.
An das Gesundheitsamt Chemnitz hätten sich seit Anfang Dezember ’07 „vereinzelt“ Menschen mit Verdacht auf Bleivergiftung als Folge von Cannabiskonsum gewandt, sagt Jörg Grosche, Leiter der Suchtberatung bei der Behörde. Eine genaue Zahl könne er nicht nennen, weil auf Wunsch die Anfragen anonym behandelt und nicht dokumentiert würden. Die Ärzte und Krankenhäuser, die daraufhin den verdächtigen Patienten Blut entnehmen, unterliegen der Schweigepflicht. Aus den Labors, welche die Proben auf ihren Bleigehalt untersuchen, sei dem Gesundheitsamt kein positiver Befund zugetragen worden, sagt Grosche. Es bestünde allerdings auch keine Meldepflicht. Marco Dobeck, Suchtberater bei der Diakonie Stadtmission, geht davon aus, „dass der Stoff in Chemnitz im Umlauf ist“. Zwar habe sich niemand konkret mit dem Verdacht auf Bleivergiftung an seine Stelle gewandt, aus Mitteilungen der Labors sei aber „herauszulesen“ gewesen, „dass es in Chemnitz Fälle gab“. 2008 hat es auch beim Gesundheitsamt keine Anfragen gegeben. „Der Anbieter hat sich wahrscheinlich zurückgezogen. Offenbar war es in Chemnitz nur ein kleines Problem“, sagt Jörg Grosche.
Woher das verderbte Gras stammt, wissen auch die Spezis von drug scouts nicht. Auf ihrer Homepage beteuern sie aber, dass sich das nicht alles die Polizei ausgedacht hat. An Spekulationen über Motive, woher das Blei im Gras stammen könnte, möchten sie sich nicht beteiligen. Blöd ist, dass man kontaminiertes Cannabis nicht erkennt; es gibt beispielsweise auch keine Farbreaktion nach einer Verbrennung. Einmal geraucht, verbindet das Blei sich im Körper mit dem Hämoglobin und wird überall hin transportiert. Vor allem lagert es sich in der Knochenmasse und in den Zähnen ab und wird dort lebenslang gespeichert. Da nützt es auch nichts, Milch zu trinken oder Knoblauch zu essen; das verscheucht nur Vampire oder lockt Katzen an. Als Symptome für eine Bleivergiftung werden Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Antriebsarmut, muskuläre Schwäche, Gangunsicherheit und Gewichtsverlust genannt – sie sind also für Kiffer fast nicht zu erkennen. Weil Blei im Körper verheerende Schäden anrichten und in Extremfällen sogar zum Tod führen kann, sollte jeder sich auf Verdacht hin untersuchen lassen. Das hat keine rechtlichen Konsequenzen, weil in Deutschland der Konsum von Substanzen, die dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt sind, nicht strafbar ist. Am treffendsten hat es der Schulpsychologe Mackey aus der Cartoon-Serie South Park formuliert: „Drogen sind schlimm, mkaaay...“
Wietere Infos unter www.drugscouts.de
Text: Thomas Reinhold
Erschienen im 371 Stadtmagazin 02/08