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Perspektivwechsel

Magazin von Menschen mit Fluchterfahrung

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Viel wurde seit der sogenannten Flüchtlingskrise gesagt und geschrieben. Doch meist sind jene, für die das Wort „Flucht“ eine konkrete Erfahrung bedeutet, vom Diskurs ausgeschlossen. Das Chemnitzer Magazin horizont schlägt einen anderen Weg ein.

Was bedeutet es, das eigene Zuhause verlassen zu müssen, sich auf eine gefährliche Reise zu begeben und an dem Ort, an dem man angekommen ist, weiterhin tagtäglich mit Unsicherheit und Isolation konfrontiert zu sein? Die meisten Menschen in Chemnitz können diese Fragen nicht aus erster Hand beantworten. Um jene zu Wort kommen zu lassen, die selbst flüchten mussten, gründeten Muna Ergieg und Dave Schmidtke in Zusammenarbeit mit dem Fortbildungszentrum Chemnitz im Mai 2019 das horizont-Magazin.

Im Juni darauf erschien die erste Ausgabe. Während der nächsten Monate kamen mehr und mehr Menschen hinzu, mittlerweile sind über 40 Personen aus 14 Nationen beteiligt gewesen. Essays, Reportagen oder Berichte aus dem Alltag der Autor*innen – das und vieles mehr ist in dem aller zwei Monate veröffentlichten Magazin zu lesen. Teilweise erscheinen die Texte zweisprachig, was jedoch organisatorisch und finanziell eine zusätzliche Herausforderung darstellt.

Die Inhalte jeder Ausgabe werden gemeinsam als Kollektiv besprochen und abgestimmt. Obwohl ein Teil des Teams[nbsp] bereits professionell journalistisch tätig war, gibt es viele Autor*innen, deren Texte zum ersten Mal gedruckt erscheinen. Ali Ahmad Wali Zada hat drei Artikel für horizont geschrieben. Als der aus Afghanistan stammende Student das Magazin entdeckte, war er sofort begeistert. „Das ist etwas, was mir selbst immer durch den Kopf ging und ich plante.“, sagt Wali Zada. In einem Text erzählt er von der Region um die Stadt Adraskan, in der er geboren wurde. Er berichtet von der Schönheit des Orts, aber auch dem Krieg mit der Sowjetunion, den Mudschaheddin, den Taliban und dem neuen[nbsp] Aufflammen der Kämpfe im Jahr 2001.

Das horizont-Magazin ist für ihn ein Zuhause und eine Hoffnung geworden. „Die Plattform ist ein Platz, an dem wir unsere Gefühle, Kämpfe und Erfolge öffentlich machen können.“, erklärt er. „Ich dachte nie, dass es so professionell werden könnte, wenn man bedenkt, dass die meisten Leute ehrenamtlich arbeiten.“, schwärmt Dave Schmidtke, der einzige feste Mitarbeiter von horizont. Im September erscheint die zwölfte Ausgabe der Zeitschrift, die durch ihr Wendecover mit großformatigen Illustrationen auffällt. Ebenfalls in Eigenregie und durch eine Chatgruppe koordiniert wird sie dann quer durch die Stadt verteilt.

Mehr unter www.horizontmagazin.de

Text: Christian Selent Foto: Sazinc

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