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Chemnitzer Stadträte im Social-Media-Check

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Das sächsische Superwahljahr beginnt mit der Stadtratswahl in Chemnitz – aus diesem Anlass haben wir mal die Big Player einiger Stadtrats-Fraktionen etwas genauer unter die Social Media-Lupe genommen. Wer präsentiert sich wie, wer bietet was, wer kann GIFs, wer sollte das mit den Hashtags noch lernen? Eine kleine Medienanalyse.


Detlef Müller, MdB (SPD)
2.119 Abonnenten auf Facebook, 957 Follower auf Twitter (@MuellerChemnitz), 690 Follower auf
Instagram (@muellerchemnitz)
Pikantes aus „Über mich“: Mag Rammstein und Depeche Mode und ist scheinbar passionierter Aquaristiker
Profilbild/Titelbild: freundlich, seriös, wir wissen allerdings nicht genau, wer der andere Mann auf dem Titelbild ist, vermuten aber, dass es eine gewisse Bürgernähe (Symbolbild) repräsentieren soll.
Inhalte: schreibt gern längere Texte zu unterschiedlichen Themen, zum Brexit, zu Europa, zu SPD-Themen wie der Grundrente und betreibt auch mal Hipsterbashing. Gibt vor allem aber Einblicke in sein Abgeordneten-Leben. Aus dem Tagebuch eines Bundestagsabgeordneten, sozusagen.[nbsp] Macht weniger Stimmung gegen andere Parteien, als dass er immer wieder die „Vorzüge“ der SPD betont und fürchtet sich nicht vor Emojis. Schreibt manchmal über Berlin, aber noch öfter über Chemnitz und hat sogar seinen eigenen Chemnitz-Hashtag, nämlich #originalchemnitz
Bildsprache: Kaffee und Hallorenkugeln bei der Konferenz, der Abstecher ins Chemnitzer Kabarett, Urlaub am Rennsteig, Besuch beim Bürgeramt[nbsp] – viele Posts scheinen aus dem Leben gegriffen, wie Social Media eben so ist oder sein sollte. Manche nennen es „Authentizität“, aber das ist ein furchtbar[nbsp] unauthentisches Wort.
Lieblingsthema: „Fahrn fahrn fahrn mit der Eisenbahn“ …[nbsp] Als ehemaliger Eisenbahner ist sein Einsatz für den nicht vorhandenen Chemnitzer Fernverkehr beispiellos. Auch sonst ist gefühlt jedes zweite Wort „ÖPNV“, „Verkehr“, „Personennahverkehr“ oder schlicht und einfach nur „Bahn“ Interaktion/Diskussionskultur: Keine interaktiven Umfragen wie man sie heute in den sozialen Medien so macht, auch keine poppigen „Markiere einen Freund“-Beiträge, diskutiert dafür aber recht geduldig und souverän mit Trollen oder ähm sehr kritischen Stimmen. Löscht auch mal beleidigende Kommentare und macht „Frage für einen Freund“-Witze, reagiert mitunter schonmal passiv aggressiv. [nbsp]

Frank Müller Rosentritt, MdB (FDP)
1.582 Abonnenten auf Facebook, wo er auch unter @stolzerchemnitzer zu finden ist, 910 Follower auf Twitter (@theliberalfrank), 860 Abonnenten auf Instagram (@muellerrisentritt), wo er ein bisschen privater postet, zum Beispiel Bilder von seinem Trachten-Auftritt auf dem Chemnitzer Weihnachtsmarkt
Profilbild/Titelbild: sind beide ziemlich sepiastichig, und wirken dadurch unbewusst nostalgisch. Scheinbar steht die Chemnitzer FDP auf entschlossen verschränkte Arme. Kann man schon mal machen, es gibt aber auch aufgeschlossenere Körperhaltungen. [nbsp]
Pikantes aus „Über mich“: Spielt Trompete bei den Heidelbachtal Musikanten oder bei Bernsdorf Brass, mag Skifoahrn und Golfspielen.
Inhalte: teilt vor allem Links und Beiträge anderer und macht am liebsten Stimmung gegen die Groko. Meistens geht es darum, wie schlimm die anderen Parteien sind, dass uns die Grünen unser schönes deutsches Auto kaputt machen wollen und ganz allgemein um Außenpolitik. Und da das ja immer noch die FDP ist, geht es oft auch um Steuern, money makes ja schließlich the world go round. Wenig Privates, wenig Chemnitz –[nbsp] abgesehen von den obligatorischen Stellungnahmen zum CFC und einigen Wirtschaftsthemen
Bildsprache: Setzt hauptsächlich auf das durchgestylte poppig FDP-CI in Pink und Gelb, das schon Christian Lindner fast zum Popstar gemacht hätte.
Lieblingsthema: engagiert sich sehr in der Israelpolitik
Community: Zeigt ebenfalls keine Eigen-Interaktive und sich bei Diskussionen zwar bemüht, scheint aber nicht so richtig hinterherzukommen. Mag es gern kurz und knackig: „Das ist unglaublich!“ und[nbsp] „So ist es“ scheinen seinen Lieblingsantworten zu sein, Next Level wäre dann „Einself“.

Volkmar Zschocke, MdL (Grüne) [nbsp]
1222 Abonnenten bei Facebook, 1320 Follower bei Twitter (@VZschocke), 389 Abonnenten bei
Instagram (@volkmarzschocke), wo er am liebsten Bilder von Blumen, Bienen und Sonnenuntergängen postet.
Profil- und Titelbild: Strahlt wie der Sonnyboy vom Sunshine Boulevard Brühl und hängt im Titelbild superlässig im H vom ZUHAUSE ab.
Pikantes aus „Über mich“: Zschockierend wenig.
Inhalte: Setzt selbstverständlich auf lokale „grüne“ Themen, teilt überwiegend Beiträge seiner Landtagsfraktion, meistens geht es um Pflegenotstand, Luftverschmutzung, Umweltschutz, Abfall-Reduzierung. Teilt auch mal Podcasts (in denen er zu Gast ist). Positioniert sich immer wieder deutlich gegen Rechts.
Bildsprache: Grün grün grün sind alle seine Bilder. Postet außerdem manchmal semiprofessionelle Foto-Collagen mit Zitat, im Social Media-Business auch Visual Statements genannt
Lieblingsthema: Hui, sieht ganz nach #legalizeit aus
Community: Bekommt kaum Troll-Kommentare und hat deshalb auch kaum Gelegenheit zurückzutrollen. Kommentarspalten unter seinen Beiträgen sind eher verwaist. Auch hier keine Umfragen, keine Followerpower, keine Interaktionsposts –[nbsp]dabei ist das der (S)Hit in den sozialen Medien, vor allem Reichweite-technisch [nbsp]

Nico Köhler (AfD)
1644 Abonnenten auf Facebook, 556 Follower auf Twitter (@NicoKoehlerC, mit Deutschlandfahne im Namen), hat Instagramprofil, ist dort aber nicht aktiv
Profil und Titelbild: Trägt selbstverständlich ein pathetisches „Ich bin Chemnitzer und stolz drauf“ Badge mit Skyline und Stadtfarben im Profilfoto. In den Titelbildern (zum Swipen!) findet man die übliche AfD-Discounter-Optik, die Parole “Sozial ohne Rot zur werden“ prangt nationalstolz über dem verwaschenen Stock-Foto einer deutschen Familie. Die AfD braucht echt mal bessere Grafiker.
Pikantes aus der „Über mich“-Kategorie: Mag ein unverfängliches Paul Watzlawick-Zitat
Inhalte: Viel Chemnitz, viel Empörung, viel AfD-Kram eben. Die bösen Grünen, das schöne Stadtfest, die linke Meinungsdiktatur, der arme CFC und so weiter. Bietet diese „Ich bin Chemnitzer und stolz drauf Badges“ für Sie und Ihn an, die man aktuell vermehrt in besorgten Facebookprofilen sieht. Hat eine Anti-Kulturhauptstadt-Petition gestartet, und scheint generell Fan von Petitionen zu sein. Postet aber auch mal was vom Fasching in Grüna, der Grünen Woche (ausgerechnet), ein Weihnachtsgedicht oder ein Bild vom soliden Hausmanns-Schnitzel.
Lieblingsthema: Bürgernähe, wie schlimm die Medien und vor allem die Oberbürgermeisterin gegen unser schönes[nbsp] Chemnitz hetzen
Community: bekommt oft Gegenwind, ignoriert das aber meistens, beantwortet nur hin und wieder Kommentare. Bürgernähe in Form von Followerpower gibt’s auch bei ihm nicht
[nbsp]
Alexander Dierks, MdL (CDU)
1468 Abonnenten auf Facebook, 516 Follower auf Twitter (@alexdierksMdL), 1061 Follower auf Instagram (@alexdierks_chemnitz)
Profil und Titelbild: Hat sein gefiltertes Profilbild mit #starkerstaat verziert, einem Hashtag mit Farbverlauf, doch mit Verlaub – Hashtags in Fotos sind ungefähr so sinnvoll wie Toleranz-T-Shirts vom CFC. Ein freundliches Chemnitzpanorama schmückt sein Titelbild. Darauf zusehen: Der Wall in seiner ganzen Pracht.
Pikantes aus der „Über mich“-Kategorie: #walking #zeisigwald – er sollte sich wirklich nochmal darüber informieren, wie genau Hashtags funktionieren
Inhalte: verbringt scheinbar viel Buddytime mit Werner Patzelt, um am CDU-Wahlprogramm zu tüfteln, ist bekennender Anhänger vom „Team Kretschmer“ – wobei uns ja Team Jess, Team Logan, ja sogar Team Dean lieber gewesen wäre – und liebt das neue Polizeigesetz heiß und innig, Stichwort #starkerstaat. Chemnitz findet kaum statt, dafür aber der Ärztemangel auf dem Land, die Zukunftswerkstatt 202 und natürlich die Grünen, das große gemeinsame Feindbild aller Konservativen.
Lieblingsthemen: Bodycams, Bodycams, Bodycams außerdem noch Bodycams und Bodycams. Scheinbar gibt es im Sächsischen Landtag eine sehr mächtige Bodycam-Lobby. Unsere Hashtag-Empfehlung für die Stadtratswahl: Bodychems. [nbsp]
Bildsprache: Unionsbieder: viele Anzüge, Männer mit Krawatten, ein paar Visual Statements noch mit Zitaten von ihm selbst, ansonsten so konservativ wie es nur geht. CDU-Game strong, wie wir Millennials sagen würden.
Community: Fehlanzeige, diskutiert nicht, interagiert nicht, emojiiert nicht, verwendet nicht mal GIFs [nbsp]

Text: Johanna Eisner


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