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Der neue Kummer

Felix Kummer im Interview

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Die erste eigene Platte wird standesgemäß im ersten eigenen Plattenladen verkauft: Mit Kiox erscheint im gleichnamigen Laden diesen Monat das erste Album von Kraftklub-Sänger Felix unter dem Namen Kummer. Wir haben mal nachgefragt, wie das mit dem Soloalbum gemeint ist.

Dein Soloalbum kam ja ein bisschen wie Kai aus der Kiste. Wann hast du das gemacht?
Die wirkliche Arbeit am Album ging vor anderthalb Jahren los, aber ich schreib da schon ewig dran. Ich wusste lange nicht, was draus wird, oder ob ich das rausbringe, aber ich wusste immer, dass das nicht richtig zu Kraftklub passt. Kraftklub-Songs sind ja eher Prosa, aus der Sicht von Figuren erzählt, weniger persönlich. Und da wir auch eine Band sind, hätte ich es komisch gefunden, die anderen mit meinen Befindlichkeiten zu nerven. Irgendwann hatte ich viel geschrieben und hab versucht, Musik dazu zu machen, da hab ich dann die Jungs ins Vertrauen gezogen und gesagt, hey, ich glaub, ich mach ein Soloalbum.

Gab's aus der Band Feedback zum Material?
Steffen hat dran mitgearbeitet. Am Anfang hatte ich nur den Text und hab zum Beispiel zu Songs von Lana Del Rey geschrieben. Ich wusste musikalisch zwar ungefähr, was ich machen will, bin aber zu dumm, das selber am Rechner umzusetzen. Deshalb sind die ersten Demos dann mit Steffen entstanden.

Im Album steckt ja viel Zeitgeist und aktuelles Chemnitz. Ist das so eine Art Therapie für dich?
Ich würde nicht sagen, dass es ein Konzeptalbum der Selbsttherapie ist. Aber man verarbeitet natürlich viel mit der Musik und dem Schreiben. Das ist natürlich nie eins zu eins – bei einer Therapiesitzung muss man auch keine Reime finden.

Im ersten Song des Albums heißt es „Ich mach Rap wieder traurig". Ist das eine Leerstelle, die du im Genre gesehen hast?
Das ist ja kein Rap-spezifisches Phänomen, das ist eher ein gesellschaftliches, wo ein Männlichkeitsbild vorherrscht, von dem ich mich abgrenzen möchte. Ja, das verkörpern viele Leute im Rap, aber da wird mit anderen Mitteln nur etwas transportiert, das strukturell nicht so weit weg[nbsp] vom Firmenvorstand ist. Natürlich ist es am Ende ein Rapsong, aber ich glaube, die Leute, die da als Stellvertreter genutzt werden, können auch gut austeilen und werden das abkönnen.

Jetzt trittst du erstmals unter dem Namen Kummer auf. Ist das ein sich ehrlich machen oder Back-to-the-roots-Ding?
Ja, auch weil sich Kiox in der Hinsicht von Kraftklubsongs unterscheidet, dass es deutlich persönlicher ist und in manchen Teilen auch autobiografisch. Es hat auch eine Weile gedauert, bis ich mich getraut habe, das Album nicht unter Pseudonym zu produzieren. Aber ich dachte, wenn dann muss ich das richtig machen.

Du bist ja unlängst 30 geworden. Ist das ein Alter wo man mal schaut, wo man grad steht?
Ich hab keine Angst vorm älter werden. Ich freu mich darauf, was kommt und glaub nicht, dass ich mit 40 denke, jetzt kann ich nicht mehr ausgehen und die ganzen jungen Leute sind total komisch. Aber es braucht schon so einen Moment, mal zu denken: Das waren jetzt meine Zwanziger. Weil das auch schon sehr lustige Zwanziger waren. Da hab ich mich erwischt, dass ich auch ein bisschen melancholisch geworden bin.

Du gehst jetzt erstmal auf Tour. Läuft Kraftklub parallel weiter oder legen die anderen die Füße hoch, während du arbeitest?
Ja, genauso muss man sich das vorstellen. Ich bin ja der einzige, der kein Instrument spielen kann, jetzt soll ich mich erstmal beweisen, bevor ich wieder in den Kreis als echter Musiker aufgenommen werde.
Nein, wir haben eine Pause und die anderen sitzen nicht untätig rum. Karl und Steffen produzieren und man nutzt auf jeden Fall die Zeit, um weiter Musik zu machen, das ist einfach das, worauf wir Bock haben.

Jetzt stehst du auch zum ersten Mal allein auf der Bühne. Ist es komisch, die solo, ohne Instrumente zu füllen?
Ich hab das jetzt erst zwei, drei Mal gemacht und es ist auf jeden Fall superkomisch. Das schlimmste ist die Aufregung vorher. Da hatte ich immer Till, der rumrannte und laut war und Karl hat EDM-Mucke aufgedreht, da konnte man das teilen und abbauen. Mit der Aufregung jetzt allein zu sein, ist eine schlimme Umgewöhnung. In Dresden hatte ich einen Auftritt mit AnnenMayKantereit, da dachte ich: Ach ja, das war cool mit ner Band.

Noch eins: Wann ist Autotune tot?
Den hat doch Jay Z schon mit Death of Autotune beerdigt. Ich bin auf jeden Fall Fan von einer ganzen Reihe von Autotunerappern. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Leute, die Autotune fast schon religiös ablehnen, auch die sind, die auch mit Tomaten geworfen hätten, als Bob Dylan mit einer elektrischen Gitarre auf die Bühne kam. Um die zu ärgern, ist Autotune auf dem Album.

Wir sehen dich dann vom 11. bis 13. im Oktober im Plattenladen?
Ja, klar. Ich muss ja ein bisschen verkaufen und irgendwie die Produktionskosten wieder reinkriegen. Aber ich freu mich sehr drauf.

Wir wünschen viel Erfolg und danken für das Interview.

Interview: Michael Chlebusch Foto: Philipp Gladsome

Der Kiox Plattenladen befindet sich vom 11. bis 13. Oktober am Schillerplatz in der einstigen Gaststätte „Die Glocke“.

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