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Heißer Sommer

Film-Festival-Fragen

Veröffentlicht am:

Am 3. Juli starten die vierten Filmnächte auf dem Theaterplatz. 371 sprach mit Chef und Erfinder Jörg Polenz.

Lieber Jörg, welche Erwartungen hast du an das Festival?
Ich freue mich zuerst einmal riesig darauf. Erwartungen versuche ich zu vermeiden.

Ihr habt letztes Jahr eine umfangreiche Besucherbefragung durchgeführt. Was habt ihr daraus für 2014 beachtet und übernommen?
Wir haben mehr überdachte und super bequeme Sitzplätze in der Filmnächte Lounge geschaffen, insgesamt sind es nun 156 Plätze. In Kooperation mit dem Chemnitzer Hof gibt es das Filmnächte-Restaurant. Zudem können wir mit Sportfreunde Stiller, Helge Schneider, der MDR Samstagabend-Live-Show „Sommer bei uns“ sowie Carmina Burana mit großer Lichtinszenierung des Theaterplatzes zahlreiche große Konzerthighlights präsentieren.

Im Filmprogramm finden sich neben Blockbustern, Klassikern und Programmkino-Perlen auch vier Premieren und eine exklusive Preview. Sind solche quasi unbekannten Filme nicht eher ein Wagnis für ein großes Sommer-Open-Air-Kino?
Wir wollen unserem Publikum gern besondere Erlebnisse ermöglichen – zum Beispiel Filmpremieren. Jeder kennt das schöne Gefühl, nach einem Kulturerlebnis, das mich berührt hat, voller Freude nach Hause und durchs Leben zu gehen. Das soll es auch bei den Filmnächten auf dem Theaterplatz geben. In diesem Sinne: Vertrauen Sie uns, wir werden Sie nicht enttäuschen.

Die Filmnächte enden diesmal mit einem ganz speziellen Abend. Ihr zeigt alte Filmaufnahmen aus Chemnitz bzw. Karl-Marx-Stadt. Wie kam es dazu?
Wir sind eine Chemnitzer Veranstaltung und wollen der gesamten Region zauberhafte Sommerabende bieten, da ist es selbstverständlich, dass wir gemeinsam schauen, woher wir kommen. Das Chemnitzer Filmarchiv mit Sandro Schmalfuß sammelt voller Leidenschaft historische Aufnahmen der Stadt und wird eigens für diese Filmnacht einige noch nie gezeigte Dokumente aufbereiten. Kombiniert wird das Ganze mit einem extra für diesen Abend entwickelten Musikkonzept. Ich denke, würdiger können wir die Chemnitzer Filmnächte 2014 nicht beenden.

Du bist als Kinoverrückter bekannt, hast u.a. das Filmfest in Dresden mitbegründet. Verrate und begründe uns doch bitte deine Top 3-Filme seit dem letzten Filmnächte-Sommer.
Blau ist eine warme Farbe: Was für eine Schauspielleistung, in einer derart natürlichen Art und Weise[nbsp] habe ich selten Kino erlebt und der Film hat keine Längen trotz seiner Länge. Der Diskurs um angeblich pornographische Szenen ist gut, aber ich sehe da keine. Denn Pornographie dient ausschließlich der sexuellen Erregung des Betrachters und in diesem Film geht es um Liebe.

Finsterworld: Die deutsche Gesellschaft im Hier und Jetzt. Politisch nicht immer korrekt, schräge Typen, Lachen das mir auch mal im Halse stecken blieb, interessant verwobene Handlungsstränge – kurz ein Klasse deutscher Film der viele Besucher verdient.

Inside Llewyn Davis: Die Coen-Brüder nehmen uns in diesem Film mit ins New York der 1960er Jahre, die Musikszene ist in Aufbruchsstimmung, mittendrin die Hauptfigur Llewyn Davis, ein Folkmusiker, dem mit seiner Gitarre, seinen Songs, zeitweise mit seiner Katze scheinbar gar nichts[nbsp] gelingt und doch bleibt er sich in seiner Weise treu. Wahnsinnig schöne Lieder und im Anschluss gibt es gleich noch Searching for Sugar Man – den Oskar Preisträger von 2012 über die unglaubliche Geschichte von Sixto Rodriguez – zu sehen. Schaut mal auf unsere Facebook-Seite, da kommt für diesen Abend ein Aufruf „Wir suchen junge Folksinger aus der Region Chemnitz“ – der beste wird am Abend live vor dem Film singen. [nbsp]

Spürst Du in Chemnitz mittlerweile ein ähnliches Standing des Festivals wie in Dresden?
Die Dresdner sind teilweise etwas kulturverwöhnt, vielleicht auch auf Grund der vielen Angebote. In Chemnitz haben wir vom ersten Tag an so viele schöne Rückmeldungen der Besucher erhalten, das Chemnitzer Publikum und das gesamte Team vor Ort sind unglaublich herzlich und das tut sehr gut. Ja, wir sind angekommen in Chemnitz, gleichzeitig liegt aber auch noch eine schöne Reise vor uns, denn wir haben hier noch viel vor.

In Dresden rennen euch die Sponsoren die Bude ein. In Chemnitz scheint das doch noch immer verhalten. Warum ist das deiner Meinung nach so?
Nein, das ist nicht der neueste Stand. Unterdessen haben viele Unternehmen den Theaterplatz in Verbindung mit den Filmnächten entdeckt. Und ich bin überzeugt, wir werden alle gemeinsam das Stadtzentrum im Sommer noch attraktiver machen. Die Filmnächte auf dem Theaterplatz sind die Möglichkeit mit Freunden auszugehen, sich zu treffen, zu flirten, neue Filme zu entdecken und Konzerte zu erleben.

Ihr habt immer gesagt, dass die Filmnächte nur funktionieren, wenn neben den Kinoveranstaltungen auch Konzerte stattfinden können. Dafür müssen aber die großen Konzertagenturen vom Standort überzeugt sein. Welche Erfahrungen habt ihr hier gemacht? Es heißt, Chemnitz habe durch seine Lage im Dreieck Leipzig, Dresden und Prag bei denen einen schlechten Stand.
Der Theaterplatz ist eine „Hammer-Location“ – gerade durch die Kulisse mit Oper, den Kunstsammlungen Chemnitz, der St. Petrikirche oder dem legendären Chemnitzer Hof. In diesem Jahr können wir, wie schon erwähnt, viele tolle Konzerte veranstalten. Und es gibt auch schon wieder neue Ideen, zum Beispiel die des Theaters Chemnitz Opernfestspiele in die Filmnächte zu integrieren. Wir arbeiten mit allen Konzertanbietern sehr gut zusammen und haben mit den Filmnächten auf dem Theaterplatz noch viel vor.

Die Konzerte beginnen bereits um 19:00 Uhr. Ist der frühe Beginn eine Reaktion auf die gesetzlichen Lärmrichtlinien, die nach 22 Uhr greifen?
Die Konzerte um 22 Uhr zu beenden ist eine gemeinsame Entscheidung von Stadtverwaltung und uns. Die Zusammenarbeit klappt sehr gut und wir spüren überall den Willen bei allen Mitarbeitern der Stadt, etwas für Chemnitz tun zu wollen. Das ist beispielhaft. Danke an dieser Stelle an: Barbara Ludwig, Miko Runkel, Gunda Georgi, Thomas Scharbrodt, Jörg Reiser, Liane Barth und viele, viele andere.

Letzte Frage: Wie wird das Wetter während der 2014er-Festivalsaison?
(lacht) Wir eröffnen zur Generalprobe am 2. Juli mit dem DEFA-Klassiker „Heißer Sommer“ – Noch Fragen?

www.filmnaechte.de

Interview: Lars Neuenfeld Foto: PAN

Erschienen im 371 Stadtmagazin 06/14

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