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"Enttäuscht sind wir nicht"

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Martin Wolter übernahm im Juni gemeinsam mit Maila Giesder-Pempelforth kurzfristig die Leitung des städtischen Kulturfestivals "Begegnungen". Für 371 zieht er ein erstes Resumee.

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Ihr seid kurzfristig für die erkrankte Ulrike Kölgen eingesprungen. Ihr seid beide erst 27 und so verbanden viele die Hoffnung nach einer prgrammatischen Verjüngung des Festivals mit eurer Berufung. Bist du nun enttäuscht, dass gerade die so genannten "Jugendevents" zum finanziellen Flop wurden?

Tatsächlich war es unsere Aufgabe, dass von Frau Kölgen vorbereitete Programm zu sichern und dieses mit Veranstaltungen für eine jüngere Zielgruppe zu ergänzen. Dabei war es nie unser Ziel, und es ist darüber hinaus auch nicht unsere Aufgabe, kommerziell erfolgreiche Veranstaltungen zu organisieren. Es handelt sich um einen inhaltlichen und qualitativen Anspruch. Ich bin davon überzeugt, dass es uns gelungen ist, neue inhaltlich Akzente zu setzen und neue Zielgruppen zu erschließen. Allerdings ist dies ein langfristiger Prozess und man muss Zeit und Geduld mitbringen. Ich glaube, dass das Festival unter Jugendlichen kaum bekannt ist und die Öffentlichkeitsarbeit diese Zielgruppe nur in begrenzten Maßen angesprochen und erreicht hat. Deshalb von einem Flop zu sprechen, finde ich allerdings etwas übertrieben. Gerade in der zweiten Festivalwoche konnten wir nicht nur einen Anstieg der Zuschauerzahlen, sondern auch eine deutliche Absenkung des Durchschnittsalters feststellen. Darüber hinaus muss ich betonen, dass das Festival in diesem Jahr in der vorläufigen Abschlussbilanz ein positives finanzielles Ergebnis zeigt. Die Zuschauerzahlen sind mit 13.000 relativ stabil zum Vorjahr. Abschließend muss ich sagen, hatte ich bei drei Veranstaltungen mehr erhofft, aber nicht erwartet. Enttäuscht sind wir also nicht.

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Es scheint, als gäbe es für die "Begegnungen" immer zwei Bewertungsparameter: Erstens soll für jeden etwas dabei sein, zweitens muss es eine überregionale Strahlkraft entwickeln. Gehen beide Ansprüche überhaupt zusammen?

Generell kann man es im Bereich der Kultur nie allen recht machen, es geht immer darum eine Zielgruppe zu erreichen. Tatsächlich finde ich es schade, dass nur über Zahlen und nicht über Inhalte diskutiert wird. Es geht am Ende darum, mit dem Festival Identität mit den Chemnitzern zu stiften und überregional ein gewisses Standing zu erreichen. Beide Prozesse laufen mehr oder weniger parallel und das eine unterstützt das andere. Dabei geht es gerade darum, Beliebigkeit zu vermeiden und ein Image zu entwickeln. Hier wird sicherlich in den nächsten Jahren einiges passieren. Dies ist aber eben ein langer stetiger Prozess, den jedes Festival vollziehen muss.


Das Festival arbeitet seit Jahren nach dem Prinzip, einen großen Teil des Programms aus Veranstaltungen zu bestreiten, die sowieso, also auch ohne "Begegnungen", stattfinden würden. Viele empfinden das als Etikettenschwindel. Du auch?

Ich glaube nicht, dass es ein großer Teil war, bzw. weiß ich, dass es in diesem Jahr sehr wenige Veranstaltungen betraf. In den meisten Fällen handelt es sich um Kooperationen mit Veranstaltungsorten oder Veranstaltern. Dabei gibt es natürlich sehr viele verschiedene Formen einer Zusammenarbeit oder Partnerschaft: Finanziell, logistisch, inhaltlich usw.. Ich denke, dass die Tendenz Veranstaltungen „nur“ ins Programm aufzunehmen, rückläufig ist und bleiben wird. Kooperationen wird es aber auch in Zukunft geben müssen.

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Reizt dich ein weiteres Engagement für dieses Festival? Und wenn ja, was sollte sich ändern?

Natürlich sind Maila und ich motiviert weiter zu machen, wenn wir dürfen, um das Begonnene fortzusetzen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich jetzt auch erstmal einen gewissen Abstand gewinnen muss, um mir über den Zweiten Teil der Frage möglichst konkrete Gedanken machen zu können.

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Bisher hast du größere Events in Leipzig und Dresden organisiert, Chemnitz hingegen war Neuland. Was nimmst du aus den vergangenen fünf Monaten positiv mit, was negativ?

Ich glaube Chemnitz hat ein begeisterungsfähiges Publikum und eine gut strukturierte Kulturszene - ich habe viele interessante und tolle Menschen kennen lernen dürfen. Ich würde mir für Chemnitz wünschen, dass die Bevölkerung sich stärker für Kultur engagiert und positioniert – allen voran Jugendliche und Schüler. Ich hoffe, dass die Begegnungen noch eine lange und große Zukunft haben und dass die Chemnitzer hinter ihren Kulturinstitutionen stehen.

Erschienen im 371 Stadtmagazin 11/08

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