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Sein letzter Fall

Manfred Blank macht Figurentheater Noir

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Wir kennen diese Filme mit verrauchten Bürozimmern, in denen das lamellenscharfe Licht jalousiebehangener Fenster den dicken Zigarettenrauch durchschneidet. Und eine Dame in Not ihr Leid dem harten Hund hinter dem Schreibtisch klagt.

Weniger bekannt sind solche Noir-Geschichten allerdings aus dem Figurentheater. Das will Spartenchef Manfred Blank im Februar ändern. Mit der Premiere des Stückes „Schnüffler, Sex und schöne Frauen“ bringt er ab 15. Februar ein bisschen Bogart-Charme für erwachsene auf die Bühne der Chemnitzer Theater.

Darin beschreibt Tony Dunham die Geschichte von Privatermittler Phil Dick, der vom Hilferuf einer Femme fatale in die Verstrickungen um ein seit dem 16. Jahrhundert verschollenes schwarzes Buch gezogen wird. Natürlich gibt es da jede Menge zwielichtiger Gestalten, Bourbon und Pistolen. Darin treibe das Stück die Mittel des Genres oft auf die Spitze, weiß Regisseur Manfred Blank. „Aber hinter der Coolness entspinnen sich auch beinahe rührende Momente“, wie er sagt. Damit die auch spielerisch funktionieren, setzt Blank auf die besonders realistisch gearbeiteten Puppen des Ausstatters Atif Hussein. Mit ihm habe er schon länger zusammenarbeiten wollen und in seinem letzten Jahr vor dem Ruhestand hat sich Blank diesen Wunsch nun verwirklicht. Die komplexen Puppen werden auch „Vierfüßer“ genannt, weil zwei Menschen nötig sind, um einer davon Leben einzuhauchen. In diesem Fall werden das die Ensemblespieler Christopher Schleiff, Gerlinde Tschersich und der Gast Jonathan Strotbek sein. Um ihnen bei all den Puppen auch freie Hand zu lassen, besitzen sie eine Art Eigenleben: „Man kann diese Puppen auch hinsetzen, ohne sie zu bewegen und man sieht: die denken nach!“, zeigt sich der Regisseur begeistert.

Das Stück ist vom Autor Dunham nicht explizit als Figurentheater angelegt, aber für Regisseur Blank kommt, wie er sagt, erst der Stoff, dann die Frage nach der Umsetzbarkeit. „Schnüffler, Sex und schöne Frauen“ wird seine wahrscheinlich letzte Inszenierung als Leiter des Chemnitzer Figurentheaters sein, bevor er die Sparte in der kommenden Spielzeit gemeinsam mit seiner Nachfolgerin leitet und ab 2015 (nach 30 Jahren am Haus) ganz übergibt. Die gewonnene Zeit will er in Musik und Fotos investieren, aber vor allem erst einmal den Keller aufräumen, erklärt Manfred Blank. Aber dann gebe es auch schon erste Anfragen nach Gastinszenierungen – und seine Begeisterung für das Figurentheater sei auch nach all den Jahren noch euphorisch. Wie sich die im Falle Phil Dicks äußert und was Blank als Strippenzieher wirklich im Schilde führt bleibt wie bei einem guten Film Noir: offen bis zum Schluss.

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Erschienen im 371 Stadtmagazin 02/14

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