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Go East!

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Pop ist ein gefräßiges Monster. Und dieses Ungetüm des Entertainments macht vor nichts Halt. Es packt sich all das, was sich zur Metamorphose, zur Assimilation eignet. Folkloristisches wird vom Muff der Weltmusik befreit und in die Computer der europäischen Metropolen hineingeworfen, zerschnitten, gesampelt und mit Fruity Loops zu einem tanzbar verdauten Exkret, dem Remix verarbeitet.

Marco Stahn erstand vor einiger Zeit beim Besuch der Popup-Messe in Leipzig die damals aktuelle BalkanBeats Vol.1 vom Berliner Label „East Block Music“. Sofort fand er daran Gefallen. Seine ersten Balkan-Veranstaltungen in Chemnitz begannen im Kapital, hinter dem Marxmonument. „Ich wollte die Musik einem größeren Publikum vorstellen“, sagt Marco. Die Besucher seines „Klub Solitär“ waren und sind zum überwiegenden Teil Tanzwütige. Wer einmal eine seiner Partys besucht hat, wird das bestätigen können. Das osteuropäische Flair geht sofort in Mark und Bein über. Treibende Beats und wahnsinnig schnelle Unisono-Melodien machen das orientalische Klangmaterial zu einem musikalischen Pulverfass aus westlichem House und folkloristischem Freudentanz. „Das spannende an der Musik ist, dass es immer neue Variationen gibt. Es gibt mittlerweile Drum'n'Bass Remixe genauso wie Dubversionen oder Rockbands, die den Balkansound in ihre Musik einflechten“, erklärt Marco. Eigentlich kommt der Student der Europastudien aus dem Indie- und Alternativebereich und ist bereits seit 10 Jahren als DJ unterwegs. In dieser Zeit hat er sich Einblick in mehrere Bereiche des Musikvertriebes verschafft. Beim Plattenlabel Piranha bekam er ein Gespür dafür, wie schwierig es für ein Weltmusik-Label sein kann, sich das hungrige Monster Pop zu zähmen. Gerade der Umstand, dass alte Veröffentlichungen plötzlich in veränderter Form auf dem Markt neu auftauchten, sei laut Marcos Ansicht eine große Herausforderung für das Label gewesen. Marco beobachtet das Biest aus allen Blickwinkeln. Einerseits spielerisch, andererseits auch wissenschaftlich. Seine Abschlussarbeit soll das Phänomen der neuen Balkanmusik analysieren und das kaum kulturwissenschaftlich erforschte Thema bereichern. Terrestrische Beobachtung und Observierung der Kreatur „Pop“ scheint für den Finsterwalder ein wichtiges Element zu sein. Bei Radio UNiCC leitete er mehrere Jahre die Musikredaktion und ist nach wie vor jeden ersten Sonntag um 6 Uhr abends mit seinem „Klub Solitär“ zu hören. Marco Štani, wie er sich zuweilen nennt, liebt es Dinge zu vermischen. Mit seiner geplanten Veranstaltungsreihe „Eklektik Stadt“ möchte er die Bestie sezieren und kreuzen. „Ich haben das in Berlin schon mal probiert, Indie und Balkanbeats zu vermischen und habe eigentlich nur gute Resonanzen bekommen“, meint er hoffnungsvoll. Am 18. November wird es dann zu ersten Ausstellung des Ungetüms im Atomino kommen. Marco Stahn ist ein Domteur. „Balkan Beats“-Partys gibt es mittlerweile in jeder größeren Stadt. Er brachte das Ungetüm eingepackt in Silberlinge und Vinyl zu uns. Bereichert durch diese Attraktion, sind wir gespannt auf die nächste Vorstellung.

Netz: http://www.myspace.com/marco_stahn

Text: Alexander Loerincy

Erschienen im 371 Stadtmagazin 10/08

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