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Die Neue Sächsische Galerie zeigt Fotografien von Sergej Vutuc, die jenseits von hippen Image-Shots die Skaterszene authentisch und eigenwillig abbilden.
So viele Strickmützen und Kapuzen hatte die Neue Sächsische Galerie wohl noch nicht gesehen. Die Ausstellungsräume im Tietz haben sich zwar der zeitgenössischen Kunst verschrieben, aber zwischen aktuell und angesagt liegen oft Welten. Die kann Sergej Vutuc mit seiner Ausstellung unter dem passenden Titel „Something in Between“ offenbar überbrücken.
Ergraute Herren im Pullunder vermischten sich bei der Vernissage im März mit Skatern in Sneakern und Parka. Ein schönes neues Chemnitz, dass der Fotograf aus Heilbronn da versammelte. Er wurde 1979 in Bosnien und Herzegowina geboren, ist in Kroatien aufgewachsen und hat sich seit Mitte der 90er einen Ruf in der Punk- und Skaterszene aufgebaut. Zunächst als Musiker später – als er 2000 nach Heilbronn zog – als Galerist der Subkultur. Die fängt er auch in seinen stimmungsvollen Bildern ein. Aus dem Leben der Menschen berichten sie, sagt er, vor allem aus seinem Leben. Sie sind darum eng mit der Szene verknüpft, inhaltlich wie formal. Bei Vutuc ist alles Prozess. Die Momente, die er festhält zeigen oft Bewegung oder scheinen einen Blick im Vorbeigehen festzuhalten. Aber auch die Arbeit in der Dunkelkammer mit ausbelichteten Filmrändern, händisch aufgetragenem Entwickler und durchleuchteten Plastiktüten erzeugen das Spontane und beinahe Beiläufige, das seine zahlreichen schwarz/weiß-Aufnahmen ausmacht. Selbst beim Hängen der Ausstellung entschied Sergej Vutuc noch spontan, welches Bild an die Wand soll und welches nicht.
Dass er überhaupt nach Chemnitz kam, verdankt die Neue Sächsische Galerie ihrem Bufdi. Die realisieren während ihrer Zeit regulär ein eigenes Projekt. Michael Winkler, der ebenfalls aus Heilbronn stammt, entschied sich bei seinem für den befreundeten Vutuc und bescherte der NSG nicht nur das für sie ungewöhnliche Genre Fotografie, sondern auch noch ein komplett neues Publikum. Dass das so zahlreich erschien, ist auch dem lokalen Szeneguru Ronald Saupe zu verdanken. Er kannte Sergej Vutuc schon aus einem Bildband und schob den Ausstellungstermin kurzerhand über all seine Facebookkanäle. Und zeigte sich Galerie-Leiter Matthias Lindner im Vorfeld noch skeptisch gegenüber Facebook und Zielgruppenresonanz, darf das Experiment nun als vollkommen gelungen betrachtet werden. Es entstand tatsächlich etwas dazwischen. Die Verfestigung der Subkultur in den Rahmen der zeitgenössischen Kunst bleibt authentisch. Wer noch nicht da war, kann sich bis zum 26. Mai in der Ausstellung davon überzeugen.
Text und Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im 371 Stadtmagazin 04/13