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Chemnitz Celluloid:

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Chemnitz als Sächsisches Manchester? Chemnitz als Sächsisches Seattle? Chemnitz und seine Vergleiche. Aber Chemnitz als Sächsisches Hollywood? Das ist nun doch endgültig übertrieben, oder? Natürlich. Aber eigentlich auch nicht, denn von der Chemnitzer Filmwerkstatt gab es in den letzten Jahren einiges zu sehen. Also Zeit und Grund genug in den nächsten Ausgaben des 371 einige der Personen hinter den Filmen einmal genauer zu beleuchten. Matz ab:

Teil I: Carsten Gebhardt

Es wird ja oft behauptet, dass das Leben die spannendsten Geschichten schreibt.
Im Falle des 1962 geborenen Regisseurs und Drehbuchautors Carsten Gebhardt trifft dies sicherlich zu. Der Weg zumindest, der ihn zu Beginn zum Theater und später zum Film führte, war gespickt mit einigen Zufällen. Am Anfang stand zunächst ein erster ernster und brennender Wunsch: Theater zu machen. So verwundert es nicht, dass Carsten Gebhardt bereits während seines Technologiestudiums die Studentenbühne, wo er als Schauspieler auftrat und erste Stücke inszenierte, den Vorlesungssälen der Universität vorzog. 1986, mit 23 Jahren, brach er das Studium in Chemnitz ab und hielt sich zunächst als Heizer über Wasser. Bald darauf tauschte er jedoch die Heizerschaufel gegen den Notizblock eines Regieassistenten am Chemnitzer Theater. Ein Westgastspiel des Chemnitzers Ensembles hatte dort markante Lücken hinterlassen. Für dreieinhalb Jahre hielt es den Quereinsteiger an dieser Spielstätte, wo er sich nach und nach einen gewissen Stand erarbeitete, aber seinem eigentlichen Ziel – selbst zu inszenieren - nicht wirklich näher kam. Trotz Aussicht auf einen festen Arbeitsvertrag, kündigte er und machte im Anschluss zunächst in Zeitz und dann am Theater in Plauen Station. In diese Zeit fallen auch seine ersten Erfahrungen mit dem Medium Film. „Oft wurden in Plauen Proben aufgezeichnet, für private Zwecke, aber auch für spätere Wiederaufnahmeproben. Gewissermaßen erwachte hier mein Interesse für Schnitt, Einstellungen und das Auflösen von Szenen in Bilder, “ erinnert sich Carsten Gebhardt. 1994 kehrte er der Stadt der Spitze den Rücken und strandete erneut in Chemnitz, wo das Voxxx für die nächsten Jahre sein künstlerisches Zuhause wurde. Hier inszenierte er drei Theaterstücke und produzierte in Zusammenarbeit mit der Chemnitzer Filmwerkstatt seinen ersten Kurzfilm „Seeven“, der später erfolgreich bei Filmfestspielen in Hamburg, Kelibia (Tunesien), Taranto (Italien) und in Tokio gezeigt wurde. „Dienstag“ und „Mittwoch“, zwei Kurzfilme, die später in dem 90 min. Episodenfilm „Wochentage“ aufgingen, folgten. Von 1998 bis 2005 erstreckte sich die Fertigstellung dieses Großprojektes. Doch immer wieder zog es ihn auch zurück zum Theater, für das er Videoarbeiten beisteuerte oder wie im Fall des Staatstheaters in Kassel, selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm. So bleibt offen, für was sein Herz schlägt: Film oder Theater? Die Antwort folgt schnell: „Für mich sind Film und Theater zwei Seiten einer Medaille. Es ist immer eine Frage des Anspruchs an das Medium und was man darstellen will. Für mich ist es eher der Blick auf den Menschen in seiner ‚Nicht-Erkennbarkeit’. Darum habe ich auch ein Misstrauen gegenüber Plots, die kausale Strukturen behaupten und den Zuschauer auf eine Fährte locken, die am Ende eingelöst wird.“ Vielleicht ist hier ein zentraler Punkt benannt, der sich sowohl durch das künstlerische Schaffen, als möglicherweise auch durch die Biographie von Carsten Gebhardt zieht. In jüngster Zeit jedenfalls widmete er sich vor allem der Dokumentation musikalischer Projekte aus dem Raster-Noton Umfeld, wie „Insen“(2006), „UTP“(2007) oder dem „Yellow Magic Orchestra“(2008). So ist es spannend und bleibt abzuwarten, von welchen Projekten man in Zukunft hören wird.

Nachtschicht Celluloid am 29.11.08 auf der Kleinen Bühne des Schauspielhauses: „Seeven“ und „Wochentage“. Im Anschluss ist eine Gespräch zwischen einem Dramaturgen des Schauspielhauses und Carsten Gebhardt geplant.

weitere Infos: www.nachtschicht-chemnitz.de

Erschienen im 371 Stadtmagazin 11/08

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