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Teil 8: Per Anhalter durch Frankreich/Daumen raus

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Ballermann, Petersdom, Ostseestrand – diese Reiseziele können sich vor dem jährlichen Touristenansturm kaum retten. Das 371 interessiert sich für Menschen, die ganz andere Reisen unternehmen.

Das ging schonmal gut los: Nachdem Matthias Strauch und Stefan Hantzschmann sich an einem Sonntag Mitte Juli von Hantzschmanns Bruder am Mc Donald’s des französischen Mulhouse hatten absetzen lassen, kam ihre gerade begonnene zweiwöchige Reise per Anhalter durch Frankreich, Italien und die Schweiz erst einmal ins Stocken. „Wir standen im Drive-In und versuchten, die beiden Leute, die da lang kamen, auf Französisch zu bequatschen“, erinnert sich Strauch. Doch das blieb erfolglos und so hieß es für die ehemaligen TU-Studenten erst einmal, den Weg per pedes fortzusetzen. Von der auf diese Weise erreichten Tankstelle gelangten sie mit einem Umweg über einen Kreisverkehr zu einer Raststätte. Da diese aber über Feldwege angesteuert wurde, mussten die beiden Reisenden den Zaun erklimmen, der den Rasthof umrahmte. „Wir sahen hinterher aus, als hätten wir ein Abenteuer hinter uns“, so Strauch.

Dennoch fanden sie – ausgestattet mit dem, was Strauch „eines der wichtigsten Utensilien beim Trampen“ nennt: dem Pappschild – nach einiger Zeit schließlich einen Deutsch-Franzosen, der bereit war, die TU-Absolventen mitzunehmen, sogar bis Aix-en-Provence. Das war perfekt für Strauch und Hantzschmann, denn ihr Ziel war die Côte d’Azur. Der Haken war nur, dass der PKW statt einer Rückbank ein Metallgestänge zum Verladen von Gegenständen hatte. Auf den folgenden mehr als 600 Kilometern wechselten sich die beiden also ab: jeweils einer auf dem Beifahrersitz und einer zwischen dem Gestänge. Unterwegs erfuhren sie noch, dass ihr Fahrer keinen Führerschein mehr besaß. In Aix-en-Provence angekommen genossen sie ihr Abendessen aus Käse, Weißbrot und Rotwein – daraus wurde ein allabendliches Ritual – und durften sogar noch die Dusche ihres Fahrers nutzen, bevor sie ihr Zelt zwischen wildem Thymian aufschlugen.

Doch trotz aller Misserfolge findet Strauch auch Positives am Trampen: „Als Tramper tauscht man seine Erlebnisse gegen die Mitfahrt ein“ – erzählen statt bezahlen sozusagen. So komme man auf sehr ungezwungene Weise mit den Menschen in Kontakt und bekomme das bereiste Land erklärt. Außerdem erlebe man jeden Tag sehr intensiv, weil man durch die Ungewissheit, wo man landen würde, immer unter Strom stehe. Auf diese Weise seien sie oft zufällig an schöne Ecken zum Schlafen gekommen, die sie sonst nicht gefunden hätten, wie einen Olivenhain in den provenzalischen Bergen. Einige Male mussten sie aber auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Am schwierigsten wurde es in Italien, wo sie oft die Öffentlichen nahmen, wenn sich bis zum Nachmittag nichts zum Trampen ergeben hatte. In der Schweiz funktionierte es wieder besser und so gelangten sie mit einem Mix aus Zug- und Mitfahren wieder nach Deutschland.

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Erschienen im Heft 09/13

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