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Thomas Friedrich ist jung, erfolgreich und sieht gut aus. Gut, letzteres sollte jeder selbst entscheiden. Zumindest die ersten beiden Attribute sind belegbar. Er ist gerade mal 30 Jahre und hat den vielleicht begehrtesten Kulturjob Sachsens ergattert. Seit Februar ist Thomas Friedrich Kurator des Museums Gunzenhauser und damit Herr über 2500 Bilder.
Thomas passt auf den ersten Blick gar nicht in das Klischee vom ernsthaften Kunstmacher. Aber er lebt für die Kunst. "In meiner Freizeit mache ich eigentlich das gleiche wie auf Arbeit. Ich interessiere mich für Kunst, gehe ins Theater, vor allem ins Ballett. Ich habe eben das große Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte." Dabei scheint er alles richtig gemacht zu haben. Während seines Kunstgeschichte-Studiums in Leipzig entdeckte er einen kleinen Zettel an der Pin-Wand: Kunstsammlungen Chemnitz suchen Mitarbeiter. "Ich habe angerufen und wurde Führer in der Picasso-Ausstellung. In 3 Monaten habe ich gut 10.000 Leute durch die Ausstellung geführt. Eigentlich ist Picasso daran Schuld, dass es mich nach Chemnitz verschlagen hat." erinnert sich der gebürtige Dessauer. Danach zog es ihn erstmal nach London, bis 2004 die Kunstsammlungen-Chefin Ingrid Mössinger bei ihm anrief und ein Volontariat anbot. Seitdem hat er wesentlich an den Erfolgen der hiesigen Kunstsammlungen mitgewirkt. Doch neben seiner Arbeit liegt ihm vor allem eins am Herzen: Er will junge Leute für Kunst begeistern. Dass das gar nicht so einfach ist, hat Thomas auch schon feststellen müssen. Seit Ende 2005 ist er der Kopf der "Jungen Freunde der Kunstsammlungen Chemnitz", organisiert Führungen, Ausflüge und jährlich die Junge Kunstnacht. "Im letzten Jahr waren immerhin über 300 junge Leute da. Leider sind davon nur wenige hängen geblieben." Natürlich denkt er über die Gründe nach, gerade angesichts seiner neuen Arbeitsstelle. "Es gibt eine Studie der TU, wonach die Bekanntheit der Kunstsammlungen bei den jungen Chemnitzern erschreckend niedrig ist. Vom Museum Gunzenhauser ganz zu schweigen. Das hat mich schon geschockt." Thomas Friedrich will das ändern und "die Chemnitzer für das Museum Gunzenhauser begeistern: mit vielen Veranstaltungen, in die sich die regionale Kulturszene einbringen kann, und natürlich immer wieder spannenden Ausstellungen." Dass die Wahl zum Kurator auf ihn fiel, nimmt er dabei auch als Zeichen wahr. Nach der Berufung des ähnlich jungen Enrico Lübbe zum Schauspielchef erkennt Thomas Friedrich hier so etwas wie einen neuen Jugendstil im Chemnitzer Kulturbetrieb. Auch deshalb findet er Chemnitz spannend. Obwohl er nicht alles rosig sieht: "Hier gibt es so ein Inseldenken. Man trifft an denselben Orten immer auf dieselben Menschen. Es fehlen Brücken zwischen diesen Inseln." Thomas Friedrich könnte selbst so ein "Brückenbauer" werden. Schließlich ist er zukünftig für einen der wichtigsten Kunstbetriebe der Stadt verantwortlich. Sein Blick auf die hiesige Kunst- und Kulturszene ist jedenfalls angenehm frisch und unverstellt, sein Auftreten sympathisch. Schon wieder eine Menge schmeichelnder Attribute. Die helfen beim Bücken bauen. Und auch, damit "sein" Museum erfolgreich wird.
Text: Lars Neuenfeld, Foto: André Koch
Das Museum Gunzenhauser wird knapp 2500 Werke aus der Privatsammlung des Münchner Galeristen Dr. Alfred Gunzenhauser zeigen können. Sie umfasst unter anderem Werke von Dix, Beckmann, Munch, Corinth, Jawlensky, Münter, Kirchner und Schmidt-Rottluff. Aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts enthält sie Arbeiten von Altenbourg, Baumeister, Grützke, Poliakoff und Antes. Ihr Wert wird auf 200 Millionen Euro geschätzt. Eröffnung ist Ende 2007, Stollberger Str. 2, 09119 Chemnitz.
Heimat:Museum - Home is where the art is - Junge Kunstnacht in den Kunstsammlungen Chemnitz, 1. Juni 2007, ab 20 Uhr Kurzführungen zu den ausgestellten Werken, Musik von den Chemnitzer Vokalpatrioten, Kunstgespräche in den Ausstellungen, Jazziges von "Jazz Noir", Expressionistisches von Bockelmann und Müller, Szenisches von den Studenten des Schauspielstudios. Bundesweit im Rahmen der Junge Freunde:Kunstmuseen.Die Bundesinitiative.
www.kunstsammlungen-chemnitz.de; www.kunstfreunde-chemnitz.de; www.jungefreundekunstmuseen.de
Erschienen im 371 Stadtmagazin 05/07